Overkill sind mit ihrer 18. Platte bei uns „Album der Woche“. Kaum eine Band hat sich derart in die Herzen zurückgespielt wie die Truppe aus New Jersey. Auch mit „The Grinding Wheel“ geht der Siegeszug weiter.
Overkill haben seit dem Album „Ironbound“ einen unfassbar guten Lauf. Als sich die Band 1980 in New Jersey formierte, stand direkt fest, dass Thrash ihr Metier ist. Soweit so gut, aber auch der Zahn der Zeit nagte an der Truppe. Man konnte unfassbare Erfolge einheimsen und die ganz großen Labels standen Schlange. Jeder wollte Overkill haben, was letztendlich dazu führte, dass der US-Labelriese Atlantic die Alben der Band veröffentlichte. Danach wurde es aber still um Overkill und man spricht heute von der „Post-Atlantic-Phase“, in der man sich streckenweise wie ein abgeschobenes Kind vorkam. Dieser Zustand sollte auch das Bandgefüge beeinflussen, was in Rauswürfen mündete oder Bandmitglieder erst gar nicht mit auf Tour gehen wollten. Letztendlich fristete man ein trauriger Dasein zu Beginn des Jahrtausends.
Mit Ironbound wird eine neue Ära eingeläutet
Der Wendepunkt kam wie bereits erwähnt mit dem 2010er Album „Ironbound“. Man konnte zu den Stärken der alten Tage auffahren. Insbesondere Sänger Blitz überraschte das Publikum und die noch verbliebene Fangemeinde durch sein Auftreten. Wer dachte, dass der Junge mit Baujahr 1959 mittlerweile als zahnloser Frontmann seine Konzerte absolviert, wurde damals positiv überrascht. Die Legende des Thrash-Metals war frischer und agiler denn je. Das Album schlug ein wie eine Bombe und auch „The Electric Age“ war nicht von schlechten Eltern. Der Höhepunkt sollte sich aber mit „White Devil Armory“ einstellen. Das Album aus dem Jahre 2014 übertraf selbst die kühnsten Erwartungen und zementierte die Daseinsberechtigung von Overkill ein. Die Nachfrage war groß und man war wieder ganz oben in der Beliebtheitsskala der Fans.
Wie klingen Overkill 2017
Umso spannender war natürlich die Meldung, dass Overkill sich mit „The Grinding Wheel“ erneut den Kritikern stellten. Kann man an den Erfolg anknüpfen? Ist der Aufwind noch ausreichend oder sprechen wir von einer leichten Brise, die die Band letztendlich wieder in der Belanglosigkeit verschwinden lassen sollte? Fragen, die wir hier beantworten wollen und einen genaueren Blick auf „The Grinding Wheel“ werden.
Mut zu langen Tracks
„Mean Green Killing Machine“ ist eine schöne Midtempo-Nummer, die das Album perfekt eröffnet und quasi richtungsweisend zu verstehen ist. Insbesondere das Knacken der 7-Minuten-Grenze macht hier klar, dass Overkill sich nicht Spielzeiten kümmern. Ein komplexer Song braucht eben einen gewissen zeitlichen Rahmen, was hier klar demonstriert wird. Hook-Jäger werden das Nachsehen haben, was aber dem Groove keinen Abbruch tut. Wer Overkill weiß, dass die Band, insbesondere durch D.D. Verni und Bobby Blitz, eine musikalische Eingängigkeit den Songs innewohnen lässt. Diese Herangehensweise hat man auch mit diesem Album nicht verändert, was „The Grinding Wheel“ zu einem wahren Headbang-Wunder macht. Und selbst einer ausgedehnten Spielzeit der einzelnen Songs, hat jeder Track Passagen, die die Zuschauer zum Mitsingen einladen wird. Songs wie „Our Finest Hour“ oder „Goddamn Trouble“ stellen hier keine Ausnahmen dar und der Moshpit kann quasi als eröffnet angesehen werden.
So muss Thrash klingen
Overkill schaffen es erneut die Fans zu verzücken. In 10 Songs entladen sie ihr Können, genauso wie sie den Mut zu längeren Songs demonstrieren. In 60 Minuten schafft die Band frisch und zeitgemäß zu klingen, was durch großartige Songs zum Ausdruck kommt. Wer die letzten Alben von Overkill für gut befunden hat, der wird auch hier glückselig sein, nachdem der erste Durchlauf erfolgte. Wenn doch mehr Bands wie Overkill wären und nach all so vielen Jahren noch so bestechend klingen würden.