Das Album der Woche kommt dieses Mal von Nickelback. Ja, richtig gelesen. Die Kanadier machen auf dem neuen Album „Feed The Machine“ einfach zu viele Dinge so verdammt richtig und gut, dass uns kein anderes Urteil übrig bleibt. Aber lest selbst!
Seit dem schier grenzenlosen Erfolg von „All The Right Reasons“ spalten Nickelback die musikalische Gesellschaft noch mehr als zuvor. Es ist nicht so, dass die Band seit ihrer Gründung im Jahre 1995 sich nur Freunde gemacht hat. Aber eben dieses Album sollte Kritiker auf den Plan rufen und einen regelrechten Shitstorm mit sich ziehen. „Dark Horse“ verstärkte diesen und mit „Here And Now“ war wohl jeder mit an Bord, wenn es darum geht, schlechte Witze über die Kanadier abzulassen. Die Liaison von Chad Kroeger mit Landskameradin Avril Lavigne soll lediglich nebenbei erwähnt werden, machte die Sache aber nicht wahrlich besser. Doch Kroeger ist nicht mehr mit Avril zusammen und vielleicht hat dieser Umstand was mit dem Output des neunten Albums „Feed The Machine“ zu tun.
Songs für angetrunkene Nachbarn
Sind wir mal ehrlich: Nickelback haben insbesondere in den Anfangstagen solide Rocknummern geschrieben. Aber irgendwann verwässerte die ganze Sache und man musste sich an die neue Ausrichtung gewöhnen. Wo man damals noch etwas Testosteron in die Musik einfließen ließ, arbeitete man insbesondere in den letzten Jahren doch sehr mit dem Hintergedanken, eine breite Masse über die hiesigen Radiostationen zu erreichen. Musikalischer Tiefschlag war wohl der Song „When We Stand Together“ vom Album „Here And Now“. An Belanglosigkeit kaum mehr zu übertreffen und selbst die angetrunkene Nachbarin mit ihren 65 Lenzen konnte nach der dritten Flasche Sekt den Refrain mitsingen. Inklusive dem Hissen von Wunderkerzen versteht sich! An diesem Umstand konnte auch das 2014er-Album „No Fixed Address“ nicht mehr viel ändern.
Doch Nickelback rocken nun wieder
Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass Nickelback sich wohl doch die Kritik an sich und ihrer Musik verinnerlicht haben. Bereits im Februar musste man sich über die Vorstellung des Openers und Titelsongs „Feed The Machine“ wundern. Mit einer gewissen Eingängigkeit, aber insbesondere schmissigen Riffs, sollten Kroeger und Co positiv überraschen. Sicherlich sprechen wir immer noch von Rock und keinem Metal. Aber solide gemachter Rock soll bekanntlich genauso herrlich sein. Auch der Folgesong „Coin For The Ferryman“ weiß zu überzeugen, wenn auch irgendwie bekannt. Der Gitarrenlauf erinnert doch erschreckend an „Happy Song“ von Bring Me The Horizon. Aber das auch nur, wenn man sich wirklich das Ding mit Kopfhörern zu Gemüte führt. Doch Nickelback müssen sicherlich nicht klauen, sondern schaffen mit dem Doppel-Gespann „The Betrayal (Act I)“ und „The Betrayal (Act III)“ auch umgehend ein kleines Konzept auf dem Album. Wobei der erste Teil anmutend und bedächtig klingt, selbst vor spanisch-klingenden Gitarren und einer orchestralen Umsetzung nicht zurück schreckt, rockt der dritte Teil wieder wie damals in den Anfangstagen die Band zu rocken wusste.
Du stehst auf Metal? Dann kauf das Ding trotzdem?
Mit „For The River“, der stampfenden Nummer „Must Be Nice“ und der Halb-Ballade „Home“ schaffen Nickelback einen Rundum-Service, welchen andere Rockbands nicht besser hätten hinlegen können. Sei es Staind oder eben 3 Doors Down, solide Alben können sie wahrlich schreiben oder haben es bereits. Dass sich nun Nickelback nach ihren ruppigen Anfängen so drehen können und sich wieder auf ihre eigentliche Berufung besinnen, ist ein kleines Wunder. Zugegeben, der gestandene Metal-Fan wird sich „Feed The Machine“ nicht besorgen – wieso eigentlich nicht? – aber wer auf gut gemachten Rock steht, der sollte sich dieses Album definitiv zulegen.