Die EMP Plattenkiste zum 01. Dezember 2017. Ja, wir sind uns darüber im Klaren, dass ihr eine musikalische Durststrecke durchleben musstet. Ja, wir wissen, dass es einige Wochen still war. Aber so ist das nun mal, wenn man neben dem Job noch andere Dinge erledigen muss. Doch jede Durststrecke hat ein Ende und mit geschwollener Brust darf ich erneut ein „Hier ist die Plattenkiste“ ins Netz brüllen. Wollen wir mal, ne? Attacke mit der EMP Plattenkiste.
Snot – Get Some
Es gibt solche Alben, die schätzt und liebt man schnell. Alben, die man mit gewissen Kapiteln seines Lebens verbindet und die man nicht missen will in seiner Sammlung. Umso schlimmer ist es, wenn man Freund des Vinyls ist, die Perle aber einfach nicht auf Platte zu haben ist. Spotify hin, CD her, ein Zustand, der so manchen Sammler in den Wahnsinn treibt. Ähnlich erging es mir jahrelang mit der Band Snot und ihrem Album „Get Some“. Ein Album, welches Punk, Hardcore, aber eben auch Rock dermaßen gleichbehandelt, dass selbst der Meister Ozzy Osbourne den Hut vor dieser Band zog. Umso schlimmer war es, als der charismatische Frontmann Lynn Strait viel zu früh bei einem Autounfall verstarb. Von diesem Schlag erholte sich die Band nie, obwohl sie immer noch eine Durchschlagskraft wie damals aufweisen können. Diese Granate gibt es endlich auf Vinyl und auch 20 Jahre später definitiv ein heißes Eisen.
Celeste – Infedèle(s)
Wo wir eben bei Hardcore sind, bleiben wir noch einen kurzen Moment hier. Sicherlich sind die Franzosen von Celeste keine reine Hardcore-Combo, jedoch bewegen sie sich streckenweise sehr solide in diesem Revier. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus Black Metal, Hardcore, aber eben auch Sludge und Post-Rock steht nun endlich der Nachfolger zum umjubelten Knaller „Animale(s)“ in den Startlöchern. Sie haben sich Zeit gelassen für „Infedèle(s)“ und wieder ganze Arbeit geleistet. Brutal geht man direkt mit dem Opener zur Sache, welcher roh und direkt den Hörer in diese emotionale Reise durch die Dunkelheit mitnehmen wird. Die sterile und distanzierte Produktion unterstreicht den morbiden Charakter der Sache sehr. Es ist ein komplexes Album, welches Grenzen auslotet und den Hörer definitiv vor eine Mammutaufgabe stellt. Kommt ein Mensch mit diesem Boliden klar? Falls ja, dann weiß man wieso Celeste zweifelsohne zu den besten Bands in diesem Bereich gehören. Starkes Ding!
U2 – Songs Of Experience
U2 muss man wahrlich nicht mehr vorstellen. Nein, wir führen nun auch sicherlich keine Diskussion über die Band und ihr Schaffen. Wem der Song „Bloody Sunday“ zu den Ohren raushängt und Bono als Besserwisser abtut, der muss diese Zeilen nun über sich ergehen lassen oder einfach weiter scrollen. Fakt ist aber, dass U2 nun ihr 14. Album mit dem Namen „Songs Of Experience“ veröffentlichen und hier eindrucksvoll beweisen, wieso man bis heute rund 170 Millionen Tonträger unters Volk bringen konnte. 13 Songs, die quasi die volle musikalische Bandbreite der Band spiegeln und sich zwischen Streichern, Brat-Gitarre und einem charmanten Mainstream ausbreiten. Songs, die zeigen, dass U2 noch nicht altersmüde sind und zum Ende des Jahres eines der Rock-Highlights loslassen. Die Songs wurden umgeschrieben, da Donald Trump Präsident wurde und bereits angedachte Lieder diesen Zustand nicht passend widergespiegelt hätten. Also zurück auf Anfang und was nun erscheint besticht ungemein.
Morbid Angel – Kingdoms Disdained
Es muss das Jahr 1990 gewesen sein, als ich auf Klassenfahrt in England war. Haken an der Sache damals: Wir wurden in englischen Gastfamilien untergebracht. Nun erschien im Jahr zuvor das Album „Altars Of Madness“ von Morbid Angel und mein Kollege und ich, hatten natürlich das passende Shirt von der gleichnamigen Tour. Die britische Familie fand uns weniger witzig mit unserem „evil shirts“. Als dann noch die Hauskatze abhandenkam, mussten wir ausziehen und uns wurde eine neue Familie zugewiesen. Viele Jahre später erscheint nun „Kingdoms Disdained“ und wahrlich, dieses Album versetzt mich in das Jahr 90 zurück. Ein Kracher vor dem Herrn, ein Koloss, der meiner Meinung nach das beste Album seit „Domination“ und mich glücklich macht. Morbid Angel sind so stark wie seit langer Zeit nicht mehr. Sie spielen, nein, sie definieren Death Metal und ja, sie haben mich wieder mit Hoffnung erfüllt. Hoffnung, dass Morbid Angel nie von der Bildfläche verschwinden.