Mit King Apathy bleibt der Titel „Album der Woche“ in Deutschland. Die Band schafft mit „Wounds“ musikalische Großtaten und zeigt, dass Black Metal mehr zu bieten hat. Über Genregrenzen hinweg, vereinen die Herren all das, was emotionale und tiefsinnige Musik mitbringen sollte. Ein bestechend gutes Album!
King Apathy werden dem geneigten Fan immer noch als Thränenkind vorgestellt. Das „formerly“ ist auch zwei Jahre nach dem Wechsel des Bandnamens Bestandteil. Man will keine gewonnenen Fans verlieren. Oder gibt es doch noch andere Gründe? Sei es drum, denn die Band sollte wahrlich nicht auf ihren Namen reduziert werden. Vielmehr ist es die Musik und insbesondere der Antrieb, der King Apathy ausmacht. Die gemeinsame Liebe zum Anarchismus, dem Dasein als Veganer und ja, auch der erhobene Zeigefinger, wenn es um Kapitalismus und andere gesellschaftliche Auswüchse geht. Dinge, die die Band vereint und die Musik prägt. Dazu kommt noch, dass man eine Kehrtwende musikalischer Hinsicht hinlegte. Romantisch depressive Songs gehören der Vergangenheit an und das Konzept wurde auf den Kopf gestellt. Inklusive der lyrischen Umsetzung.
„Wounds“ zieht alle musikalischen Register
Doch lasst uns nicht mit den nebensächlichen Dingen beschäftigen, denn das neue Album „Wounds“ soll im Fokus stehen. Ein Album, welches mit den Opener „Civilization Kills“ eine Atmosphäre aufbaut, die dichter nicht hätte ausfallen können. Mit rund 2,5 Minuten Spielzeit, komplett instrumental gehalten – OK, abgesehen von den Samples zu Beginn – spielen King Apathy direkt aus, was sie ausmacht. Eine Mischung aus Black Metal, Doom, aber eben auch Rock und wahnsinnig viele Melodien. Als „Melodic Metal“ auf der Bandcamp-Seite angepriesen, stehen die Melodien natürlich im Vordergrund. So auch bei „Wounds“, was sich im weiteren Verlauf noch herausstellen wird. Mit „The Scars Of The Land“ geht es an den ersten regulären Track des Albums. Ein Song, welcher definitiv das ganze Album repräsentieren kann. Furioser Black Metal zu Beginn, einem atmosphärischen Mittelteil, welcher selbst vor ganz ruhigen Klängen nicht zurückschreckt und ein Schlussteil, der so gnadenlos intensiv ist. Inklusive Gänsehaut-Momenten!
King Apathy verstehen ihr Handwerk besser denn je
„Revelation Time“,, „Cleansing“ und „Great Depression“ stehen der Sache in keinem Punkt nach. Mit viel Wehmut, einer Kälte, die den Hörer nicht erfrieren lässt und der allseits präsenten Tristesse agieren King Apathy auf höchstem Niveau. Der Wechsel zwischen cleanen Gitarren und wahren Riff-Wänden sitzt und ein derart tightes Drumming gibt es noch on top. Mit „He Missed The Stars“ oder „Reverence“ fährt man bis dato nicht abgeholte Bonuspunkte ein und „Wounds“ macht den letzten Kritiker mundtot. Bei all den großartigen Momenten sollte der Hörer und Fan bereits hier glückselig sein. Mit „Earthmother Rising“ wird aber noch kurzerhand ein tiefgründiger Song als finaler Dolchstoss ausgepackt, der eine Halbwertszeit bis zur nächsten Eiszeit hat. Hier wird geradezu die letzte Salve abgefeuert und diese ist mehr als beeindruckend.
Ein Anwärter für die Top 5 des Jahres 2019
King Apathy haben rund zwei Jahre nach ihrem letzten Album die Fähigkeiten auf ein neues Level gehoben. Emotionaler, tiefgründiger und viel fesselnder zeigt sich „Wounds“ – und dabei war „King Apathy“ wahrlich kein schlechtes Album. Genregrenzen bricht die Band auf, definiert Black Metal neu und zeigt Traditionalisten gekonnt den Mittelfinger. Mit ihrem starken Hang zu Melodien und dichten, atmosphärischen Klangteppichen, dürfte die Band auch Anhänger im alternativen Bereich finden. Mit „Wounds“ zeigt die süddeutsche Truppe jedenfalls alles, was emotionale Musik beinhalten sollte. Gnadenlos gutes Album!