Aerosmith haben das Album der Woche im Gepäck. Wie schon in der EMP Plattenkiste zu sehen war, liegt diese Woche der Fokus auf Vinyl. Da freuen wir umso mehr, dass Aerosmith „Pump“ neu aufgelegt haben.
Aerosmith – wie alles begann
Ich muss etwas weiter ausholen. Sorry hierfür, aber anders könnte ich meine Freude nicht ausdrücken. „Pump“ erschien im Jahre 1989! Damals, im zarten von 12 Jahren, hatte ich schon ein paar legendäre Konzerte hinter mir. So habe ich Guns N’ Roses erlebt und war natürlich angefixt. Mein älterer Cousin versorgte mich mit Musik, die damals noch auf Kassette überspielt wurde. Der heimische Plattenspieler gehörte den Eltern und Alben konnte ich mir eh nicht leisten. Aber dann, eben 1989, gab es überraschend ein paar Mark extra. Ich bin direkt los zu einem örtlichen Hi-Fi-Laden, welcher eben auch ein paar Platten hatte. Was ich gekauft habe? „Pump“ von Aerosmith!
„Pump“ war ein wichtiges Album…
Doch die Zeit bringt einem nicht nur ein paar Lebensjahre mehr. Nein, die Zeit lässt auch gewisse Dinge verschwinden. Der Plattenschrank hatte sich zwischenzeitlich schon gefüllt und so manches Schätzchen konnte ich mein Eigen nennen. Doch dann passierte es. „Pump“ verschwand aus meiner Sammlung. Das Abbleiben kann ich mir heute nur mit einem Diebstahl bei einer heimischen Party erklären. Klar wurde das Werk neu gekauft, wenn auch als CD. Aber schließlich hingen meine Erinnerungen an diesem Album. Ein Pflichtwerk, welches Aerosmith so großartig wie noch nie zeigten. Der Spagat zwischen den alten Werken und nachfolgenden Hits wie „Crazy“ war hier am deutlichsten zu spüren. Und noch viel mehr!
… und ist es nach wie vor!
Bereits der Opener „Young Lust“ sprüht mit alter Rock-Schule. Was hier insbesondere das Gespann Tyler/Perry abziehen ist faszinierend. Mit einer Note Blues beackert man den Hörer während der 4:20 Minuten. Alle Trademarks – wie beispielsweise die Mundharmonika – kommen hier zum Tragen. Aerosmith wie aus dem Bilderbuch. „F.I.N.E.“ ist eine dezente Halb-Ballade, die aber durch Steven Tylers Gesang den Hang zur schmissigen Rock-Nummer bekommt. „Love In A Elevator“ und das zugehörige Intro waren wohl damals einer meiner Lieblingssongs. „Oh, good morning Mister Tyler. Going down?“ wird mit einer schmutzigen Lache des Frontmannes quittiert. Damals noch im Saft des Lebens stehend, eilte ihm der Ruf als Frauen-mordendes Schiff voraus. Da passt der Spirit mit seinem anrüchigen Touch natürlich perfekt dazu.
Aerosmith haben auch noch was zu sagen
Aber auch ernste Themen standen auf der Agenda der Band aus Boston. So ist der Song „Janie’s Got A Gun“ die Geschichte eines jugendlichen Mädchen, welches ihren Vater nach wiederholten sexuellen Übergriffen, ermordet. Das Video und die Thematik schockten zur damaligen Zeit, sprachen aber ein Thema an, welches bis dato mehr oder weniger totgeschwiegen wurde. So muss man Aerosmith eine Art Vorreiterrolle zusprechen. Mit „The Other Side“ und seiner dicken Inszenierung, konnte man dagegen wieder unbeschwerter die zweite Hälfte des Albums einläuten. Ein Song, welcher jahrelang im Repertoire der Band zu finden war.
Mit „Voodoo Medicine Man“ zeigt man nochmals die Liebe der „Bad Boys aus Boston“ zum Blues. Natürlich mit der nötigen Portion Rock versehen. Und als ob man nicht schon sämtliche Register gezogen hätte, serviert man mit „What It Takes“ wohl eine der wichtigsten Balladen der Bandgeschichte. Unfassbar gelungener Ausstieg aus diesem Album und einer musikalischen Reise mit rund 47 Minuten!
Und jetzt kommt der Shitstorm?!
Ja, schlagt mich ans Kreuz, verteufelt mich und sagt mir, dass ich musikalisch stehengeblieben bin. Werft mir vor, dass ich befangen wäre beziehungsweise in Jugenderinnerungen schwelgen würde. Haltet mir vor, dass ich doch komplett daneben wäre, aber meine Aussage bleibt: Aerosmith haben mit „Pump“ eines der besten und wichtigsten Alben der Rockgeschichte geschrieben! Und jetzt gibt es das Teil wieder auf Vinyl!