Die Foo Fighters sind eine der sympathischsten Bands überhaupt. Und nein, der Grund hierfür ist nicht nur Dave Grohl. Kaum eine andere Band macht so ehrlichen Rock wie die Foos. Neuster Streich „Concrete And Gold“ musste folglich Album der Woche werden. Ist es auch, hier bei EMP.
Zugegeben, die Foo Fighters haben ein leichtes Standing. Mit einer amtlichen Anzahl an starken Alben im Rücken und einer Hit-Dichte, die seinesgleichen sucht, hört man dieser Band selbstverständlich eher zu, als einer Band, die sich mit ihrem Debüt auf der musikalischen Bildfläche ankündigt. Eigentlich ein Unding, denn das Prinzip „gleiches Recht für alle“ hebelt man aus. Bewusst oder unbewusst ist dahingehend nicht relevant. Der Umstand ist der Kritikpunkt. Deshalb hatte es diese Woche das „Album der Woche“ besonders schwer. Um mit alten Gewohnheiten zu brechen, sollte es hintenangestellt werden. Vielmehr noch, es wurde so dermaßen auf Herz und Nieren geprüft, dass der Verfasser dieser Zeilen mittlerweile textsicher ist. Sicherlich gibt es Schlimmeres, zeigt aber, dass die Foo Fighters nicht aufgrund ihrer Historie den Pokal eingeheimst haben.
Die Historie der Foo Fighters? Ist doch alles bekannt!
Was soll man aber nun noch groß die Historie anreißen? Muss man dies noch? Wirklich? Dass wir von der Band des einstigen Nirvana-Drummers sprechen sollte klar sein. Dass dieser Mann sich mit seinem selbst eingespielten gleichnamigen Debüt noch nicht in die musikalischen Geschichtsbücher verewigen konnte, ist ebenfalls bekannt. Hits wie „Everlong“, „Best Of You“ und wie sie sonst noch lauten, ist auch bekannt. OK, Dave Grohl ist Kaffee-süchtig, ein unfassbar sympathischer und ehrlicher Gesprächspartner und hat anscheinend ein Hirn wie ein Elefant. Selbst nach Jahren – und Gott weiß wahrlich nur, wie viele Menschen er zwischenzeitlich kennenlernen durfte oder musste – erinnert er sich an einen. Er steht auf Dokumentationen (schaut euch unbedingt „Sonic Highways“ an), ist ne Rampensau und ja, verdammt, er macht mittlerweile das, was ihm in den Sinn kommt.
Wenn der Papa doch wieder Musik macht
So ist es eigentlich nicht wirklich verwunderlich, dass aus der geplanten langen Auszeit letztendlich doch nichts wurde. Regelrecht über die Gitarre sei er gestolpert, als er zu Hause neben Frühstückmachen und Kinder mit seinem Familien-Van durch die Gegend kutschieren durfte. Der Griff war folglich ein „Versehen“, welches aber das Feuer in dem Mann entfachte, welches er – vorgegriffen – auf dieses Album packen konnte. Aus einer Idee wurden einige Songideen, die er seinen Kollegen vorstellte. Nebenbei machte er den Dauer-Begleiter Rami Jaffee vom Tour-Keyboarder zum vollwertigen Bandmitglied. Unterstreicht mal wieder, dass Grohl wahrlich ein feiner Kerl ist. OK, aus den Ideen die er der Band vorstellte, macht das Kollektiv kurzerhand ein Album. Und dieses liegt nun in Form von „Concrete And Gold“ uns vor. Dann lasst uns mal reinhören!
