25 Jahre Wacken Open Air – wer hätte gedacht, dass ein Festival in einem Schleswig-Holsteinischen 2.000-Seelen-Dörfchen mal zum größten Event seiner Art und unangefochtenen Metalhead-Mekka werden würde? Zum freudigen Jubiläum sprachen wir mit Wacken-Gründervater Thomas Jensen über sein Festival, die faszinierende Metal-Szene und natürlich die brandaktuelle Kinodoku „Wacken 3D“, die – wie wir ja neulich an dieser Stelle schon ausführlich beschrieben haben – Pflicht für jeden Wacken- und Metal-Fan ist. Allen, die dieses Jahr wieder auf dem heiligen Wacken-Acker dem brennenden Schädel huldigen (man sieht sich!) wünschen wir viel Spaß, geile Mucke und Hammerwetter – die Daheimgebliebenen können sich mit der „Wacken 3D“-Doku im Kino oder daheim mit der kürzlich erschienenen Triple-DVD „Live At Wacken 2013“ trösten. Und natürlich diesem Interview. Los geht’s:
„Das Wacken ist so erfolgreich, weil wir diese Mischung
haben und nicht so eine total ernste Schulveranstaltung machen, wo einer trver als der andere ist.“
Thomas, wie zufrieden bist du mit „Wacken 3D“?
Ich hätte nicht gedacht, dass er so viele Facetten in 90 Minuten unterkriegt. Die NDR-Doku mit Detlev Buck fand ich damals ganz gut und entertaining, die Rockpalast-Sachen fand ich auch alle ganz gut, aber dieses Emotionale, dass du wirklich Gänsehaut kriegst und so, das ist hier viel stärker, das ist fettes Kino. Als ich damals den „Flight 666“ von Maiden gesehen habe, fand ich, dass so ein Metal- oder Rock-Konzert im Kino was hat, das kann man mal machen. Mit dem Wacken muss man dann natürlich immer ein bisschen gucken: Als die Macher so hinter Rammstein hinterher waren, da habe ich schon ein paar Mal die Befürchtung gehabt, ob da überhaupt noch was vom Festival bei den Zuschauern rüberkommt. Oder du kennst ja auch die ganze Kritik: Ist das zu kommerziell, ist das zu viel Comedy? So was wie „Full Metal Village“ hat damals ja auch wahnsinnig gute Kritiken bekommen, daher haben wir uns auch gefragt: Braucht die Welt denn jetzt wieder was Neues? Aber ich finde, die Storys im Film funktionieren alle, und da ist ja auch nichts gestellt, da ist irre viel drin und es wird nicht langweilig. Auch die Bandauswahl: Da werden 22 Bands gefeatured – Wahnsinn!
Besonders angenehm finde ich, dass es nicht unbedingt die 22 bekanntesten Bands sind.
Das war uns ja wichtig. Das Problem, das wir auch bei unserer eigenen Medienproduktion haben, was wir zum Beispiel mit ZDF Kultur machen, ist ja: Du bist durch die Kohle und die Technik auf die Hauptbühnen und einen Slot von acht Stunden limitiert, da es gar nicht anders finanzierbar ist, weil die Camera-Crews das sonst nicht durchhalten. Also fällt ja ganz viel einfach weg. Und dann bin ich immer der, der rumpöbelt und sagt: „Ja, das ist aber nicht Wacken!“ Wenn du vier oder fünf Highlight-Konzerte hast, aber gar nichts von der Party Stage oder aus dem Zelt, dann ist das nicht Wacken. Für den Fernsehmacher ist natürlich nur die Hauptbühne abends interessant, auch die Bands wollen natürlich immer alle im Dunkeln spielen – aber auch nicht zu spät (lacht)!
Wacken 3D hingegen schafft den Spagat zwischen groß und klein, Musik und Entertainment.
Dass Norbert es geschafft hat, das in 90 Minuten so abzubilden, das ist schon beeindruckend. Wir haben in dem Film die alten Bands und die jungen Bands drin, wir haben aber auch den Spaß drin. Klar, viele sagen ja, dass wir nicht true genug sind und nicht dies und nicht jenes – ja, ist vielleicht so. Wir sind ein bisschen so und ein bisschen so, die Mischung macht es doch! Ich glaube, das Festival ist nur deswegen so erfolgreich, weil wir eben diese Mischung haben und nicht so eine total ernste Schulveranstaltung machen, wo einer truer als der andere ist. Gut, kann auch funktionieren – mittlerweile ist die Szene so weit, dass du sicher auch total ernst und ohne Spaß ein Festival machen kannst, aber das ist nicht unser Anspruch.
