Die EMP Plattenkiste zum 10. April 2020. Ja, Corona hat uns immer noch in der Hand. Schlimmer noch ist aber die Tatsache, dass die ersten Festivals abgesagt werden. Könnte hart werden diesen Sommer. Aber hey, Musik heilt. Und ja neue Alben gibt es auch diese Woche. Also zugreifen!
Molly Hatchet – Molly Hatchet
Die Sonne zeigt sich wieder mehr. Zeit für die schönen Platten des Lebens und ja, lebensbejahende Musik ist angesagt. Da freut man sich doch direkt mehr, wenn Molly Hatchet das Debüt von 1978 wieder neu auflegen. „Molly Hatchet“ ist das, was man als Klassiker im Bereich Southern Rock ansehen muss. Hits wie „Dreams I’ll Never See“ oder auch „Bounty Hunter“ sind legendär. Zeitlose Klassiker geradezu, die auch 2020 noch wunderbar funktionieren. Natürlich kann man sich immer über den Sinn und Unsinn einer Neuauflage streiten, aber ja, manchmal muss dies einfach sein. „Gator Country“ läuft hier wirklich jeden Monat mindestens ein Mal. Wieso? Weil der Song derart viel Gefühl mit sich bringt, wie man es vielleicht damals noch an den Tag legen wollte. Nicht falsch verstehen: Es gibt auch heute noch tolle Southern Rock Bands. Aber damals war eben die Flut an Musik geringer und der Output gefühlt besser. Knaller-Album!
Deranged – Deeds Of Ruthless Violence
Eben noch die lebensbejahende Musik, nun der Schwenk zu den düsteren Klängen. Alleine das Artwork des neuen Albums von Deranged macht klar, dass hier mal auf die Kacke gehauen wird. Vier Jahre hat es gedauert, damit die Schweden sich endlich zu einem neuen Album durchringen konnten. Mit „Deeds Of Ruthless Violence“ wäre der nun im Kasten und hier vorliegend. Die Band spielt erneut auf allerhöchstem technischen Niveau. Es groovt, es knallt, es slammt, wie man so schön sagt. Man nimmt Fahrt auf, peitscht durch die ersten Songs und der Hörer sollte direkt merken, dass Death Metal hier gelebt wird. Ja, schwedischer Death Metal. Wer nun denkt, dass man Vergleiche zu Dismember, Entombed oder auch Grave ziehen kann, dem darf gesagt sein, dass dies nicht von der Hand zu weisen ist. An alte Götter kommt man nicht ran, dennoch kracht es hier von Vorne bis Hinten. Death-Metal-Fan-Pflichtkauf!
Benighted – Obscene Repressed
Erinnert ihr euch noch den Festival-Hit „Ein bisschen Grind muss sein“? Dieser schoss mir durch den Kopf, als das neue Album von Benighted hier lief. Corona rafft eben den Festivalsommer dahin. Aber mit „Obscene Repressed“ gibt es wenigstens ein neues Album der Franzosen. Neuntes Album, nach drei Jahren Pause und ja, die Band aus Saint-Etienne kann es immer noch. Man konnte die Truppe immer als den kleinen Bruder von Aborted ansehen. Ein Vergleich, den beide Bands akzeptieren können. Mit dem neuen Album könnte aber der kleine Bruder die Thronfolge im Hause Grind für sich entscheiden. Alleine durch die Tatsache, dass die Truppe ein paar Songs in Französisch aufs Papier brachte. Technisch versiert, das Songwriting sitzt und zweifelsohne mit einem durchaus fetten Album bestückt, sollten Benighted hier Land gewinnen. „Obscene Repressed“ reiht sich herrlich in die Diskografie ein, zeigt aber auch, dass die Band immer besser wird.
Wolfheart – Wolves Of Karelia
Dickes Lob an dieser Stelle geht an Wolfheart. Im Jahre 2013 gegründet, haut man 2020 das fünfte Album raus. Mit „Wolves Of Karelia“ gibt es von den Finnen schon wieder Output. Frontmann Tuomas Saukkonen macht kein Geheimnis daraus, dass er seinem kreativen Lauf keine Ausgangssperre auferlegen will. Wieso auch, denn die Alben zeigen eine stetige Weiterentwicklung. Wo andere nun denken, dass die Qualität leiden könnte, da zeigt der Finne den Herrschaften eine lange Nase. Doom hier, Geprügel da und ja, dann eben auch mal Streicher. Was komisch klingen mag, geht hier herrlich auf. Insbesondere die Streicher haben sich mehr Raum auf dem neuen Album verschaffen können. Keine Sorge, denn die Härte leidet darunter sicher nicht. Vielmehr gewinnen Songs wie „Reaper“ oder „The Hammer“ massiv an Epik, was der Sache nur Aufwind verpasst. Die Herren zeigen, dass die 8 neuen Songs eine Weiterentwicklung darstellen. Super Album, was Lust auf Mehr macht.
Nightwish – Human. :II: Nature.
Zugegeben: Es ist ein Unding über ein Album eine Rezension zu verfassen, deren Band quasi in einer eigenen Liga spielen. Wie soll man Nightwish bewerten, wenn geradezu alle Bands mit einer ähnlichen Ausrichtung sich an dieser Band orientieren. Würde ein „kauft das Ding, denn es ist wegweisend“ der Sache gerecht werden? Oder bedarf es nun wirklich einem Song-by-Song-Review? Kurzum, ich bin überfragt. Was die Truppe um Tuomas Holopainen abliefert, entzieht sich eben jeder Vergleichsgrundlage. Es gibt nichts, woran man „Human. :II: Nature“ messen könnte. Eine Doppel-Platte, die sich in einen „Vocal-Teil“ und „Instrumental-Tel“ aufteilt. Beide Teile wegweisend und geradezu visionär. Ja, alle Songs sind Ausnahme-Songs und benötigen Zeit. Und ja, Nightwish sind sich treu geblieben. Ob dies nun als „Yes“ oder als „No way“ aufgefasst werden kann oder muss, überlassen wir euch. Man muss sagen, dass Nightwish eben immer noch ein Aushängeschild sind