Sevendust bescheren uns an diesem Freitag das Album der Woche. Mit ihrem 12. Album ist die Band aus Georgia wieder am Start und frönt dem alternativen Metal. „All I See Is War“ ist eine ehrliche Bestandsaufnahme und gleichzeitig das Debüt auf Rise Records. Doch was macht die Band dieses Mal so verdammt richtig?
Sevendust begleiten mich schon sehr viele Jahre. Man könnte sogar sagen, dass ich ein Fan der ersten Stunde bin. Das gleichnamige Debüt aus dem Jahre 1997 sorgte dafür, dass ich angefixt war. „Home“ erschien zwei Jahre später und ich musste damals schon von bedingungsloser Liebe sprechen. Alleine der Schlusssong „Bender“ erfreut sich heute noch allergrößter Beliebtheit. Und dies nicht nur wegen der Tatsache, dass Chino Moreno seine markante Stimme zu diesem Song beisteuerte. Nein, dieser Song symbolisiert für mich den perfekten Abschluss für ein perfektes Album. „Animosity“ war dann 2001 der völlige Wahnsinn und ich zelebrierte das Album mit Schnappatmung. Wie unfassbar kann man als Band denn bitte sein. Nur Hits und dies geschlagene 13 mal. Der Fan-Boy war geboren.
Zwischen Sevendust und mir war nicht immer alles gut
Doch wir hatten auch schwere Stunden, wenn ich auf die Beziehung zwischen der Band und mir zurückblicke. „Seasons“ war ein Einbruch, „Next“ ebenfalls und „Alpha“ quasi eine komplette Selbstaufgabe. Nein, wer ein Derek Hess-Plagiat als Cover wählt, der muss einfach die Kontrolle über sein musikalisches Leben verloren haben. Der Rest zwischen den Jahren 2008 und „Kill The Flaw“ aus dem Jahren 2015 wurde zur Kenntnis genommen. Euphorische Jubelschreie blieben aber aus. Ein Umstand, der mich beschäftigte, aber nun auch rückblickend nicht revidiert werden kann. Die Band um Ausnahmesänger Lajon Witherspoon blieb einfach immer hinter meinen Erwartungen und weit unter dem, was diese Band zu leisten vermag. Der Schmerz war groß, dieser sollte nun aber komplett aus meinem Leben weichen. Mit „All I See Is War“ haben Sevendust ein Überalbum geschrieben. Eines, welches weitere musikalische Fauxpas bereits jetzt verzeiht.
All I See Is War ist eine Kampfansage
„All I See Is War“ ist schon als Titel alleine eine Bestandsaufnahme, was den Hörer erwartet. „Dirty“, der Opener“, quasi eine Kampfansage. Fette Riffs, ein Morgan Rose, welcher sichtlich Spaß hinter dem Schlagzeug hat und Witherspoon, der seine bluesige und gleichzeitig Metal-lastige Stimme zum Besten gibt. Fehlstart? Nicht hier, denn genau hier werden die Trademarks unterstrichen, welche „Home“ damals groß machten. „God Bites His Tongue“ ist ein groovig ausgelegter Song, welcher durch die Gitarrenarbeit des Gespanns Connolly/Lowery sich in unerreichte Höhen schraubt. In 3:45 Minuten wird quasi alles dargeboten, was diese Band ausmacht! Melodien, die nicht von dieser Welt scheinen, Groove, der die Wände zum Beben bringt und eine Stimme, wie sie Gott – um beim Titel zu bleiben – wahrlich nur ausgewählt vergeben hat. „Medicated“ stellt eine ruppige Nummer dar, „Unforgiven“ ist ein Wechselspiel zwischen Härte und Emotionen und mit „Sickness“ hat man die perfekte Überhymne geschrieben, die wahrlich keine Wünsche offen lässt. Stakkato-Gewitter gefällig? Auch damit kann man dienen, wie es „Risen“ zeigt, welcher gleichzeitig die Halbzeit des Albums einläutet.
Sprechen wir vom Album des Jahres?
Durch sein Piano-Intro und dem schleppenden Drumming ist auch „Moments“ ein wahrer Hit. Witherspoon zeigt, welche Spanne seine Stimme hat, was die Nummer fast zu einer Solo-Nummer macht. Aber auch nur fast, denn diese Band ist in diesem Moment nur dezent, versteckt sich aber nicht. „Not Original“, „Life Deceives You“, „The Truth“ und auch der Rauswerfer „The Truth“ sind allesamt erstklassige Songs, welche alle Trümpfe und Asse ausspielen, die diese Band anscheinend in unendlicher Anzahl hat. „Descend“ wird bereits beim ersten Durchlauf als Gott-Nummer deklariert und es gibt keinerlei Wünsche, die nicht bedient wurden. „All I See Is War“ ist das, was man die Wiedergeburt nennt. Ein Album, welches man Sevendust wahrlich nicht mehr zugetraut hätte und welches sich so herrlich anfühlt, dass man schon mit dem Titel „Album des Jahres“ im Kopf durch das Leben geht!