Neue Woche, neue EMP Plattenkiste. Dieses Mal haben wir wohl einen ganz starken Freitag, was neue Scheiben angeht. Das Sommerloch ist vorbei und nachdem nun auch wieder Lebkuchen und Spekulatius im Supermarkt stehen, kann man sich wieder auf die kürzen Tage einstellen. Das bedeutet für die Plattenindustrie, dass auch mehr und besonders bessere Platten in den Handel kommen um uns Musikfreunde besser über die dunkle Jahreszeit zu bringen. Da freuen wir uns ja derbe und starten direkt in die EMP Plattenkiste für den 11. September 2015. Attacke!
Mehr als 10 Millionen verkaufte Alben? Sportlich! 11 Top-Ten-Singles? OK, auch nicht von der Hand zu weisen. Nun also der nächste Schlag aus dem Hause Stereophonics, damit die Erfolgsgeschichte weitergehen kann. Mit „Keep The Village Alive“ haut man das neunte Studioalbum raus und diesen Freitag kann man sich die Kiste zu Hause auflegen. Was gibt es auf die Ohren? Nun, 10 Songs stellen den Nachfolger des Platin-Albums „Graffiti On The Train“ dar, die sich geradezu nahtlos an das 2013er-Album anschmiegen. In Brüssel und London aufgenommen, bewegt man sich wieder im Windschatten von Bruce Springsteen oder auch The Killers, was sich sehen lassen kann. Mit Songs wie dem Opener „C’est La Vie“ versprüht man Lebensenergie und fast schon jugendliche Leichtsinnigkeit, die nach dem dritten Bier auftritt. Gerade diese Lockerheit macht das Album zu einem geilen Ding und sorgt für Momente der Unbeschwertheit. „Keep The Village Alive“ ist genau das, was man von den erfolgsverwöhnten Stereophonics erwarten kann und muss. Ein sehr starkes Album!
Devil City Angels sind alte Bekannte, denn diese Band hat Altmeister in Sachen „Rock“ vorzuzeigen. Mit Mitgliedern von Ozzy Osbourne und Quiet Riot (Rudy Sarzo), Poison (Rikki Rocket), den L.A. Guns (Tracii Guns) oder auch Brandon Gibbs von The Gibbs Brothers und Cheap Thrill, haben wir ein Who-Is-Who und geradezu 150 Jahre Rockgeschichte auf der Bühne. Nun haben sich diese Herren zusammengetan unter dem Namen Devil City Angels um das gleichnamige Debütalbum vorzulegen. Wer sich mit solchen alten Hasen einlässt, bekommt selbstverständlich erstklassiges Songwriting, meisterliche Backing-Gesänge und fette Melodien. Klar sollte auch sein, dass wir von einem älteren Stil sprechen und die Herren sich an den 60ern und 70ern orientieren, was bei Songs wie „Boneyard“ mehr als deutlich wird. Mit „Goodbye Forever“ haut man sogar noch eine softere Nummer raus, was zu den ingesamt 10 Songs schön passt. Manchmal sollte man doch die alten Männer machen lassen.
The Bones stehen weniger auf ruhigere Töne, wie man nun auch wieder bei „Flash The Leather“ um die Ohren geknallt bekommt. Diese Band ist und bleibt ein Symbol für authentischen (Punk-) Rock, wie er schöner nicht sein könnte. Die Schweden werden seit so vielen Jahren mit Social Distortion verglichen, was letztendlich aber nur unfair ist, denn The Bones sind mehr. Man haut 17 Songs raus, die eine Schnittmenge aus Punk, Rock und Country sind, von der Mike Ness wohl schon lange träumen dürfte. Wo die Kalifornier seit Jahren stagnieren, sind The Bones auch zig Jahre nach der Gründung – und ganz viele Bier später – immer noch für Überraschungen gut. Und da ist nicht mal die auf Deutsch gesungene Nummer „Die Wilden Jahre“ gemeint, welche ein Dankeschön für jahrelange Treue der Deutschen anzusehen ist. The Bones sind Melodie-verliebt, Riff-orientiert und nicht müde, die Welt durch Punk-Rock mit Herz und Eiern ein Stück weit besser zu machen!
Metal-Album des Jahres? Ja? Die Vorboten haben zumindest schon eine klare Sprache gesprochen und ja, Slayer könnte mit dem Album „Repentless“ in der Tat das Album des Jahres im Bereich Metal geglückt sein. Für die Band selbst ist es wohl nach dem Tode von Hanneman das wichtigste Album, denn auch Lombardo hat ja seine Sticks einpacken dürfen und man hatte schon schlimmste Befürchtungen. So, nun lehnt euch zurück und lauscht den Klängen von „Repentless“, denn dieses Album zerfickt (ja, das muss so lauten) wirklich ALLES! Bostaph muss sich nicht verstecken, denn er ist im direkten Vergleich zu Lombardo einfach der bessere Drummer. Zu Gary muss man nicht mehr große Worte verlieren, hat man den bärtigen Typen doch schon öfters live gesehen und ist sich seiner Spielfreude bewusst. „Take Control“ ist wörtlich zu nehmen, „You Against You“ eine klare Kampfansage und wer nach „Cast The First Stone“ immer noch meint, dass er einen Stein nach der Band werfen muss, der wird mit „Pride In Prejudice“ ins Jenseits geschossen. Slayer spielen sich in den Olymp, feuern raus, als ob es kein Morgen mehr geben würde und laufen wie ein geölter Panzer. Wer hier noch Fragen haben sollte, der melde sich bitte persönlich bei mir! UnFUCKINGfassbar!
Das letzte Album in dieser Woche ist „That’s The Spirit“ von Bring Me The Horizon. Was sich auf „Sempiternal“ andeutet, wird mit dem fünften Album der Briten nun in Stein gemeißelt. Deathcore war gestern, Melodien, das Getragene und ja, auch das Epische ist das Hier und Jetzt der Band. Oliver Sykes singt und man hätte es dem Buben vor zig Jahren sicher noch nicht abgenommen, aber es steht im. So fasziniert „Doomed“ mit Tiefgang und vertrackten Fragmenten, „Happy Songs“ mit einer gewissen lebensbejahenden Attitüde und „Throne“ durch Eingängigkeit. Es ist das beste Album von Bring Me The Horizon, denn nun hebt man sich endlich von einer Masse ab, die wie Kletten am Arsch klebten. Mit „That’s The Spirit“ schafft die Band einen Kosmos zu erreichen, der unendlich scheint. Und dennoch – was sicher wohl die schwierigste Aufgabe war – verliert man sich nicht in einem gesichtslosen Raum. Man erkennt die Band nach wie vor, Sykes ist immer noch der selbe Mensch, aber Grenzen kennt diese Band nicht mehr. Wer nun schreit „das ist ja gar kein Metal mehr“, dem kann ich nur ans Herz legen „ja und? Dann hör doch Slayer“. Wer brüllt „wie kann die Band nur sowas machen“, dem sei gesagt, dass gerade solche Alben eine Band nach Vorne bringen und Bring Me The Horizon mit diesem Album mehr Eier bewiesen haben als zig Bands zusammen. Eier, die man braucht ein solch mutiges, aber auch überzeugendes Album zu machen! „That’s The Spirit“ ist eine Offenbarung!