Es ist so weit: Diesen Mittwoch startet mit „Bohemian Rhapsody“ das offizielle Queen-Biopic in den Kinos. Band-Filmografien sind ja immer so eine Sache – und wenn es dann noch um eine absolute Musikikone wie die britische Band um Paradiesvogel Freddie Mercury geht, kann so ein Projekt auch schon mal kolossal scheitern. Das Einzige jedoch, was bei diesem großartigen Film scheitert, ist der Zuschauer beim Versuch, in der letzten halben Stunde die Tränen einzuhalten.
Gut, das ist natürlich eine sehr persönliche Einschätzung – aber ein Filmscreening ist ja schließlich auch eine sehr persönliche Angelegenheit. Und so schäme ich mich auch nicht dafür, dass mir am Ende von „Bohemian Rhapsody“ die Nackenhaare zu Berge standen und mir ein emotionaler Kloß der Rührung im Hals steckte. Aber eins nach dem anderen.
Der Geist von Queen
Das Queen-Biopic, das unter beratender Mitarbeit der Original-Bandmitglieder Brian May und Roger Taylor entstanden ist, erzählt mehr oder weniger chronologisch die Entwicklung von Queen von einer unbekannten kleinen Band zur größten Rockband des Planeten, die 1985 beim „Live Aid“-Konzert den gigantischsten Gig aller Zeiten abliefert. Tatsächlich werden dabei ein paar historische Fakten verdreht oder ausgelassen – doch wenn sich May und Taylor nicht daran stören, warum sollten wir es tun? Schließlich gelingt es Regisseur Bryan Singer, den Geist dieser einzigartigen Band auf magische Art und Weise auf die Leinwand zu bannen.
Dreh- und Angelpunkt des Films ist natürlich der divenhafte Freddie Mercury, der zunächst eine Beziehung mit der hübschen Mary Austin (Lucy Boynton) eingeht, sich und ihr aber irgendwann eingestehen muss, dass er bisexuell ist. Unabhängig davon legen Queen einen absoluten Raketenstart hin: Ohne ihre künstlerische Integrität zu verraten und etwa Zugeständnisse an das Radio zu machen, ziehen sie ihr Ding durch und erschaffen schon in frühen Jahren musikalische Meisterwerke wie „Killer Queen“, „Somebody To Love“ oder das titelgebende „Bohemian Rhapsody“. Freddies Techtelmechtel mit seinem Manager Paul Prenter (Allen Leech) führt jedoch dazu, dass er sich analog zur stetig ansteigenden Popularität der Band immer mehr von seinen Bandkollegen distanziert und lieber rauschende Partys mit Fremden feiert. Bis es schließlich zum Zerwürfnis kommt und der Sänger die Band auflöst. Was natürlich so nicht geschehen ist, für die dramatische Inszenierung des Films aber offensichtlich nötig war.
Als er durch Mary erkennt, dass er auf die falschen Leute gehört hat, schießt Freddie alle falschen Freunde in den Wind und versöhnt sich mit May, Taylor und Deacon und spielt mit ihnen das legendäre „Live Aid“-Konzert im Wembley Stadion.
Superheldenregisseur inszeniert Rocksuperhelden
Regisseur Bryan Singer – man kennt ihn von „Die üblichen Verdächtigen“, „X-Men 1 & 2“, „Superman Returns“, „Operation Walküre“ und den jüngsten beiden „X-Men“-Abenteuern „Zukunft ist Vergangenheit“ und „Apocalypse“ – hat mit Rami Malek die perfekte Besetzung für Freddie Mercury gefunden und auch bei Gwilym Lee als Brian May, Ben Hardy als Roger Taylor und Joseph Mazzello als John Deacon ein glückliches Händchen bewiesen. Nicht zuletzt dank dieses Casting-Erfolgs funktioniert „Bohemian Rhapsody“ auf emotionaler Ebene so hervorragend. Da können wir die kleinen „historischen Anpassungen“ doch wirklich verkraften. Es geht hier um die Magie von Queen – und nicht die dogmatische Verfilmung eines Zeitstrahls.
Zumal eine weitere Hauptrolle des Film ja diese ist: die Musik von Queen! Wenn man die Songs in dieser geballten Form im Kinosaal erlebt, merkt man erst mal wieder, wie viele großartige Hits diese Band im Laufe der Jahre hervorgebracht hat. „Love Of My Life“, „We Will Rock You“, „Another One Bites The Dust“, „I Want To Break Free“, „Under Pressure“, „We Are The Champions“, „Radio Ga Ga“ und und und – die Liste ist schier endlos.
„Bohemian Rhapsody“ ist Pflicht!
Freut euch auf ein emotionales Feuerwerk der Gefühle und die grandiosen Songs einer der größten Rockbands aller Zeiten!
Ich schwöre: Ich habe mir unmittelbar nach der Pressevorführung drei LPs von Queen gekauft. Weil: Queen regieren!