Weihnachten, Fest der Liebe und der Besinnlichkeit. Füße hoch, das Jahr Revue passieren lassen und feststellen, dass es ein fettes Jahr war. Ach was waren dieses Jahr doch wieder Alben am Start, die man erwartet hat und viele, die dann doch unerwartet einem die Schuhe ausgezogen haben. Natürlich im positiven Sinne. Weihnachten, Zeit des planlosen Rumirrens, des krampfhaften Suchen nach Geschenken, die dann letztendlich doch wieder bei Ebay landen! Wieso? Weil sich der Schenker keinen Kopf gemacht hat. Wir wollen der Sache mal entgegengreifen und graben für euch die Platten aus, die 2014 zu einem herrlichen Jahr gemacht haben. Wir zerren die Platten 2014 nochmals ins Rampenlicht und zeigen, dass wir wirklich allen Grund dazu haben, an Weihnachten tolle Musik zu schenken. Oder sich selbst schenken zu lassen.
1. Behemoth – The Satanist
Behemoth haben bereits im Februar diesen Jahres „The Satanist“ eingelocht und ein Album geschaffen, was locker in die Top 5 der Alben 2014 kommt. „The Satanist“ ist ein Album, welches den Wendepunkt in vielerlei Hinsicht für Behemoth markiert. Zum einen ist Nergal genesen, der Krebs besiegt und der Pole steht wieder mitten im Leben. Aber auch musikalisch gesehen macht „The Satanist“ Boden gut. Sicher waren die vorherigen Alben allesamt gut und auch in ihrem Genre top, doch „The Satanist“ ist unfassbar! Es ist diese Symbiose aus Hass und Wut, die dann mit Melodie und Feingeist kombiniert wird. Es ist gerade dieses Zügellose, was „The Satanist“ zu einem Koloss von Album macht, was alle Anhänger des Sektors „Metal“ vereint und es ist dieser musikalische Mittelfinger, der einem bei jedem Song mitten in die Fresse gestreckt wird. „Friss oder stirb“! Wir fressen und das dankbar. Ein zeitloses Album, welches jede Woche mindestens einmal lief und auch noch laufen wird.
2. The Gaslight Anthem – Get Hurt
Auch die Herren von The Gaslight Anthem hatten 2014 was zu sagen. „Get Hurt“ so der Name des Albums, welches den ein oder anderen Hörer eventuell erschreckt hat. Schlicht das Artwork, schlicht im Aufbau der Songs und doch so vielsagend. Sicher kann man die alten Punk-lastigen Tage vermissen und sicher kann man Brain Fallon vorwerfen, dass er die Wurzeln zur Seite geschoben hat. Hat er und das aus gutem Grund: Man will Raum schaffen für Neues. Man will mehr Rock als Punk und mehr Amerika als banale Sing-a-Longs! Tja, The Gaslight Anthem können es, wie sie auf „Get Hurt“ zeigen. Doch man machte es nicht allen Menschen recht, wie die Kritik an diesem Album zeigte. Von „Plagiat“ war die Rede und „wieso nun solche Musik“ hörte man. Ehrlich, wie soll es eine Band denn allen Fans recht machen? Das geht nicht! Damals wurden die Stimmen laut und man hat The Gaslight Anthem Stadionrock vorgeworfen, nun ist gerade das Gegenteil der Fall: Zu sperrig, zu quer und zu „limitiert“ sei das Album. Leute kommt! Das ist nicht fair! „Get Hurt“ ist ein ganz famoses Album mit viel Tiefgang. Man muss sich eben die Zeit nehmen, wird dann aber bestens belohnt.
3. Rise Against – Black Market
Wenn wir das Wort „Stadium“ eben schon hatten, dann muss man Rise Against definitiv als Stadionband zählen. Was die Punker aus Chicago in den letzten Jahren angefasst haben, hat sich kurzerhand in Gold verwandelt. So auch nun bei „Black Market“ einem Album, was zeigt, dass Rise Against sozialkritische Texte wunderbar in herrliche Melodien packen können. Seien es „The Eco-Terrorist In Me“ oder „Methadone“, seien es „Tragedy + Time“ oder die Single „I Don’t Want To Be Here Anymore“. Egal welcher der 12 Songs, die Message ist klar: „Leute schaut auf die Geschehnisse und schaut auf das Drumherum“. Rise Against verstehen es blendend, auf solche Missstände hinzuerweisen ohne dabei als Oberlehrer aufzutreten. Nein, vielmehr strahlt die Band mit Sympathie und Bodenständigkeit, die auch laut McIlrath der Band sehr wichtig ist. „The Black Market“ ist jedenfalls der beste Beweis, dass man auch Musik mit Hirnschmalz verbinden kann und dabei dennoch erfolgreich zu Gange ist. In diesem Sinne: Punk(t).