Weder König noch Königin…
Filigran geht es mit „T-Shirt“ in die musikalische Rundfahrt. Akustisch und mit einer sanften Stimme von Grohl, lässt man den Hörer einige Sekunden in Unwissenheit. Was zur Hölle soll das denn nun werden? Ein Love-Song als Opener? Und singt der Mann nun ernsthaft, dass er kein König sein möchte und nur ein Liebeslied vortragen will? Ernsthaft? Und was will soll die Zeile „I don’t wanna be Queen. Just trying to keep my t-shirt clean”? Aber wir beruhigen uns wieder, denn dies ist eben der Humor eines Herrn Grohl. Musikalisch baut sich der Song herrlich auf und bekommt seinen großen Moment, als die Band in Gänze einsteigt. Inklusive einem schleppenden Drumming von Blondschopf Taylor Hawkins. Dichter Sound, Akzente an der richtigen Stelle und die Ruhe zum Schluss, die den Weg zur bereits bekannten Single „Run“ geradezu asphaltiert.
Laut den Schilderungen von Dave Grohl der erste Song, welcher geschrieben wurde. Ein schroffes und wildes Ding, mit viel Lärm, schriller und verzerrter Stimme und wahrlich ein Schrei nach dem Motto „ich bin ein Musiker, lass mich hier raus“. Seine Frau wird es ihm verzeihen – hoffen wir doch. Aber es ist eben genau dieser Song der unterstreicht, dass die Foo Fighters auf die Bühne gehören und nicht ins heimische Wohnzimmer.
… aber mit vielen epischen Momenten
Doch damit soll bei Weitem nicht Schluss sein. „Make It Right“ ist eine unbewusste Hommage an die Stone Temple Pilots und hätte perfekt in die Diskografie dieser Band gepasst. „Syk Is A Neighboorhood“ – ebenfalls schon bekannt – lebt von seinen gegensätzlichen Momenten. Seien es die minimalen Elemente, der epische Aufbau auf der anderen Seite, oder die orchestrale Unterstützung, die die Nummer streckenweise zu einer wahnsinnig impulsiven und dicken Sache macht. „La Dee Da“ ist locker, smooth und ein wahrer Juwel, was die Tanzbarkeit angeht. OK, den lauten und treibenden Refrain vielleicht ausgenommen, wenn man sich und sein Umfeld nicht ernsthaft verletzten möchte. Dagegen ist „Dirty Water“ ein Song, welcher wie ein ruhiges Bächlein dahinfließt, um dann doch wieder einen Haken zu schlagen. Exakt in der Mitte des Songs wird der bis dato ruhige Song eine ernstzunehmende Rocknummer mit amtlich viel Hitpotential.
Ein Hauch der Beatles ist auch vorhanden
Das letzte Drittel des Albums ist unter keinen Umständen zu verachten. Alleine der Titel- und Schlusssong „Concrete And Gold“ klingt nach einer Rockoper, die in sich geschlossen ist. „The Line“ geht leicht von der Hand, baut sich aber durch raffiniertes Gitarren-Spiel zu einem Ohrwurm auf. „Arrows“ ist wohl ein urtypischer Foo Fighters Song, der es auch auf eines der acht vorherigen Alben hätte schaffen können. „Sunday Rain“ ist ein McCartney’esker Broken, welcher von Taylor Hawkins gesungen wird und „Happy Ever After (Zero Hour)“ hätte ebenfalls aus der Feder von den Beatles stammen können. Und genau da wären wir beim Abschluss.
Und nun? Na kaufen, was sonst!
Hatte Grohl doch selbst schon anklingen lassen, dass „Sgt. Pepper“ von den Briten die Blaupause für „Concrete And Gold“ sein könnte, so muss man diesem Vergleich in gewisser Art und Weise zustimmen. So schwer das einstige Album der Pilzköpfe vielleicht zu Beginn war, so wichtig war eben dieses Album für die Band. Ähnlich verhält es sich „Concrete And Gold“, welches sperrig erscheint, die ganz offensichtlichen Hits wie „Everlong“ damals nicht aufzeigt, aber so dermaßen lange wirkt, dass man eine Pause der Foo Fighters getrost überstehen würde. Aber wie wir wissen, kann Grohl und Co nicht lange die Füße stillhalten. Gut für uns!
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