AFI haben sich neu erfunden. Den Sound bis ins kleinste Detail perfektioniert, präsentieren uns die Amis mit „AFI (The Blood Album)“ das Album der Woche. Auch wenn so manches Kapitel schwierig war, ist die Band nun angekommen, wohin die Reise gehen sollte.
Man muss ehrlich sein und auch zugeben können, dass nicht jedes Album einer Band glorreich war. Schmerzhafter wird es dann schon, wenn sich eine Gruppe musikalisch über längere Zeit hinweg in die Nesseln setzt. AFI haben es mir nicht einfach gemacht und ja, es gab Phasen, in denen ich überlegt habe, alle Tonträger der gelben Tonne zu überlassen. Wieso? Nun, die Kluft zwischen dem jeweiligen Ist-Zustand und dem Überalbum „Sing The Sorrow“ versetzen mir einfach immer einen zu großen Stich ins Herz. Was ist aus der einstigen Emo-Vorzeigeband geworden?
AFI – Die Wurzeln liegen dann doch im Punk
Stop, AFI erschienen sicherlich für viele Freunde durch das Album „Sing The Sorrow“ auf dem musikalischen Radar. Und ja, Sänger Davey Havok sah in den Videos eventuell schwer nach einem Anhänger der sogenannten Emo-Bewegung aus, jedoch haben AFI – oder auch The Fire Inside – ihre Alben definitiv im Punk-Bereich. Davon kann man sich mit den Frühwerken wie „Answer That And Stay Fashionable“, „Black Sails In The Sunset“ sowie „The Art Of Drowning“ überzeugen. Alben, die man vielleicht nicht auf dem Schirm hat, jedoch essentiell zum Verständnis der Band beitragen. Und dann kam dieses Album mit Songs wie „Silver And Cold“ und auch „Girl’s Not Grey“ – Eine neue Zeitrechnung sollte bei AFI beginnen.
Nach dem Erfolg kam ein gewisser Bruch
Ausverkaufte Hallen und ein geradezu Gott-gleicher Status waren die Folge. AFI auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Bösen Zungen würden nun behaupten, dass danach nur noch der Fall kommen konnte. „Decemberunderground“ war OK, wenn auch schon mit herben Abstrichen, „Crash Love“ fast schon eine Frechheit und „Burials“ nehmen wir beim Wort und beerdigen die Sache direkt. Somit konnte man nicht von einem Begeisterungssturm sprechen, als AFI ein neues Album ankündigten. „AFI“ sollte das Werk lauten und wurde später durch den Zusatz „The Blood Album“ ergänzt. Ein Album, was mit Spannung und Angst zugleich erwartet wurde.
Das gleichnamige Album „AFI“ stimmt wieder versöhnlich…
Was AFI aber mit „AFI (The Blood Album)“ im Gepäck haben, ist aber mehr als großes Tennis. Vorweg, die Band hat sich wieder gefangen und vorbei sind die Zeiten, als man sich nicht entscheiden konnte, ob man wie „damals“ klingen will oder ob es eher in die Richtung des Seitenprojekt von Havok mit dem Namen Blaqk Audio gehen soll. Diese Tage sind endgültig ad-acta gelegt worden, wie direkt der Opener „Dark Snow“ einem zu verstehen gibt. Zwar ist der Song keine rasende Angelegenheit und brennt regelrecht Alles ab, jedoch konzentriert man sich ganz klar wieder auf die Band. „Still A Stranger“ dagegen ist schon von der ruppigen Natur und erinnert streckenweise an die Punk-Wurzeln, um dennoch das Melodische nicht außer Acht zu lassen. Zwei Herzen, die in der Brust von AFI anscheinend stecken und perfekt harmonieren.
… und ist der Beginn einer neuen Zeitrechnung – vielleicht
Mit „White Offerings“ und dem zugehörigen Video zeigte die Band aus Ukiah bereits, dass man sehr wohl noch Hits schreiben kann, wie sie auf dem so oft zitierten „Sing The Sorrow“-Album aus dem Ärmel geschüttelt hatte. „She Speaks The Language“ schlägt in ähnliches Holz und selbst dem schleppenden „Snow Cats“ kann man den so lieb gewonnen Charme absprechen. AFI haben sich auf „AFI (The Blood Album)“ konzentriert, was den 14 Songs durchweg anzuhören ist. Und mit dieser Wiedergutmachung vergisst man gerne Alben, die das Fan-Herz nicht im Sturm erobern konnten. Vielleicht sogar der Beginn einer neuen Zeitrechnung für AFI.