Achtung, hier kommt einer der schrägsten Vampirfilme seit langem: Das neuseeländische Mockumentary „5 Zimmer Küche Sarg„, das seit seiner Premiere auf dem Sundance Film Festival Anfang 2014 quasi ausnahmslos begeisterte Kritiken geerntet hat, handelt von einer Vampir-WG in Neuseelands Hauptstadt Wellington, die nach der Aufnahme eines neuen Mitbewohners allerlei Probleme zu bewältigen hat. Vampir-WG!? Klingt albern?! Ist es aber nicht – es ist einfach nur saukomisch!
Zwischen Geschirrdienst und Blutorgie
Auch Vampire müssen sich irgendwann mal an die modernen Zeiten anpassen und den Gürtel enger schnallen. Also leben Viago, Vladislav, Deacon und der mittlerweile 8.000 Jahre alte Petyr nun schon seit längerem zusammen in einem Haus in Wellingtons Vorstadt. Das bringt natürlich seine Probleme mit sich: Der 862-jährige Vladislav nervt mit seinen Weibergeschichten, der 379-jährige Viago ist ein Pedant und der mit 183 Jahren blutjunge Deacon weigert sich partout, das dreckige Geschirr zu spülen. Petyr wiederum pennt die meiste Zeit in seinem Steinsarg im Keller und schert sich nicht um die anderen – in seinem Alter allerdings auch verständlich. Trotzdem haben die drei Jungs auch viel Spaß miteinander:
Als Petyr eines Tages den Menschen Nick in einen Vampir verwandelt und dieser danach in die WG einzieht, steht Stress ins Haus: Der unerfahrene Jung-Vampir plaudert bei ihren nächtlichen Sauftouren ihr Geheimnis aus und hetzt der WG damit nicht nur einen Vampirjäger, sondern auch die unbequemen Werwölfe auf den Hals. Und mit denen haben die Söhne Draculas seit jeher eine Blutfehde am Laufen.
Verfilmung der eigenen Kurzfilm-Vorlage
„5 Zimmer Küche Sarg“ basiert auf dem gleichnamigen Kurzfilm von Taika Waititi und Jemaine Clement (der übrigens auf DVD und BD in den Extras enthalten ist) aus dem Jahr 2005. Wie im halbstündigen Original übernehmen Waititi (Viago) und Clement (Vladislav), die der ein oder andere sicher auch als Schöpfer der HBO-Show „Flight of the Conchords“ kennt, auch in der Spielfilm-Version zwei der Hauptrollen und gehören in dieser kultigen Horrorkomödie zu den ulkigsten Gestalten in einem durchweg starken Ensemble.
Inszeniert ist der Film im Fake-Doku-Format: Eine Filmcrew, der vorher Unversehrtheit zugesagt wurde, begleitet die WG im Vorfeld eines legendären Untoten-Maskenballs, auf dem die Story schließlich ihren Höhepunkt findet. Was für eine grandiose Idee – eine Fake-Doku über eine Vampir-WG! Ich wünschte mir, es gäbe eine Serie davon, so geil ist der Ansatz und die Umsetzung dieser neuseeländischen Komödie, die man unter anderem als Satire aufs Slackertum, aber auch als Parabel für Toleranz und Integration lesen kann.
Endlich frisches Blut im Vampirfilmsektor!
Das Vampirfilmgenre ist seit einigen Jahren (bis auf wenige Ausnahmen) dermaßen ausgelutscht und blutleer, dass „5 Zimmer Küche Sarg“ wie eine filmische Erlösung wirkt: endlich mal was Neues, Kreatives, Visionäres! So etwas in der Art hätte man sich auch von Tim Burtons „Dark Shadows“ gewünscht, der dann aber doch nur einen eher uninspirierten Vampirfilm ablieferte (der freilich auch recht lustig war).
Was „Only Lovers Left Alive“ auf intellektueller Ebene war, ist „5 Zimmer Küche Sarg“ nun auf komödiantischer – ein absolutes Highlight des Vampirfilms und ein kurioser Gegenentwurf zu herkömmlichen Blutsauger-Abenteuern wie z. B. „Dracula Untold„.
Vampirfans sollten sich das unbedingt anschauen. Und sich hier weitere Inspirationen holen.
Der Trailer
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