Cult Of Luna sind für viele Menschen ein Geheimtipp. Mich begleitet diese Band schon so viele Jahre. Seit ihrem gleichnamigen Debüt „Cult Of Luna“ loten sie die Grenzen des Post-Metals immer wieder neu aus. Doch mit ihrem aktuellen Album „Mariner“ liefern sie schlichtweg das Album des Jahres ab!
Es ist ein unübersichtliches Becken geworden. Das Genre Post-Metal entwickelte sich zu einem Sammelbegriff für Bands, die sich nicht eindeutig dem klassischen Metal zuordnen lassen wollten. Bands, die fern ab von Erwartungen ihr Unwesen treiben und dem Normal-Metal-Fan zu sperrig erscheinen. Bands wie Pelican, Cave In, Neurosis oder eben auch ISIS – auch wenn der Name in diesen Tagen schlichtweg unglücklich ist – haben sich Bands um die Jahrtausendwende die Aufgabe gemacht, komplexe Musik in ein Metal-Korsett zu packen. Musik, welche rein technisch gesehen, dem Metal zuzuschreiben ist, sich aber dann doch nicht dort gut aufgehoben fühlt.
Die Anfänge von Cult Of Luna
Cult Of Luna aus dem schwedischen Kaff Umeå schlossen sich ebenfalls kurz vor der Jahrtausendwende zusammen, um dem tristen Alltag der rund 75.000-Einwohner zählenden Stadt zu entfliehen. Bereits 2 Jahre nach der Gründung konnte man das Debüt vorlegen, welches in eine ähnliche Kerbe schlug, wie Weggefährten es in den Staaten vorgemacht hatten. Cult Of Luna entwickelten sich bereits mit dem zweiten Album „The Beyond“ zu einem Vorreiter besagter Post-Metal-Bewegung. Durch stetiges Touren und konstantes Veröffentlichen, avancierte man in Insider-Kreisen zu einer angesagten Band, die insbesondere durch den Gitarristen und Kopf Johannes Persson nach Vorne gebracht wurde.
Doch 2016 sollte das Überalbum erst erscheinen
2016 sollte aber das Jahr von Cult Of Luna werden. In Zusammenarbeit mit Julie Christmas veröffentlichte man „Mariner“, ein Album, welches faszinierender nicht ausfallen hätte können. Wer Cult Of Luna kennt, weiß, dass die Band durch epische Songs ins Ohr sticht. Songs, die von einem Wechselbad der Gefühle leben und mit Laut-Leise spielen. Ausufernde Wände aus Lärm folgen zarten Momenten, in denen man die Stille geradezu hören kann. Klangteppiche treffen auf knallharte Riffs. Man verschafft sich den musikalischen Raum, welchen Cult Of Luna eben benötigen. Dies schlägt sich in der Spielzeit der einzelnen Songs nieder. Unter 8 Minuten fasst man anscheinend die Instrumente nicht an.
Viele Facetten, die ein großartiges Gesamtwerk ergeben
Aber wieso ist nun gerade „Mariner“ das Album des Jahres? Was macht dieses Werk so einzigartig? Berechtigte Fragen, die schwer zu beantworten sind, falls man sich das Werk noch nicht angehört hat. Es sind diese Momente, in denen der blanke Wahnsinn in der Stimme von Julie Christmas zu hören ist. Sei es bei „The Wreck S.S. Needle“ oder dem Inferno-ähnlichen Ende bei „Cygnus“, welches dem Hörer als Rausschmeißer den Rest verpassen dürfte. Es ist das Zusammenspiel von Gitarrist und Schreihals Johannes, welcher seine Position findet und im Einklang mit Frau Christmas zu sein scheint. Und eben diese agiert als vollwertiges Mitglied, wobei diese Kollaboration anscheinend als einmalige Zusammenarbeit zu verstehen ist.
Wer noch mehr Argumente benötigt…
Wer Harmonien, filigrane Melodien und gleichzeitig tosende Wutausbrüche feiert, sich einem Album widmen will und kann, welches dem Hörer Alles abverlangt, der kommt an Cult Of Luna geradezu nicht vorbei. Es ist ein Album, welches das Einarbeiten des Hörers dankt, indem es bei jedem erneuten Durchlauf Facetten zeigt, die bis dato nicht offensichtlich wurden. Cult Of Luna sind nun sicher nicht der Mainstream-Act, dem man vielleicht ein Album des Jahres zutraut, aber gerade dies lässt dieses Album noch größer werden, als es ohnehin schon ist!