4. Slipknot – .5: The Gray Chapter
Kurzes Intermezzo im Sektor Punk, nun zurück zum Metal. Ja, wohl das wichtigste Album – zumindest für viele Freunde der metallischen Musik – dürfte Slipknot sein. „.5: The Gray Chapter“ stand aufs Messers Schneide. „Wird das Album jemals kommen?“ „Sind Slipknot noch die Band wie ich sie liebte?“ Fragen, die sich so mancher Fans stellen musste. Nun sollte sich ja mittlerweile die Aufregung gelegt haben und man kann objektiv sagen, dass Slipknot noch die Band sind, die man schon mit den letzten vier Alben lieben gelernt hat. Da sind die Kracher und die Nackenbrecher, da sind die zerstörenden Laute und die sanften Klänge. Da sind Balladen und Gebolze, Drücker und Herzenserwärmer und letztendlich ein Album, welches besser nicht hätte ausfallen können. All das, was Slipknot auf der Seele brannte nach dem Tode des Bassisten und all das, was Fans erwartet haben nach den letzten unsicheren Jahren, all das, ist hier vorzufinden. Wenn man einen Preis für das ehrlichste Album vergeben könnte, dann würden Slipknot wohl den Zuschlag bekommen. Eine Rückkehr wie aus dem Bilderbuch, welches noch nicht gemalt wurde bis dahin!
5. Caliban – Ghost Empire
Die Anzahl an deutschen Bands, die mir wirklich zusagen ist minimal. Die Zahl derer, die ich wirklich nicht abkann dafür erschreckend hoch. Zu oft klingen mir die hiesigen Kapellen nach Deutschland, zu selten finde ich die Bands innovativ. Und ja, erschreckend viele Bands lassen offensichtliche Vergleiche zu amerikanischen Bands zu, die ich nicht mag. Erfreulicher war es dann, als Caliban mit „Ghost Empire“ ums Eck kamen. Es ballert und fetzt. Es ist energiegeladen und geballt. Ja, es ist innovativ und mutig! Es zeigt, dass Caliban nach all den Jahren immer noch was zu sagen haben und es ist ein Garant für perfekte Unterhaltung. Hinfort mit den Genre wie „Metalcore“ und sonstigen Schubladen, die das Leben letztendlich doch nur erschweren. Wer ein Album will, was nach unzähligen Hördurchläufen immer noch Spaß macht, der ist hier perfekt aufgehoben. Auch wenn Caliban mit Gastsängern wie BastiBasti von Callejon oder Matt von Trivium dem Album noch einen internationalen Anstrich verpassen, nötig hätten sie es sicher nicht. Caliban sind eine der ganz wenigen deutschen Bands, die auf höchstem internationalen Level mitspielen, nichts kopieren und von Mal zu Mal besser werden. Ein Biest von Album!
6. Mastodon – Once More ‚Round The Sun
Atlanta hatte die Olympischen Spiele. Atlanta ist aber auch die Heimatstadt eines riesigen Tieres. Musikalisch versteht sich. Die Herren von Mastodon haben ebenfalls 2014 ein neues Album ums Eck geschoben und sich kurz danach direkt mit Metallica auf Tour getraut um „Once More ‘Round The Sun“ zum Besten zu geben. Doch – wie so oft – versteht man die Musik von Mastodon nicht richtig. Ob es an der Komplexität oder an dem Äußeren der Band liegt, entzieht sich meinen Kenntnissen, denn die Herren machen Alles richtig. Mit ungemein viel Ironie und Selbstverarschung gehen Troy Sanders und seine Weggefährten an den Start um ihre Musik darzubieten. Das Konzept von diesem Album ist ziemlich einleuchtend: Man beschreibt die Höhen und Tiefen der Band und ihrer Mitglieder auf privater Ebene um daraus ein Album zu machen. Woran andere Herren sicher kläglich scheitern würden, zimmern Mastodon ein unfassbar fettes Album zusammen. Witz hier, Ernsthaftigkeit da und letztendlich mit enorm viel Melodie und Drive. Eine Mischung aus Stoner, Metal und wirren Klangspiralen.
7. Rise Of The Northstar – Welcame
Ja, es gibt noch Bands, die den ganz Großen zeigen, wo der Hammer hängt. Rise Of The Northstar sind so eine der Band. Man munkelt, dass die Ninjas aus Frankreich kommen, bekommt aber keine genaue Aussage dazu. Doch letztendlich egal, denn wie ein Ninja sich durch das Fleisch sägen kann, so schaffen die Herren es mit jedem Song dir einen Hieb in die Weichteile zu verpassen. Nun in etwa eine Vorstellung, was Phase ist? Es ist die krude Mischung aus Metal, Thrash, aber eben auch Hip Hop, was man in den 90ern unter dem Stempel „Crossover“ zelebrierte, was ROTNS hier zum Besten geben. Finest NYHC Style! Jeder Song eine Granate und wirklich keine einzige Sekunde, die zum Erholen oder Einatmen einlädt. Eine furiose Mischung an Songs wie „The New Path“ oder „Samurai Spirit“. Bolzer wie „“Again And Again“ oder „Welcame (Furyo State Of Mind)“. Wer unverblümt und direkt eine auf die Schnauze will, der kann gerne mit „Welcame“ glücklich werden. Und ja, selbst wenn das Blut tropft, lächelt man noch. Der Newcomer hat mit diesem Album nicht nur einen Achtungserfolg geschafft. Nein, hier wird regelrecht aufgezeigt, was man machen kann, sich aber viele Bands nicht trauen.
