The Ocean haben es geschafft. Die Band um Mastermind Robin haben das Album der Woche im Gepäck.“Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic“ ist ein unfassbar starkes Teil und zurecht auf dem Thron gelandet.
The Ocean sind auf dem Thron. Aber hey, dies war irgendwie schon klar, als das aktuelle Album hier ins Haus trudelte. Die Berliner sind einfach zu perfekt, was sich von Album zu Album noch steigert. 2001 von Mastermind Robin Staps gegründet, veröffentlichte man über die Jahre hinweg diverse Alben, eine Split-EP mit der japanischen Post-Rock-Legende Mono und absolvierte umfangreiche Touren. Sei es das besetzte Haus im entlegensten Winkel Sibiriens, das ecuadorianische Kolonialtheater, aber eben auch der Tourbus, welchen man sich mit The Dillinger Escape Plan, Mastodon und Co schon teilte. Wohlgemerkt: Stets mit einer Zusammenstellung an Musikern, die The Ocean den Zusatz „Collective“ bescherten.
Der Abschluss eines Doppel-Albums
Nach Jahren auf Tour, schlossen sich The Ocean in den Sigur Rós‘ Sundlaugin Studios ein, nachdem Staps erneut im Alleingang das Album abgeschottet in einem Haus am Meer geschrieben hat. Als Doppelalbum konzipiert, erschien 2018 „Phanerozoic I: Palaezoic“ als erstere Teil. „Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic“ ist nun der krönende Abschluss eines Zeitalters, welches sich zwischen „Precambrian“ und den Überalben „Heliocentric / Anthropocentric“ einordnet. Man stellt eine musikalische Brücke fertig und schließt eine chronologische Lücke. Das Erdzeitalter Phanerozoikum, welches rund 500 Millionen Jahre umfasst und bis heute andauert, wird nun abgeschlossen. In diesem Zeitalter sollte die Evolution ungeahnte Tier- und Pflanzenartenvielfalt hervorbringen, gleichzeitig aber auch durch fünf große Massensterben heimgesucht werden. 8 Songs liegen nun vor, die diese Epoche nun abschliessen.
Phanerozoic II zeigt ein anderes Gesicht von The Ocean
Wenn es nun um die Musik von „Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic“ geht, kann man den Worten von Mastermind Staps Glauben schenken. Dieser beschreibt den zweiten Teil als experimenteller und facettenreicher. Das Album hat einen komplett anderen Character im Vergleich zum ersten Teil, beisst sich aber keinesfalls mit diesem. Vielmehr ist es so, dass das musikalische Spektrum von The Ocean komplettiert oder ausgebaut wird. Bereits „Triassic“ macht dies deutlich. Der Song fährt mit Shoegaze-Gitarren auf und baut mit einem dominanten Bass eine Struktur auf, die wahrlich Indie-lastiger ist, als man es von The Ocean gewohnt ist. „Jurassic | Cretaceous“ kackt die 14-Minuten-Marke und beheimatet auch den Gastbeitrag von Jonas Renkse – Frontmann von Katatonia. „Palaeocene“ ist ein Sludge-Hammer, während „Eocene“ mit New Wave-Facetten nicht geizt. „Oligocene“ ist ein instrumentaler Track und schliesst die erste Hälfte des Albums ab.
The Ocean trauen sich mit diesem Album mehr, wie beispielsweise die Black Metal-Attacke bei „Pleistocene“. Mit „Miocene | Pliocene“ darf man sich Goth-Klängen erfreuen, während „Holecene“ Filmmusik darstellen könnte. Alle Protagonisten sind in Hochform und zeigen ihr Können, vielmehr aber noch ihre Fertigkeiten ein komplexes Album nicht durch Überladung gegen die Wand zu setzen. So darf der Hörer sich über anmutende Klänge erfreuen, Musik erleben, die derart detailreich ist, dass man selbst nach dem 10. Durchlauf noch neue Seiten an dem Album entdeckt. Und dies ist und bleibt der Tatsache geschuldet, dass alle Musiker ihr Handwerk auf einem derart hohen Niveau beherrschen, dass sich andere Bands wohl auf Jahrzehnte daran die Zähne ausbeissen werden. Das Album der Woche ist „Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic“!