Ketzer besinnen sich mit dem vierten Album wieder auf ihre Wurzeln. Zumindest mehr, als dies beim Vorgänger der Fall war. „Cloud Collider“ brennt, zerstört und schafft doch einen Brückenschlag zu den bisherigen Alben. Unser Album der Woche!
Bergisch Gladbach ist nun wahrlich nicht in Skandinavien. 2003 sollten sich hier wahre Jungspunde zu Ketzer formieren. Das Demo „The Revenge Of Ketzer“ bescherte der Band bereits erste Achtungserfolge, „Demonhunter“ sollte 2007 diese ausbauen. Der Black Metal geschwängerte Thrash sollte mit dem Debüt „Satan’s Boundaries Unchained“ quasi seine Perfektion finden. Knallhart auf den Punkt gebracht, horchte die Gemeinde auf. Auch „Endzeit Metropolis“ war rundum ein Erfolg. Ketzer verfeinerten den Sound, feilten an ihrem Songwriting und erhöhten die Durchschlagskraft. Und ja, Bergisch Gladbach ist immer noch nicht in Skandinavien.
„Starless“ haben einige Fans nicht verkraftet
Bekanntlich hat aber auch alles ein Ende. 2016 sollten Fans der ersten Stunde eine Kröte zu schlucken haben, die mancher eher ausspuckte. „Starless“ trieb manchen Fans die Tränen in die Augen und dies sicherlich nicht vor Freude. Die Erwartungen waren hoch, doch Indie-Beats und auch alternative Rock-Riffs sprachen eher einen radikalen Richtungswechsel, welchen Ketzer auch optisch vollzogen. Lediglich das Gekeife blieb als Grundpfeiler erhalten. Zu wenig für manchen Fans, was folglich zu Tränen führte. Doch wenn man sich die Entwicklung der Band genauer anschaut, gab es immer wieder minimale Änderungen im Stil. Ein solcher radikaler Richtungswechsel war aber wohl manchen Hörern zu schnell. Mir persönlich bereitete auch das 2016er-Album größte Freude.
Aber Ketzer sind quasi wieder die Alten
Nun, drei Jahre nach „Starless“, dürften alle Tränen getrocknet sein und man sich aus der Schockstarre befreit haben. „Cloud Collider“ wurde angekündigt und bereits die erste Single „No Stories Left“ sollte für Erleichterung gesorgt haben. Knallhart zelebriert, fettes Drumming, Gekeife in schönster Art und Weise, sowie wieder verstärkter Black Metal Einsatz der Herren. Hat man wirklich wieder seine Wurzeln gefunden? Sich in Erinnerung gerufen, woher man kommt? Black Thrash durch und durch? Jaein, um es kurz zu fassen. Blastbeats gibt es wieder, 16tel-Riffs auch, aber von einer vollkommenen Rückkehr zu den ersten beiden Werken darf man aber immer noch nicht sprechen. „Keine Angst“ weißt die Stärken der ersten beiden Alben aus, lebt aber auch von der Indie-Einlage bei der Bridge.
„Cloud Collider“ ist ein komplexes Album
Genau dies ist auch zeichnend für das komplette Album. „Cloud Collider“ zeigt sich über seine ganze Spielzeit hinweg als äußerst abwechslungsreiches Werk, welches durch das Aufgreifen bestimmter „Starless“-Elemente lebt. Diese werden in den brachialen Sound der Erstlinge eingewoben. Anspruchsvolles Songwriting? Aber sowas von. „Walls“ fährt mit einem Mitsing-Refrain auf, während „This Knife Won’t Stay Clean Today“ griffige Hooks hat. Selbst vor einem rein instrumentalen Stück scheut man sich und „Forever Death“ ist durchaus ein Hit-Garant auf „Cloud Collider“. Durchweg muss man sich die Frage stellen, wieso „Cloud Collider“ nicht das dritte Werk von Ketzer ist. Es wäre das ideale Bindeglied zu „Starless“ gewesen, hätte manche Träne vermieden und in sich wäre die Diskografie stimmiger. Sei es drum, denn „Cloud Collider“ ist primär ein abwechslungsreiches, starkes und durchdachtes Album. Großen Respekt nach Bergisch Gladbach, welches bekanntlich immer noch nicht in Skandinavien liegt.