8. Machine Head – Bloodstone & Diamonds
Auch Machine Head haben uns dieses Jahr einen Vorschlaghammer in die Fresse gebolzt. Direkt und ohne Umschweife. Benannt mit „Bloodstone & Diamonds“, zeigen die Herren um Robb Flynn, dass sie den Metal-Olymp definitiv erklommen haben. Meine Fresse, was für Songs und welche Energie. Sei es der epische Opener „Now We Die“ oder das knackige „Killer & Kings“, was ja schon durch die gleichnamige 7“ bekannt war, ja, die Herren können es einfach. Mit Überlange und Songstrukturen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen macht man sich Freunde, mit schmissen Nummern wie das punkige „Game Over“ zeigt man sich aber von der knackigen Seite und erntet ebenfalls Lorbeeren. Ob nun mit Streicher oder „nur“ als Quartett fungierend, Machine Head wissen wie es geht. Die Tage dann noch auf den hiesigen Bühnen gezeigt, dass man auch live die Songs auf den Punkt bringt, katapultiert man sich nun mit „Bloodstone & Diamonds“ in die Parade der Platten, welche definitiv nicht in einem gut sortierten Schrank fehlen dürfen. Die große Frage, was da nun noch kommen mag, wird man zu einem späteren Zeitpunkt klären müssen. Aber dieses Album zu übertreffen, wird selbst für Machine Head nicht einfach.
9. Foo Fighters – Sonic Highways
Rockiger geht es da schon bei Dave Grohl und den Foo Fighters zu. Mit „Sonic Highways“ zeigt der ehemalige Nirvana-Drummer, dass auch er seine Band auf ein neues Level heben kann. Hits hat man schon und wie Grohl selbst sagt, schreibt man ne Nummer wie „Everlong“ nur einmal im Leben. OK, die Einsicht ist da, doch was tun? Nehmen wir doch einfach mal 8 Städte in den Staaten, die dazu noch ein bedeutendes Tonstudio aufzuweisen haben. Dann schnappt man sich die Band, packt sie ein und bereist nun diese Städte jeweils für eine Woche. Die Kapelle nimmt in dem Studio auf, Grohl zieht mit einer Kamera los, interviewt bedeutende Musiker dieser Stadt um dann aus den Gesprächen einfach mal die Texte zu den Songs zu machen. Aber damit nicht genug: Auch die musikalische Ausrichtung der jeweiligen Stadt hört man den Songs an. Ja, „Outside“ klingt nach Wüste und den legendären Dessert-Sessions, während „Something From Nothing“ einfach mit Chicago liebäugelt. „What Did I Do? / God As My Witness“ zelebriert Texas und so hat jeder Song seine Daseinsberechtigung. Sicher ist dieses Album nicht für jeden Hörgenuss zu haben, aber wer ein Album mit ganz viele Seele und noch mehr Hirn haben will, wird mit den Foo Fighters absolut glücklich.
10. In Flames – Siren Charms
Wie ich mir jetzt schon sicher bin, dass mich der ein oder andere Leser abgrundtief hassen wird. Verfluchen wird man mich, aber ich habe es bewusst als letzten Tipp für den Weihnachtsbaum mir aufgespart. In Flames und „Siren Charms“. Ja, richtig gelesen! In Flames und ein Album, was so viel mit dem klassischen Göteborg-Metal zu tun hat, wie der Papst mit dem Kinderkriegen. Wobei? Ach, lassen wir das besser mal! Also, In Flames haben eine Wandlung durchlebt und sicherlich auch nicht von heute auf morgen. Über einige Alben hinweg hat man sich weiterentwickelt und steht nun an einem Punkt, an dem man auch ruhigere Töne anklingen lassen kann. „Everythings Gone“ ist quasi schon hart für „Siren Charms“ während „With Eyes Wide Open“ und „Filtered Truth“ dann doch in eine ganz andere Kerbe schlägt. Selbst vor elektronischen Spielereien macht man nicht Halt und feuert aus allen Rohren ab, was abzufeuern ist. Das wirklich Positive an diesem Album ist, dass Sänger Anders nun auch zeigen kann, was in ihm steckt. Gebrüllt hat er schliesslich genug und wieso nun nicht ausspielen, wenn wirklich ein talentierter Sänger in ihm steckt. Rundum ist es ein geiles Album, wenn auch nicht vergleichbar mit dem, was In Flames vor einigen Jahren gemacht haben.