In Flames haben das Album der Woche in der Tasche. Und dies, obwohl die einstige Melodic Death Metal Band mit der einstigen Musikrichtung so viel zu tun hat, wie Donald Trump mit Präsidenten der Herzen. Aber lest selbst.
In Flames, da klingeln so manche Glocken. „Whoracle“, „Clayman“ und die ersten Werke „Lunar Strain“ oder „The Jester Race“ sind legendär. Selbst spätere Werke wie „Reroute To Remain“ oder „Come Clarity“ konnten die Fanbase noch bewegen, wenn nicht sogar vom Hocker hauen. Doch dann ein Cut, der so manchem Death Metal-Fan sauer aufstieß. „A Sense Of Purpose“ war nicht das Album, welches man sich vielleicht erhofft hatte. „Sounds Of A Playground Fading“ und „Siren Charms“ sollten ein Schritt werden, der bei einigen Musikfreunden den Wunsch nach „Teer und Federn“ hervorrufen ließ. Was ist aus dieser Band geworden? Was ist passiert?
Vorbei sind die alten Zeiten – Ein Resümee!
In Flames haben ihren rohen und kantigen Sound gegen einen eingetauscht, der provokativ dem Pop frönte beziehungsweise in eine Alternative-Richtung abdrifte. „Zäh wie Kaugummi“ schrien die einen, „angepasst und eine Radioband“ unkten die anderen. Doch man muss fair bleiben und einer Band – selbst wenn sie eine einstige Speerspitze einer Musikrichtung waren – die Chance einräumen, ihren Sound über die Jahre zu ändern. Vielmehr noch: Man muss In Flames eingestehen, dass die Mitglieder mittlerweile erwachsene Männer sind, die zu Hause Frau und Kinder haben und sich sicherlich nicht mehr an jeder Kleinigkeit stören. Es bedarf keiner geheuchelten Songs über Missstände, über unglückliche Beziehungen oder dem damit einhergehenden Wunsch sich das Leben zu nehmen. Was nicht ist, muss sicherlich nicht vorgetragen werden.
Ist denn nun alles scheiße?
Doch was kann man nun mit „Battles“ noch retten, wenn es um die Aufrechterhaltung der Fanbase geht? Wie findet der einstige Fan den (Wieder-)Einstieg? Kann man getrost noch verkünden, dass man In Flames hört? Der raffinierte Schachzug mit der Veröffentlichung des Live-Konzerts „Sounds From The Heart Of Gothenburg“ soll sich ausbezahlen. Spielten hier doch In Flames selbstbewusst auf und konnten einen „Wow-Effekt“ dem Zuschauer abringen. Mit der Passage „Battlefields behind me, before I fall“, aus „Before I Fall“ wird der Schlüsselsatz. Wieso nicht probieren, was man im Herzen trägt? Wieso nicht wagen, wenn man eh schon verteufelt ist? In Flames wagen den Befreiungsschlag und ja, dieser ist geglückt.
In Flames wissen, woher sie kommen!
Sicherlich sind Songs wie „Underneath My Skin“, der Titelsong „Battles“ oder „In My Room“ ein Stück weit radiotauglich. Sicherlich kann man einen Kinderchor wie bei „The End“ scheiße finden und sich darüber aufregen. Man kann aber auch einfach das Album anhören und sich ein faires Bild machen. Sicherlich werden die alten Fahnen der Anfangstage nicht mehr bei In Flames wehen, jedoch sollte dies schon länger klar sein. „Save Me“ hat amtlich Wums und eine atemberaubende Melodie, „Like Sand“ schleppt sich melodisch von Riff zu Riff und „Wallflower“ wirft Vergleiche zu „The Chosen Pessimist“ auf. Man ist sich alten Mustern und großen Stärken sehr bewusst. In Flames vereinen alles auf „Battles“.
Steckt die Fackeln wieder ein! Bitte.
Und bevor nun wieder Teer und Federn ausgepackt werden, beziehungsweise In Flames brennend aus der Stadt getragen werden, sollte man „Battles“ eine Chance geben. Es blitzen sogar Melodic Death Metal-Fragmente auf, wie sie seit „Reroute To Remain“ nicht mehr präsentiert werden. Und wenn der erste Zorn gewichen ist, wird man sich eingestehen müssen, dass „Battles“ ein massives Album ist, welches ohne „Wenn und Aber“ zurecht Album der Woche geworden ist. Punkt!