August Burns Red haben für uns das Album der Woche. Wer die Band in den letzten Jahren verfolgt hat, sollte sich im Klaren sein, dass sie immer besser werden. „Guardians“ ist ein unfassbar starkes und komplexes Album. Nein, kein Kitsch-Metalcore, sondern vielmehr Modern Metal. Anhören! Ist Pflicht!
August Burns Red machen Metalcore. Alleine hier könnte diese Rezension schon enden. Ein Umstand, der im Jahre 2020 für die meisten Musikfreunde nachvollziehbar ist. War nicht der Metalcore das, was der Crossover im letzten Jahrtausend symbolisierte? Eine Musikrichtung, die kometenhaft durch die Decke ging. Gefühlt jeder SWR1-Hörer sich zum erklärten Experten ernannte und das Merchandise inflationär auf den Markt gespült wurde. Man erkannte seine Pappenheimer schon aus 300 Meter Entfernung. Selbst mit der stärksten Kurzsichtigkeit. An dem Haarschnitt, den Tattoos, schrill-bunten Shirts, schicke Sneaker und ja, auch am Wortschatz. Solch eine Entwicklung schadet bekanntlich jedem Genre und umso erfreulicher ist es, wenn eine Band den Absprung schafft und sich eine neue Richtung erschließen kann. August Burns Red haben es definitiv geschafft. Viel mehr noch: In den letzten Jahren hat die Band derart an Durchschlagskraft zugelegt, dass man sich verwundert die Augen reiben muss. Ja? Die machen wirklich Metalcore?
August Burns Red und der Erfolg über die Jahre hinweg
2005 erschien das Debüt der Band. „Thrill Seeker“ war reinrassiger Metalcore und es traf den Nerv der Zeit. Die Band um JB Brubaker avancierte zum Platzhirsch. Die Band machte sich einen Namen und ja, diese Band hat sich regelrecht den Arsch abgespielt. Mit einem unfassbaren Ehrgeiz spielte man alle Clubs und konnte sich mit jedem Album steigern. Jede Platte war besser als die vorherige und immer wieder gab es neue Klänge auf die Ohren. Mit „Phantom Anthem“ war der Peak erreicht. Was sollte nach diesem Album noch kommen? Konnte man dieses Brett von Veröffentlichung übertreffen? „Guardians“ schafft es und dies mit einem betörend guten Fokus. „Der da wäre?“ wird sich mancher nun fragen! Zurecht, aber ja, wir bringen es euch näher!
„Guardians“ ist mit einer heiteren Tragik versehen…
„Guardians“ ist dunkler und fokussierter. Wo man sich in den letzten Jahren auf Interludes und kleine Intermezzi eingeschossen hat, kommt man nun zweifelsohne direkt auf den Punkt. So zeigt sich Drummer Matt Greiners von einer kreativen Seite, die man dem Mann vielleicht nicht so zugeschrieben hätte. Auch die Gitarrenarbeit von Brubaker ist derart melodisch, dass man über die 11 Songs hinweg einige Aha-Effekte erleben darf. August Burns Red schaffen es bekanntlich immer, jedem Album einen gewissen Stempel aufzudrücken. Hier bei „Guardians“ ist es eine heitere Tragik, die sich insbesondere in der Melodieführung zeigt. Wo der Opener „The Narrative“ mitreißend beginnt, verpasst man dem Album einen nachdenklichen Ausklang. „Empty Heaven“ und „Three Fountains“ stimmen zum Nachdenken und Innehalten an. Straightes Geballer gibt es mit „Paramount“ und dazu noch jede Menge vertrackte Elemente. August Burns Red spielen keinen stumpfen Metalcore.
… und wird zum neuen Aushängeschild der Band
Ebenfalls wegweisend ist die Tatsache, dass „Guardians“ den höchsten Clean-Gesang-Anteil in der Diskografie dieser Band für sich gepachtet hat. Nun mag man denken, dass dies schnell in Kitsch abdriftet oder den Drive aus der Musik nimmt. Weit gefehlt, denn August Burns Red weichen zwar Songs hier und da damit auf, sind sich aber ihrer Herkunft bewusst. Heißt, dass August Burns Red sehr wohl harte Songs hinlegen und vielmehr noch mehr auspendeln, was die Band umsetzen kann. Dies mag bei vielen Bands kippen und nach Hinten losgehen. Hier ist es so, dass dies „Guardians“ zu einem ausgewogenen und sehr kurzweiligen Album macht. Eines, welches die Fans verzücken wird und die Band noch weiter nach Vorne bringt. Unser Album der Woche bei EMP: „Guardians“ von August Burns Red!