Mit Implore haben wir eine Band für das Album der Woche, die so herrlich asozial sind. Nicht menschlich gesehen, sondern vielmehr mit der Tatsache, wie diese Band einem ihren Sound um die Ohren haut. Aber lest einfach selbst, was das Album der Woche bei EMP dieses Mal ausmacht.
Herbstanfang. Endlich regiert die dunkle Zeit. Scheiß auf Sonne, Bier und Strand. Endlich wieder destruktive Musik, die so dermaßen die Stimmung drückt, dass es streckenweise schon schmerzt. Die Zeit, in der die angestaute Depression endlich so richtig zum Tragen kommt. Aber hey, es gibt Bands, die dagegen was machen – zumindest kann man es so auffassen. Implore sind aber eher eine dieser Bands, die die eure (minimale) Depression aufgreifen und daraus die Lebenskrise eures Lebens macht. Vergesst den Therapeuten, ignoriert die Hinweise aus dem Freundeskreis und gebt euch einfach der herrlich destruktiven Art dieser Band und ihrem Album „Subjugate“ hin. Wer danach noch nicht kuriert sein sollte, dem ist (wohl) nicht zu helfen.
Was ist an Implore nun so anders?
Den Bandnamen habt ihr nun schon verstanden. Implore. Eigentlich ganz einfach. Doch so mancher wird mit der Band und ihrem Namen wenig Berührungspunkte haben. Mit dem Multi-Kulti-Typen Gabriel „Gabbo“ Dubko haben wir wohl den Dreh- und Angelpunkt der Band namentlich genannt. Der Bub kommt aus Argentinien, wuchs in Spanien auf und ist nun in Deutschland beheimatet. Mit Christian Bass – ja, der Drummer von Heaven Shall Burn – hat er die ersten Proben absolviert und Bass trommelte auch das Debüt der Truppe ein, welches von Jan Oberg – Kopf von Earthship – produziert wurde. Das Resultat hörte auf den Namen „Depopulation“ und war ein Brocken „zerfahrener Hass“, welcher sich erst nach vielen Durchläufen zu einem Juwelen entwickeln sollte. Eine zwiespältige Sache, denn die Kombination aus Grind, Death und mit ihren Punk-Anleihen funktionierte per se, wollte aber bei vielen Hörern nicht zünden. Verschmerzbar, wenn auch sehr schade. Doch das einstige Trio hat dazu gelernt.
Subjugate haut dir dein Grinsen aus der Fresse
„Subjugate“ ist nicht minder boshaft. Sogar das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich das Album in voller Länge zu Gemüte führt. Bereits der Opener „Birth Of An Era“ macht klar, dass seichte Töne hier vergeblich gesucht werden. Mit einem Fuß auf dem Gaspedal und gleichzeitig messerscharf agierend, wird man das sommerliche Grinsen umgehend vergessen. Scheiss auf gute Laune und ja, es kotzt mich aktuell an. Anders kann man die Stimmung der Band jedenfalls nicht erklären. „Loathe“ schlägt direkt in eine ähnliche Kerbe und fasziniert alleine durch die Tatsache, dass man in 51 Sekunden kurzum Alles sagen kann, was einem auf der Seele brennt. Im feinsten Death-Gewand kommt dagegen „Totalitarian“ daher und lässt Grindcore-Momente kurzerhand vergessen. „Patterns To Follow“ ist wohl der Pop-lastigste Song – man möge mir verzeihen – auf dem Album. Strukturiert und dennoch bestialisch. Mit einem epischen Ende ausgestattet ohne dabei den Rotz der Straßen von Buenos Aires zu vergessen, ballern Implore ihr Ding durch die Spielzeit.
Blutige Nase? Wie geht es nun weiter?
Doch was bleibt nach 14 Songs? Was macht eine „deutsche“ Band richtiger als der internationale Vergleich? Wieso soll nun um alles in der Welt „Subjugate“ so elementar sein? Eine Begründung zu finden ist schwer. Die Mischung aus Grindcore, Death Metal und auch Punk-ishen Elementen ist es nicht alleine. Vielmehr haben Implore ein Album geschrieben, welches wegweisend ist. Eine Scheibe, die gleichziehen wird mit The Gallows unter Frank Carter. Wir erinnern uns, dass „Grey Britain“ ein Album war, was alle Erwartungen in jeglicher Hinsicht übertroffen hat und auch nach 16 Jahren immer noch einem die Sonne aus dem Arsch scheinen lässt. Trotz der permanenten „ich hasse die Welt“-Attitüde. Kurzum: Implore sind mit „Subjugate“ wegweisend!