Die EMP Plattenkiste vor dem With Full Force Wochenende und dem Vainstream. Ja, wenn ihr diese Zeilen lest, sind wir schon auf dem Weg nach Roitzschjora um uns Musik um die Ohren ballern zu lassen. Mit hochkarätigen Bands bestückt, hoffen wir doch mal schwer, dass das Wochenende auch einigermaßen trocken bleibt. Muss man fast schon betonen, nachdem das letzte Wochenende dem Southside und dem Hurricane die Suppe so amtlich versalzen hat. Wir werden Spaß haben und da ist das Wetter fast schon egal. Drückt uns und den Besuchern dennoch mal die Daumen. Nun aber mal los mit der EMP Plattenkiste für den 01. Juli 2016!
Accusser – nein, wir wissen ja, dass man die Band Accu§er schreibt, gehören definitiv zu den Bands, die den Thrash-Metal in Deutschland bekannt gemacht haben. Die Band aus Kreuztal formierte sich 1986 und war quasi der Katalysator in Deutschland, nachdem die Amis den Thrash-Metal mit Bands wie Slayer, Metallica und Co salonfähig gemacht haben. 1996 war dann erst mal Schluss und die Band löste sich auf. Aber bis zur Auflösung hatte die Band bereits geile Alben im Kasten, die nun neu aufgelegt werden. Sei es das Debüt „The Conviction“ oder die darauf folgenden Werke „Experimental Errors“ und „Who Domninates Who?“. Alle damals auf dem Label Atom H erschienen, sind nun 2016 wieder als CD und als Vinyl-Ausgabe bei uns erhältlich. Alle guten Dinge sind bekanntlich drei, doch wir legen noch „Double Talk“ und „Repent“ oben drauf. Ebenfalls in beiden Longplayer-Versionen erhältlich. Während die ersten Alben noch sehr Thrash-lastig waren, konnte man bei den späteren Werken aus dem Jahre 1991 und 1992 mehr Aggressivität und Härte auf Rille pressen und somit den typischen Accusser-Sound neu definieren. Nach wie vor eine sehr wichtige Band, die immer zu wenig Beachtung bekommen hat. Aber das könnt ihr ja nun gutmachen!
„Darkness In A Different Light“ von Fates Warning war ein unfassbar gelungenes Comeback. Auch 2013 könnte die Band unter Beweis stellen, dass sie progressiven Metal definieren kann wie anno 2004. Selbstverständlich waren demzufolge die Erwartungen enorm, nachdem verkündet wurde, dass es einen Nachfolger von Ray Alder und seinen Männern gibt. „Theories Of Flight“ besticht insbesondere durch sein starkes Material, was die Songs angeht. Alders und seine Stimme schweben geradezu über allen Tracks und machen die Melodien unverwechselbar. Wir haben Hookline, die mitreißen, Drumgewitter von Bobby Jarzombek und Joey Vera spielt spielt seinen Bass, als ob es kein Morgen mehr geben würde. Es können aber neben all den positiven Dingen auch Parallelen gezogen werden, wie beispielsweise zum „Parallels“-Album aus dem Jahre 1991. Damals wollten sich Fates Warning neu aufstellen, was vielen Fans nicht so richtig geschmeckt hat. „Weniger Melodie, mehr Rums“ wurde damals geschrien und ich gebe zu, dass ich damals die gleichen Gedanken hatte. 2016 sind diese aber vergessen und Fates Warning nehmen erneut den Ansatz um packen göttliche Melodien in ihre Songs. Und irgendwie zündet es dieses Mal auch bei mir. Ein wirklich starkes Album und mehr als empfehlenswert!
Chelsea Grin haben sich zu einer Größe in der Deathcore-Community empor gespielt. Die Band aus Salt Lake City im schönen Staat Utah formierten sich 2007 um die Szene von hinten aufzuziehen. Mit drei Alben im Rücken geht es nun auf Nummer 4 zu, was diese Woche erscheinen wird. „Self Inflicted“ so der Name und ein schroffes „Welcome Back“ macht klar, dass Chelsea Grin ihren Kurs nicht geändert haben. Shouts, perfides Schlagzeug, an der Grenzen des Machbaren und geschickt platzierte Breaksdowns blassen einem in den ersten drei Minuten direkt die Aggression um die Ohren. Dies Todesstiche sind auch hier wieder gezielt platziert worden, wie es eben Deathcore geradezu vorschreibt. Aber schon beim zweiten Song „Four Horsemen“ zeigt sich Shouter Alex Koehler von einer anderen Seite und flüstert geradezu in das Mikrophon. Epische – und auf dem Black Metal entliehene Passagen – verschaffen dem Song eine ganz dunkle Seite, welche durch Samples zum Ende hin nur noch verstärkt wird. „Love Song“ ist Alles, aber sicherlich keine Liebe zur besseren Hälfte. Eher die Liebe zu dem, was sich die Band über all die Jahre angeeignet hat. „Scratching And Screaming“ wird streckenweise geflüstert um dann wieder den Dolchstoss auszuführen. Mit „Say Goodybe“ sagt man gebührend Byebye um hoffentlich bald wieder von Chelsea Grin zu hören. Wir sind zumindest jetzt schon ganz heiß auf den Nachfolger.
Die Schweden von Pain Of Salvation begleiten mich schon längere Zeit. Genau kann ich es nicht mehr ausmachen, wann die Band in meine Leben trat. Ob es „The Perfect Element, Part I“ oder das Album zuvor mit den Namen „One Hour By The Conrete Lake“ war, spielt rückblickend keine Rolle mehr. Einige Alben sollten noch folgen. Die einzige Konstante aller Alben war die Veränderung. Kaum eine Band hat sich so gravierend von Album zu Album verändert. Auch „Remedy Lane“ war im Jahre 2002 anders als die Werke bis dahin. Und dennoch sprechen wir von einem Meisterwerk, welches mich heute noch fesselt. Nun erscheint diesen Freitag eine Neuauflage unter den Namen „Remedy Lane Re:Visited (Re:Mixed & Re:Lived)“ was mich zuerst stutzig gemacht hat. Braucht man einen neuen Aufguss eines alten Albums. Muss man Hand anlegen an einem Werk, welches auch so viele Jahre noch als Meilenstein gilt. Ich hätte vor Wochen noch mit einem klaren „Nein“ geantwortet, muss jetzt und heute aber die Meinung revidieren. Wenn es nur die Percussion wäre, die mehr Nachdruck einverleibt bekommen hat. Nein, auch Didgeridoo, die Akustik-Gitarren und der Gesang von Daniel wirken kräftiger und einfach zeitgemäßer. Nun hat dieses Album sicherlich als Gesamtwerk nicht an Wichtigkeit gewonnen, denn wenn ein Album schon als Wegweiser für eine Band gilt, dann ist die Luft nach Oben quasi schon aufgebraucht, jedoch und das muss gesagt werden, ist diese Auflage das Beste, was man aus diesem Album machen konnte. Und mit 68 beziehungsweise 74 Minuten Spielzeit, bekommt das Werk erst seine Daseinsberechtigung der Extraklasse. Ein progressives Meisterwerk – damals wie heute!
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