Callejon haben es geschafft und liefern das Album der Woche bei EMP ab. „Fandigo“ hat uns so dermaßen geschockt, dass wir nur zu diesem Schluss kommen konnten. Wer so mutig an ein Album rangeht und alles Gewohnte über Bord wirft, der hat Eier aus Stahl.
Keine Frage: Der Name Callejon ist ein Begriff weit und breit. Mit rund 15 Jahren auf dem Buckel und zig Alben im Gepäck, machte sich die Truppe um BastiBasti einen Namen. Callejon steht für neuen Metal und ja, auch das mittlerweile so ausgelutsche Wort Metalcore kann man hier noch verwenden, wenn es um das Dasein der Band geht. Mit Callejon verbindet man etliche Alben die es in sich haben. Unzählige Stunden gute Musik und jede Menge Spaß. Aus Rattingen, Düsseldorf und auch Köln kamen diese jungen Menschen her, um uns mit ihren Alben zu erheitern. Ob es die alten Werke wie „ Zombieactionhauptquartier“ oder das Überalbum „Blitzkreuz“ waren. Egal, denn spätestens mit „Man spricht Deutsch“ hat man alle Fans wieder vereint. Callejon waren immer ein Garant für dicke Produktionen und der nötigen Weitsicht, wenn es um innovative Musik ging.
Callejon sind tot. Und dann doch wieder nicht
„Doch wieso schreibt der Typ in der Vergangenheitsform?“ Ja, die Frage könnt ihr euch stellen und dies zurecht. Callejon sind tot. So tot wie man nur tot sein kann. Und dennoch erstrahlen Callejon auf eine Art und Weise, dass so sich die Jünger von Jesus fühlen mussten, als ihr Boss gegen den Himmel gefahren ist. Oder eben bei der Auferstehung, was der Sache mit Callejon und „Fandigo“ noch näher kommt. „Callejon is dead“ sagte die Band selbst und ja, dies stimmt auch im übertragenen Sinne. Mit dem siebten Album macht man einfach so Vieles komplett anders, dass Freunde des gepflegten Metalcores wohl so enttäuscht sein werden, wie man eben enttäuscht sein kann. Die Band hat sich gedreht und das um sagenhafte 180 Grad.
Mit Melodien so dermaßen raffiniert ans Ziel gekommen
„Der Riss in uns“ macht dies irgendwie zu Beginn des Albums schon klar. Ja, Parallelen zu „Kind im Nebel“ kann man ziehen, diese werden sich aber mehr auf Tempo, Aufbau und der Tatsache, dass es sich um eine Ballade handelt, beziehen. Melodischer Song, ausdrucksstarker Text und dennoch ein unüblicher Song für dein Einstieg in ein Album. Insbesondere bei einer Band, die dann doch mehr auf die Kacke gehauen hat in den vergangenen Jahren. Die Verwunderung soll auch bei „Utopia“ nicht weichen. Ein chatchy Song, welcher zuckersüß daher kommt und dennoch fett als Highlight deklariert wird. Bei einem zweiten Song durchaus eine voreilige Sache, was sich aber im Nachhinein bewahrheiten soll. Doch auch im weiteren Verlauf offenbaren sich immer wieder neue Facetten. Da wird auf elektronische Spielereien eingegangen, tiefsinnige Texte werden ausgepackt und es bewahrheitet sich, dass Callejon tot sind. Aber nur die alten Callejon.
Metal nein, aber Pop dann doch nicht
„Fandogo“ ist ein Neuanfang, ein bockstarker dazu und dazu noch gewagt. Man wird für Verwunderung sorgen, vielleicht auch Fans verlieren. Aber das ist durchaus verkraftbar. Denn die Band hat hier mit 12 frischen Songs aufgezeigt, dass ihr bisheriges Dasein Sinn macht, nun aber ad acta gelegt werden sollte. Laut eigenen Aussagen, war man gelangweilt vom immer wiederkehrenden, was Metalcore doch mit sich bringen kann. Ein Dasein mit Krach, Remmidemmi und Geschrei. Mit Metal und all dem Zeug, was härtere Musikarten so mit sich bringen. Nicht falsch verstehen, wir sprechen hier sicherlich nicht von Pop, wohl aber von einem Album, welches mit alten Gewohnheiten bricht und dadurch erst so wahnsinnig gut wird. Chapeau meine Herren!