Biffy Clyro legen mit „Ellipsis“ das Album der Woche vor. Nun werden sicher ein paar Freude hier verwirrt sein, wieso die Indie-Rocker den Titel dingfest machen. Wir erklären euch wieso und warum!
Biffy Clyro biegen aktuell auf die dritte Dekade ihres Daseins ab. Die Schotten haben sich 1995 formiert und natürlich muss man sich die Frage stellen, wie eine Bands so lange bestehen kann. Denn, wenn man die Herren trifft, spürt man noch die Leidenschaft und die Freundschaft untereinander. Man sieht selten Bands, welche so harmonisch miteinander umgehen und trotz Erfolg dermaßen bodenständig geblieben sind.
Musikalisch haben sich Biffy Clyro…
…schon mit den ersten Werken aus dem Jahre 2002 und 2003 einen Namen gemacht. „Blackened Sky“ und „The Vertigo Of Bliss“ haben eben Hits wie „27“, „Justboy“ oder „Toys, Toys, Toys, Choke, Toys, Toys, Toys“. „Glitter And Trauma“ vom Album „Infinity Land“ stand der Sache nichts nach. Damals ging man noch rauer zur Sache, was der Qualität und den Songs aber sicher keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: Fans erster Stunde vermissen den ungeschliffenen Sound der Band, was auf der einen Seite verständlich, auf der anderen Seite eine Veränderung unter die kreative Freiheit einer Band fallen sollte.
„Wir wollen keine verlässliche Band sein“
Simon Neil, Sänger und Gitarrist der Band, wehrt sich gegen Erwartungen und Hoffnungen der Fans. „Niemand mag die guten alten verfiXXten Biffy Clyro“ spricht er um zu unterstreichen, dass Wiederholungen weder Fans zusagen würden, noch im Interesse der Band sind. Man will – nein, man muss – überraschend agieren, was sie sicherlich mit den Doppel-Album „Opposites“ gezeigt haben. 78 Minuten auf perfide hohem Niveau hat man jegliche Grenzen ausgelotet und sich dabei selbst neu definiert. Der Vorgänger „Only Revolutions“ schlug schon in eine ähnliche Kerbe und „Bubbles“, „Many Of Horror“, aber auch „That Golden Rule“ gehören fest zur Setlist der Band, wie man auf der Live-Kiste „Revolutions: Live at Wembley“ eindrucksvoll sehen konnte.
Biffy Clyro – Erneut alles auf Neu!
Doch nun erneut ein Neuanfang? Gewiss, denn „Ellipsis“ ist ein Album, welches geradlinig daher kommt. Keine Abschweifungen und letztendlich ein Album. welches die Band so nackt wie noch nie zeigt! Schon durch das Artwork angedeutet, es geht es hier um das Innenleben der Band, welches zwischen Energie und persönlichen Momenten pendelt. So ist „Wolves Of Winter“ energiegeladen und nimmt die eigenen Erfolge der Band unter die Lupe um hierbei auch offen über das Erlebte erzählt. „We’ve achieved so much more than you possibly thought we could“ singt Neil, was auch in Gesprächen mit ihm immer wieder thematisiert wird. Der Erfolg den Biffy Clyro erleben dürfen ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Aber auch die dunklen Seiten der Band und insbesondere des Sängers werden beleuchtet. „Medicine“ behandelt Behandlungen „I rolled up my medicine to forget me“) und „People“ Selbstzweifel („After all that we’ve been through /I didn’t think we’d survive“). Auch seine Beziehung und dem daraus resultierend Dank gegenüber seiner Frau wird angesprochen. Diese hatte Neil durch seine dunklen Zeiten begleitet und stellte das Licht am Ende des Tunnels dar.
… und musikalisch auch?
Musikalisch öffnen sich Biffy Clyro ebenfalls. Den Ansatz, den es beispielsweise im Hip Hop gibt, faszinierte das Trio. Man sei dort aufgeschlossen und würde sich nicht selbst limitieren. So kann der Country-Ausflug bei „Small Wishes“ erklärt werden, sowie der harsch beginnende Song „On A Bang“. Auch eingängige und geradezu Pop-lastige Songs wie „Flammable“ stehen der Band gut zu Gesicht. Umklammert werden aber die 11 Songs von der gewohnten Atmosphäre der Band. Sei es das faszinierende „Howl“ oder das stampfende „Friends And Enemies“ mit seinem unfassbar schönen Refrain. „Animal“ entwickelt sich zu einer mitreißenden Nummer, während „Re-Arrange“ den stillen Moment sucht. Ein Innehalten, ein Rekapitulieren, was bisher auf dem Album geschehen ist. „Herex“ ist ein Biffy Clyro Song der alten Herangehensweise und harmoniert wohl insgeheim als Bindeglied zu den bisherigen Werken.
„Ellipsis“ ist anders doch faszinierend. Es ist kein monumentales Werk und mit einer Spielzeit von rund 40 Minuten für die Verhältnisse von Biffy Clyro geradezu überschaubar. Dennoch funktioniert der Longplayer fabelhaft. Es ist der Neubeginn einer neuen Ära! Eine Ära, die Biffy Clyro von einer anderen Seite zeigt ohne das Gesicht zu verlieren.