Opeth bescheren uns das Album der Woche. Wer nun annimmt, dass die Schweden sich wieder damals zu „Morningrise“ und Co anhören, muss enttäuscht werden. Und dennoch feiern wir das Album ganz hart ab! Lest aber selbst, wieso „Sorceress“ uns gefällt.
Zugegeben, ich hatte meine Probleme damit, als Opeth ihren musikalischen Weg verlassen haben. „Orchid“ hat mich fasziniert, „Morningrise“ entzückt und „Still Life“ höre ich heute noch unfassbar oft. Man musste sich an die Neuausrichtung der Band aus Stockholm gewöhnen. Wenn man sich aber darauf eingelassen hatte, öffnete es einem Welten, die man nicht für möglich gehalten hätte. Ähnlich verhält es sich nun auch mit „Sorceress“.
Opeth – Maximaler Abstand zu den Anfangstagen
„Sorceress“ markiert das Debüt auf dem renommierten Label Nuclear Blast. Ferner markiert es darüber hinaus eine Huldigung des 70er-Jahre angelehnten Prog-Rock, welchen Opeth schon mit den letzten beiden Alben für sich beanspruchten. Wer nun denkt, dass Growls wieder die Oberhand haben oder einem Metal-Klänge von Vorne bis Hinten um die Ohren gepfeffert werden, der muss enttäuscht werden. Aber, und ja, es klingt hart, der hat auch Opeth nicht verstanden. Die Mitglieder von Opeth sind wie ein Freigeist. Man macht dies, was einen erfüllt.
Aussen hui…
Bereits das Artwork zeigt sich farbenfroh und filigran. Man ist sich darüber im Klaren, dass „Sorceress“ auch musikalisch in diese Kerbe schlagen wird. „Persephone“ als Opener startet rein akustisch in eine musikalische Zeitreise, welche atemberaubender nicht ausfallen könnte. Man schaut nicht in den Rückspiegel und alte Werke scheinen vergessen zu sein. Dies wird sich über die Spielzeit hinweg als Befreiungsschlag erweisen, denn – dem sei schon vorgegriffen – Opeth klangen noch nie so losgelöst!
… und Innen noch mehr
Der Titelsong „Sorceress“ nimmt den Hörer mit auf eine Reise, welche durch Keyboard-Welten und Stakkato-Gitarren geprägt ist. Man kennt diese Art von Musik und Opeth schaffen es, alte Klänge in ihre Musik einfließen zu lassen. Vielmehr noch, Soundteppiche, die schon längst in Vergessenheit geraten sind, wurden ausgeklopft und neu ausgelegt. Als die Stimme Mikael Åkerfeldt einsetzt, ist es um den Hörer geschehen. Nicht nur optisch, nein auch stimmlich, hat dieser Mann einfach etwas engelhaftes. Opeth zaubern mit „The Wilde Flowers“, „Era“ oder dem Übersong „Crysalis“ Riffs aus dem Hut, die Rock aufzeigen und dies in Reinform.
Man braucht keine Gitarre, welche auf 150% Verzerrung steht, denn manchmal sind es die erdigen und warmen Klänge, welche bewegen. Mit „The Seventh Sojourn“ werden fernöstliche Klänge angestimmt, „Strange Brew“ klingt bluesig und man hat Cream im Kopf, wobei „Will O The Wisp“ Parallelen zu Steven Wilson aufzeigt. Parallelen, die aber nicht einen Abklatsch darstellen, sondern vielmehr unterstreichen, dass der Rock-Kosmos so viele Feinheiten bereit hält, dass es auch für mehr als eine Band reicht.
Opeth sind eine Extraklasse
Opeth schiffen ihren Kahn unbeirrt durch wilde Zeiten. Unberührt von „höher, schneller und brutaler“ stellt „Sorceress“ einen Ruhepol dar. Ein Album, welches bedingungslose der Musiker für ihr Schaffen aufzeigt, vom Hörer aber auch viel Liebe einfordert. Dieses Album besticht durch Flair, ganz viel Charme und jede Menge Charisma. Dinge, die man in der Veröffentlichungsflut heutzutage sehr oft vermisst. Aber dafür haben wir ja Opeth!