La Dispute? Noch nie gehört? Das ist wahrlich bitter. Die US-Truppe zeigt sich seit einigen Jahren schon als kreative Wunderwaffe im Bereich Post-Hardcore. Das neuste Album „Panorama“ ist kurzerhand Album der Woche geworden. Wieso? Ach lest einfach selbst!
Per se gilt Hardcore nun wahrlich nicht als die Musikrichtung, die wahnsinnig filigrane und anmutende Scheiben zum Vorschein bringt. Oft regiert der blanke Hass, tosende Riff-Wände bauen sich auf und Geschrei regiert die Spielzeit eines Albums. Hardcore soll aufrütteln, stellenweise sogar polarisieren. Letztendlich ein Stilmittel zum Ausdruck der allgemeinen Unzufriedenheit. Doch auch der Hardcore hat sich weiterentwickelt. Der – für manchen Hörer – monotone Hardcore wurde aufgebrochen und es entwickelte sich eine Richtung, die unter dem Namen Post-Hardcore bekannt wurde. „Post“ für danach, später, nachfolgend oder einfach nur „weiterentwickelt“. La Dispute gehören zu besagter Richtung, wie auch Defeater und Co. 2004 gegründet, heimste man insbesondere mit „Wildlife“ Lorbeeren ein. „Rooms Of The House“ machte die Sache noch runder. La Dispute am Höhepunkt ihrer Karriere.
La Dispute machen Post-Hardcore. Und Kunst!
Nun ist der Post-Hardcore auch dadurch bekannt, dass politische Messages besungen werden können, aber oft eben nicht gemacht werden. Nach den fiktiven Geschichten der Vorgänger, thematisiert das neue Album „Panorama“ eine Autofahrt des Sängers Jordan Dreyer mit seiner Freundin. Nur eine kurze Fahrt um genau zu sein. Zwischen der aktuellen Heimat und dem Geburtsort der Dame, trifft man immer wieder auf Orte, an deinen Menschen gestorben sind. Unfallstellen, an denen eine nicht zu identifizierende Frauenleiche vorgefunden wurde. Oder eine Grube, in der ein Mann ertrunken ist. Man fährt durch mysteriöse Landschaften, vorbei an vertrockneten Pflanzen und hinein in die morbide Welt, die nun vertont seinen Weg auf „Panorama“ gefunden hat. Verstörend und anmutend zugleich! Kunst kann man machen, wenn aber, dann bitte gut! Und La Dispute sind geradezu Meister in ihrem Bereich. Hier sitzt und passt Alles!
Wenn morbide Plätze „Panorama“ ausmachen
So baut sich der zweiteilige Song „Fulton Street“ nach dem Opner „Rose Quartz“ zu einem bedrohlichen Monster auf. Man wird verschreckt, ist verstört und dennoch ist die Atmosphäre mitreißend und filigran bis ins letzte Detail. „Rhodonite And Grief“ tänzelt vor sich hin und wirkt geradezu beruhigend. Und doch gibt es wieder Momente, die aufschrecken lassen. Wagen es La Dispute wahrlich Bläser in den Song einzubauen? In der Tat und dies passt auch noch herrlich. Der Erzählduktus von Dreyer wird dadurch nicht unterbrochen und die beschwingten und einfühlsame Instrumentalisierung schraubt sich hoch! Selbst ein dezenter Wutausbruch hat in diesem homogenen und doch so dichten Soundgeflecht Platz. „There You Are (Hidding Place)“ wirkt luftig und geradezu leichtfüßig. Und dennoch erwartet den Hörer ein Wechselspiel zwischen ruhig und laut. Schreiattacken, Gitarrenwände treffen auf eine engelsgleiche Stimme, die sich neben Xylophon und anderen Percussion-Instrumenten pudelwohl fühlt. Wer bei dieser Nummer an At The Drive-In denkt, der soll damit auf dem richtigen Weg sein.
Bis dato das beste Album von La Dispute
La Dispute haben ein anspruchsvolles Album geschrieben. Eines, welches zweifelsohne als Kunstwerk anzusehen ist und dennoch der Sache nicht gerecht wird. Kunst ist bekanntlich streitbar, dieses Album aber wahrlich nicht. Wer dem Post-Hardcore nicht abgeneigt ist, wird „Panorama“ lieben und abfeiern. Wer bis dato noch nichts mit der Band zu tun hatte, der darf hier entspannt zugreifen. Das beste Album aus dem Hause La Dispute bis dato!