Casper ist in diesen Tagen wieder überall auf dem Schirm. Straßen werden plakatiert, Radiostationen spielen die aktuelle Single und die Charts hat er im Sturm erobert. Ein Fazit über einen Mann, der sich partout nicht einordnen lassen will.„Die leeren Gläser der Theke sind beste Lupen auf’s Leben“ singt Casper in dem Titelsong „Hinterland“ um später dann „Ganz schön okay“ zu zwitschern. Was denn nun lieber Casper? Melancholische Gedanken? Zufriedenheit oder bleiben wir bei Unentschlossenheit? Casper macht es uns nicht leicht, aber sich noch viel weniger.
So sehr der Erfolg von „XOXO“ gerechtfertigt ist, so sehr hat es Benjamin Griffey selbst überrollt. „Es haben Mädchen vor meiner Tür gecampt, Leute haben einfach geklingelt“, sagt er immer noch irritiert. Das Selbstbewusstsein ist durch den Erfolg gestiegen und Casper hat auch gelernt, mit dem Erfolg umzugehen. „Wenn jemand ein Foto machen will, bin ich nicht mehr total aufgeregt und frage mich, wie das jetzt kommen konnte.“ Dennoch, und dies ist das Angenehme an diesem Künstler, ist er auf dem Boden geblieben. 25 Quadratmeter in einer Berliner WG reichen anscheinend und dies, nachdem man einen Echo, zwei Kronen, Platin-Platten und ausverkaufte Touren spielt. Was will da noch groß kommen? Das Resultat war ein ungemeiner Erwartungsdruck auf den Schultern des 31-jährigen Deutsch-Amerikaner. „XOXO“ war „so perfekt“ und er musste amtlich ausholen.
Nun ist mit „Hinterland“ der Nachfolger gezückt worden und ja, Casper hat sich wieder neu erfunden. Was ihm in all seinen Jahren enorm an Vertrauen seitens der Hip-Hop-Fraktion gekostet hat, machte er auf der anderen Seite wieder wett. So mutierte er in all den Jahren vom Hip-Hoper und XXL-Klamotten-Typ zur Marke Casper, die das Publikum freudig aufnahm. „Ich habe mir nie eine Maske aufgesetzt und versucht, irgendwas zu sein, was ich nicht bin“, bestätigt Casper. Raus aus der Nische, rein in den Potpourri der Musik, aus dem sich Casper bedient, formt und neue Dinge somit entstehen. So mutet „Hinterland“ amerikanisch an. Freiheit durchdringt die Songs und das Interesse ist bei Casper wohl begründet. „Ich interessiere mich mittlerweile total viel für diese klassisch amerikanischen Bands“, heißt es. Doch Casper mischt mehr, denn so wie sein persönlicher Musikgeschmack keine Grenzen kennt – vom Hardcore, den er auch mit seinen Nebenprojekt macht, bis hin zu Elektro – so scheint auch „Hinterland“ keine Grenzen zu kennen. „20qm“ wirkt drückend, „Nach der Demo ging‘s bergab!“ ironisch und sarkastisch und „Ganz schön okay“ könnte sich zum Gute-Laune-Song des kommenden Winters mausern.
Sicherlich muss man Casper nicht mögen und auch eine Ablehnung ist akzeptabel. Aber eine Chance geben sollte man ihm. Wenn kein Metal und kein geradliniger Rock, so ist Casper mehr Rock und Metal, als viele andere Bands, die es von sich behaupten.
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