Parkway Drive heimsen den Titel „Album der Woche“ ein. Mit einem unfassbar mutigen Album überzeugen die Australier auf ganzer Linie. „Reverence“ ist aufgeschlossen ohne dabei die alten Stärken zu vergessen. Es ist aber auch ein Album, welches die logische Weiterentwicklung einer Band ist, der Metalcore zu eng gestrickt war. Parkway Drive und „Reverence“! Ein Album, welches euch nicht mehr loslassen wird.
Parkway Drive haben es klammheimlich gemacht. Während wohl der Großteil der Fans dachte, dass sich die Australier von ihrer intensiven Clubtour zum 10-jährigen Jubiläum von „Horizons“ erholen, werkelte die Truppe an einem neuen Album rum. Heimlich und die Sicherheitsstufe glich der des Weißen Hauses. Selbst Pressevertreter wurden angehalten, kein Wort zum Album zu verlieren. Weder mit Freunden sollte man sprechen, noch soziale Plattformen mit Hinweisen bombardieren. Alles, damit die Überraschung für die Fans so richtig fett werden sollte. Erst am 12. März diesen Jahres verkündete man den Titel des Albums und schickte direkt die zweite Single „The Void“ ins Rennen. Denn selbst nach dem bereits zuvor veröffentlichten „Wishing Wells“ fiel bei vielen Fans noch nicht der Groschen. Sei es drum, das Konzept ging auf und man machte die Überraschung komplett, als dann letztendlich „Reverence“ ankündigte.
Mit „Reverence“ ziehen Parkway Drive alle Strippen
Nun liegt uns das Album schon eine Weile vor und ja, wir haben das Ding nun etliche Male gehört. Ein Album, welches so gänzlich dem Metalcore den Rücken gekehrt hat und sich offen darbietet. Ein Album, welches aber auch mannigfaltig ausgefallen ist und kein Song dem anderen gleicht. 10 Songs, die alle Strippen ziehen, die diese Band auch nur im Ansatz greifen konnte. Mit „Ire“ hat man sich schon geöffnet und ging neue Wege. Im Nachhinein macht „Ire“ dahingehend aber noch mehr Sinn: Man wollte den Fan darauf vorbereiten, dass man eine neue Ära in der Bandgeschichte bestreitet. Doch was erwartet einen nun, wenn man das Album einlegt? Muss man sich fürchten und wird eventuell enttäuscht sein? Sicher nicht, denn Parkway Drive sind immer noch die Aussies, die man über die Jahre ins Herz geschlossen hat. Nicht nur menschlich, nein, auch musikalisch. Aber schauen wir mal unter die Haube von „Reverence“.
Halb-Ballade hier, Zorn da – Der Spagat ist riesig…
„Wishing Wells“ ist schon bekannt und wohl der Song, der einen versöhnlichen Brückenschlag zu den alten Tagen der Band herstellen soll. Zornig tritt Winston auf und mit druckvollen Riffs und einem scheppernden Schlagzeug hat man letztendlich einen Song, der auch auf einem der Vorgänger-Alben sich befinden könnte. „Prey“ hingegen ist eine Hommage an den Power Metal. Galoppierend und mit so wahnsinnig viel Epos, wie es eben nur dieses Genre hervorbringen kann. Durchaus gewollter Nebeneffekt: Den Song bekommt man einfach nicht mehr aus dem Kopf. Doch auch dezent kann diese Band, wie es „Cemetary Bloom“ beweist. Eine Halb-Ballade, welche positioniert nach dem Mammut-Song „Absolute Power“ die Fahrt aus dem Album etwas rausnimmt. Ist auch richtig so, denn „Absolute Power“ ist wahrlich ein Nackenbrecher. Wer ruht, der rostet, aber dahingehend sind Parkway Drive auf der sicheren Seite, wie sich im weiteren Verlauf zeigen wird.
… aber die Aussies schaffen diesen mit links
„I Hope You Rot“ besticht mit Kirchen-Chören, welche im ersten Moment befremdlich wirken könnten. Wenn man sich aber zu Gemüte führt, dass der Song eine Abrechnung mit dem Kindesmissbrauch-Skandal der katholischen Kirche in Australien ist, dann macht die Sache wieder Sinn. Mit den eigenen Mitteln geschlagen und eine klare Kampfansage. Orchestral ist „Shadow Boxing“, welches selbst vor Klavier und Sprechgesang nicht Halt macht. Gewagt, mutig, aber mehr als überzeugend. „In Blood“, „Chronos“ und „The Colour Of Leaving“ sollen wahrlich kein Beiwerk sein und sind allesamt fette Songs. Zwischen Country, Gothic und eben astreinen Metal, loten Parkway Drive wahrlich Alles aus. Das Konzept „mutig sein“ ist Programm, jedoch kann kaum eine Band dabei so überzeugen wie diese Truppe. Summa summarum muss gesagt werden, dass „Reverence“ ein unfassbar kurzweiliges Album ist, was mit Druck nicht geizt, dem klassischen – und leider sehr langweiligen – Metalcore den Mittelfinger zeigt. Zurecht unser Album der Woche!