Den Melvins gelang mit „Houdini“ ein Meisterwerk und unser „Album der Woche“. 1993 veröffentlicht, war es für die Band das erste Album bei einem großen Majorlabel. Genial vom ersten bis zum letzten Ton, war es aber auch ein Gegenschlag zur damals grassierenden Grunge-Bewegung. Und dabei gab es niemals eine Meinungsverschiedenheit zwischen Nirvana und den Melvins.
Als die Melvins noch Nirvana im Schlepptau hatten
Die Gnade der frühen Geburt ist meist mehr Last als Segen. Die Wehwehchen stellen sich ein, während andere noch wie ein junges Reh durch das Leben hüpfen. Aber manchmal kann man mit seinem hohen Alter der Jugend eine lange Nase machen. Immer dann, wenn man sagen kann, dass man Ikonen noch live gesehen hat. Nirvana beispielsweise, die ich zum ersten Mal im Vorprogramm einer Band erleben durfte, die diese Woche das „Album der Woche“ abgeliefert haben. Den Melvins! Mit ihren Album „Houdini“ schafften sie sogar den Sprung in die Popularität. Und nebenbei verbindet die Band noch so einiges mit der Grunge-Ikone Nirvana. Nach der Gründung 1983 machte man sein Ding, wurde jedoch nur in Kenner-Kreisen bekannt. Dies sollte sich ändern, da Kurt Cobain ein großer Fan der Band war und es Nirvana wohl auch nicht ohne den Einfluss der Melvins gegeben hätte.
Houdini ist ein Bastard von einem Album
Die Melvins waren eine lustige Truppe um Wuschelkopf Buzz Osborne. Diese gründete die Truppe in Montesano im Bundesstaat Washington. Das Ziel? Eine hässliche Ausgeburt zwischen Stoner, Sludge, Doom und einer Hommage an Black Sabbath. Zerstörung auf ganzer Linie, grenzübergreifende Musik, gelebte Drogen-Trips und jeder Menge Weirdo-Dasein. Das sollte auch herrlich funktionieren, bevor eben der Grunge in Form von Nirvana aufkeimte. Dale Crover tromelte sogar bei Nirvana, obwohl er bei Melvins sich kreativer ausleben konnte. Das Stelldichein war kurz, es floss keinerlei Blut oder böse Worte und letztendlich ging jeder wieder seinen Weg. Doch wie es so oft ist, war der Grundstein schon gelegt. Alles was mit Nirvana zu tun hatte, wurde von den Majorlabels unter Vertag genommen. Und so geschah es 1993, dass die Melvins von Atlantic einen Deal angeboten bekamen und „Houdini“ veröffentlichten. Ein Album, welches rückblickend wegweisend ist.
Kurt Cobain wurde gefeuert
„Houdini“ ist ein Biest von Album. Grenz-debil lachende Kinder mit einem doppelköpfigen Hund zieren das Cover. Hallo? Welch Ansage. Riffs knallen aus den Boxen, die einem klar machen, dass man hier quasi auf dem direkten Weg in die Hölle ist. Sludge meets Metal meets Wahnsinn. Zwischen anmutigen Riffs, gesellen sich wahnsinnige Passagen und Midtempo-Attacken, die derart böse daher kommen. „Sky Pup“ gipfelt in einer Odyssee der verstimmten Töne, die durch Gitarrenklänge zersägt wird, welche Cobain beisteuerte. Ach ja, dieser war auch als Produzent vorgesehen, wurde aber entlassen, da er sich seinen Drogen und dem dazugehörigen Schlaf mehr hingab, als der Entstehung des Albums. Sei es drum, denn die Band hat es Cobain nie krumm genommen. Und wir haben mit „Houdini“ ein Album, welches Melvins für immer legendär macht. Unser Album der Woche! Und das gute Stück gibt es jetzt endlich wieder auf Vinyl!