Kraftklub! Die Band mit den „K“s. „Keine Nacht Für Niemand“ ist unser Album der Woche. Wieso? Nun, kaum eine Band bringt die deutsche Sprache so fett auf den Punkt wie die Chemnitzer Jungs. Und ja, selbst so ein Metal-lastiger Verein wie EMP feiert das dritte Album ab.
2009! Das Splash-Festival ist voll im Gange und dann diese Kombination. Die Rockband Neon Blocks betritt mit dem Rapper Bernd Bass aka Felix Brummer die Bühne. Eine eigenwillige Kombination, die sich aber auszahlen soll. Direkt im Februar 2010 haute man die EP „Adonis“ raus und ja, ARD-Radiostationen sollten dieses musikalische Lebenszeichen direkt mit dem New Music Award feiern. Der Rest liest sich bei Kraftklub wie eine Erfolgsgeschichte der Sonderklasse. Vorband der Beatsteaks, Casper, Rammstein und Co. Kaum eine andere Band hat innerhalb so kurzer Zeit für so viel Aufsehen gesorgt. Dieses sollte auf das nächste Level gehoben werden, als man „Mit K“ ums Eck kam. Platz 1 der Charts und selbst ein Konzert in Kolumbien waren das Resultat. Nochmals, Kraftklub, die Band mit „K“.
Das zweite Album – Ebenfalls ein voller Erfolg
Auch der 2014-Nachfolger „In Schwarz“ konnte an den Erfolg anknüpfen. Platz 1, Headliner-Shows, Festivals, alles konnte man verbuchen. Die Band aus der einstigen Karl-Marx-Stadt sollte zum Exportschlager werden. Doch Kraftklub waren eben nicht Kraftklub, wenn sie nicht wieder eine Überraschung in petto gehabt hätten. So veröffentlichte das Label „Audiolith Records“ einen Song namens „Hand In Hand“ von einer vermeintlich neuen Band namens In Schwarz. Durch die Tatsache, dass Bassist Till Brummer sang, war man tagelang nicht sicher, wer denn diese Band ist. Erst durch einen Auftritt im Juni 2014 und rund 14 Tage nach einem Upload bei Facebook, fielen in der Sendung Circus HalliGalli die Hüllen und man konnte den Song Kraftklub zuschreiben. Raffiniert und kess in einem Zuge. Geradezu abgewichst und kackendreist. Aber hey, why not?
Und nun? Kraftklub und das dritte Werk!
Nun also Schlag Nummer drei, der geradezu unspektakulär angekündigt wurde. „Kein Nacht Für Niemand“ wurde während eines Facebook-Livestreams angekündigt. Mit der ersten Single „Dein Lied“ schockte aber direkt. Ein Song, der der Ex-Freundin gewidmet ist und diese während mit „Hure“ im Verlauf tituliert wird. Ein gebrochenes Herz? Mag sein, jedoch unerheblich, denn darum geht es Kraftklub sicher nicht. Gebrochene Herzen wird man in den Reihen von Felix und Co. sicher nicht erleben. Zumindest nicht öffentlich! Lässig und selbstbewusst singt man „kniet nieder vor dem K“ bei „Band mit dem K“ und Herrgott, wie souverän Kraftklub dies auf den Punkt bringen. Man muss der Band einfach nur Glauben schenken. „Leben Runinieren“ geht so herrlich schmutzig locker an die Sache ran, dass man vor dem Einsatz der Lyrics schon ein fettes Grinsen auf dem Backen hat. Vollmundig und textlich auf höchstem Niveau stehen offensichtlich die Texte mehr im Vordergrund. Musikalische Rebellion recht und schön, aber dies wäre Stagnation auf hohem Niveau.
Zwischen Drogentrips, Depeche Mode und völliger Genialität
„Chemie Chemie Ya“ thematisiert den Drogenkonsum und wieder ist es Berlin, die Stadt, die unter dem Strich ihr Fett wegbekommt. Ein musikalischer Drogentrip über 4 Minuten zelebriert. Aus „Chemie“ wird „Schimmi“ – wie auf Drogen eben. „Sklave“ wird Rammstein lyrisch das Wasser reichen, kommt aber dabei im Depeche Mode-Gewand daher. „Fan Von Dir“ kokettiert mit Neid und innerer Aufruhr, überzeugt durch minimalste Instrumentalisierung und streckenweise mehrstimmige Parts. „Hausverbot (Chrom & Schwarz)“ könnte aus der Feder von The Hives stammen, „Venus“ stellt den Sommerhit dar, welcher Bitteschön laut im Auto gehört werden muss und wer „Liebe Zu Dritt“ erreicht hat ohne eine Gefühlsregung durchlebt zu haben, der hat wohl eine der wichtigsten Scheiben dieser Dekade nicht verstanden. Kraftklub – immer noch mit K – haben das wichtigste Album fabulös gemeistert. Starkes Ding!