Bring Me The Horizon sind mit dem aktuellen Album „Sempiternal“ erneut auf Tour. Die Zweite in diesem Jahr. Da machte man auch erneut Halt in Hamburg um in der Großen Freiheit 36 ein weiteres Konzert zu spielen. Wir waren vor Ort.„In der Stadt ist die Hölle los“, bekommt man direkt an diesem Dezembertag zu hören. Dort spielt die Band Blue, hier hauen Biffy Clyro ein fettes Konzert raus und die Sportfreund Stiller sind auch noch nördlich der Elbe. Man kann sich nicht teilen und deshalb müssen Entscheidungen her. Bring Me The Horizon, Pierce The Veil und Sights & Sounds in einem Club am gleichen Abend? Hin da.
Die Große Freiheit 36 soll der Austragungsort der Sause werden, die auch kurz nach 19 Uhr mit dem Opener Sights & Sounds beginnen soll. Die Halle ist zu diesem Zeitpunkt schon gut gefüllt, was der Tatsache geschuldet ist, dass die jüngeren Fans anscheinend direkt aus der Schule zur Halle sind. So wirkt es zumindest, wenn man sich umschaut und die Eastpak-Rücksäcke überall sieht. Nebensache, denn Sights & Sounds spielen. Leider ist die Zweitband von Comeback Kid Sänger Andrew dem Publikum weniger vertraut, als es mir recht ist. So ist nach 30 Minuten die Party für mich leider vorbei, die jüngeren Herrschaften freuen sich schon auf Pierce The Veil. Die Band aus San Diego lässt stauen. Abgesehen von einem fetten Bühnenbild, schaffen es die Jungs auch, das Publikum für sich zu gewinnen. Da werden die Songs des letzten Albums „Collide With The Sky“ lauthals mitgesungen, während die Band sich über die Bühne bewegt, als ob der Teufel hinter ihnen her wäre. Einlage hier, Solo da und die Podeste werden auch lebhaft genutzt. Hut ab und sicher die Überraschung des Tages. Pierce The Veil könnten in den nächsten Monaten und Jahren noch amtlich von sich reden machen.
Nun aber zum eigentlichen Act, auch wenn man noch ein Grinsen von den Vorbands im Gesicht hat. Bring Me The Horizon starten direkt mit „Can You Feel My Heart“ in den epischen Abend. Mit wenig Licht auf den Herren um Oliver Sykes, sondern mit überdimensionalen Buchstaben hinter der Band, wird schnell klar, dass Bring Me The Horizon ihr Konzept komplett überdacht haben. Es soll der Fokus auf der Musik und der Umsetzung liegen und viel weniger auf den Musikern selbst. „Shadow Moses“ knallt danach und auch hier liegt das Hauptaugenmerk wieder auf der Darbietung. Die Band gibt sich bedeckt und eher zurückhaltend. Hier und da büxt einer der Musiker aus, um sich am Bühnenrand kurz blicken zu lassen, was aber eher die Ausnahme sein soll. Tut der Sache aber keinen Abbruch, denn das Publikum ist voll und ganz bei der Sache. Das überwiegend junge Publikum feiert jeden Song ab, wenn auch sicher ein Blick auf Herrn Sykes das primäre Ziel des Abends gewesen wäre. Dieser wirkte mit seinem Outfit aber etwas orientierungslos. So wurden an ein Shirt seines Labels Spitzen genäht, um das Oberteil in seiner Länge zu strecken. „Hat man doch schon mal gesehen“, dachten sich die älteren Herrschaften, bis sie auf Kurt Cobain von Nirvana kamen.
Back to topic: „Diamonds Are Forver“, „Chelsea Smile“ und „Blessed With A Curse“ sollten auch die einzigen Songs sein, die Bring Me The Horizon aus den alten Alben herausgesucht haben, um sie live umzusetzen. Ansonsten stand das „Sempiternal“ ganz im Vordergrund und überzeuget vor allem mit Songs wie „And The Snakes Start To Sing“ oder „Antivist“, welcher wohl auch der härteste Song des Abends sein sollte. Highlight war aber ohne jeden Zweifel „Deathbeds“, welcher ein Bonussong des aktuellen Albums ist. Eindrucksvoll, stimmgewaltig und mit sämtlichen Raffinessen verziert, die Bring Me The Horizon nun ausmachen, feierte man dieses besonderen Moment innerlich ab. Ohne Frage, ohne Zweifel und ohne die alten Kamellen wieder auszupacken, dass diese Band ja nur Opfer eines Hypes wäre, konnten Bring Me The Horizon zeigen, dass sie erwachsen geworden sind, gereift als Musiker und darüber hinaus über ein beträchtliches Portfolio an Songs verfügen, die einen Konzertabend zu einem besonderen Abend machen lassen. Respekt!
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