Eine schöne Szene des Films spielt im Freibad, wo es eine bunte Polonaise unter Wassersprenklern gibt.
Er hat da natürlich total geile Bilder eingefangen. Was wir immer sagen: Du kannst Wacken nicht verstehen, wenn du einmal da warst. Das haben die ja auch schnell gemerkt, denn ursprünglich war der Dreh ja mal für 2012 angedacht, aber zum Glück brauchten wir dieses Vorlaufjahr und diesen Trailer. Allein deswegen, um sich kennen zu lernen: Tom Erhart kam ja mit seiner Produktionsfirma zu uns und hat von 3D geschwärmt – das sei das Beste seit geschnitten Brot. An den Gedanken musste man sich natürlich erst mal ein bisschen gewöhnen. Mir geht’s ja viel mehr um die Inhalte – ob das nun 3D, 2D oder gar kein D ist, das war mir eigentlich scheißegal. Ernsthaft, das muss ich nach wie vor sagen. Aber ich bin voll begeistert vom Ergebnis und hoffe, dass die Leute das auch gut finden werden. Da werden natürlich wieder welche sein, die sagen „zu dies, zu jenes“, aber ich glaube, alle von uns können total dahinter stehen.
Zeigt einem dann so ein Film vielleicht noch mal besonders deutlich, was man da überhaupt aufgebaut hat mit dem W:O:A?
Wir wissen ja, dass die Fans das Wichtigste sind. Das ist ja auch das, was uns immer motiviert hat. Bei so einem Jubiläum überlegst du natürlich schon mal, was die Meilensteine sind und welche Funktion wir für die Szene haben. Ich glaube schon, dass das Wacken auch für die ganzen neuen Festivals ein Vorreiter ist – wenn wir Scheiße bauen und irgendwas machen, was bei den Fans nicht so gut ankommt, dann können die anderen sich daran orientieren. Ganz viele Sachen werden dann auch kopiert, aber das ist ja eigentlich das größte Kompliment, wenn dich einer kopiert. Vor ein paar Jahren habe ich das auch noch enger gesehen, aber mittlerweile denke ich, dass es das Beste ist, was uns allen passieren kann, wenn wir eine lebendige Szene haben. Da sind meiner Meinung nach gute Leute unterwegs, die gute Musik machen – und Musik ist nun mal nach wie vor das Geilste, Musik war schon immer total wichtig für mich. Wenn wir etwas zu dieser Szene beitragen können, dann ist das natürlich super.
Wie zum Beispiel auch den „Metal Battle“.
Genau. Durch den Film wurde mir auch mehr bewusst, wie wichtig so etwas wie der Metal Battle ist. Mit der Wacken Foundation haben wir ein paar Jahre rumprobiert und merken jetzt allmählich, wo da die Reise hingeht. Im Metal Battle werden wir uns richtig festbeißen. Wir wollen eigentlich komplett weg davon, dass die Bands gegeneinander antreten, obwohl wir den Namen natürlich behalten werden, dafür sind wir einfach zu stur. Auch die Bands untereinander sehen das ja gar nicht so als Konkurrenzkampf, das siehst du auch im Film: Die wollen eigentlich nur alle zusammen feiern und zeigen, wo sie musikalisch stehen. In die Richtung wollen wir das weiterentwickeln. Wir haben dieses Jahr auch zum ersten Mal einen Metal Battle in Ägypten gehabt. Das ist ja auch total super, dass wir dafür überhaupt eine Plattform haben. Sechs Wochen nach Wacken, wenn sich die ganze Euphorie ein wenig gelegt hat, haben wir dann auch die Metal Dayz in Hamburg, die wir auch so ein bisschen als kleine Ideenschmiede sehen, da kann man dann vielleicht mal neue Projekte anschieben. Was in der Szene auch international abgeht, ist schon ganz geil und alles total spannend.
Dank für das Gespräch, Thomas – und Glückwunsch noch mal zum Jubiläums-Wacken!
Auf die nächsten 25!
Hier kommt ihr zum original Wacken Shop um euch mit W:O:A Merch einzudecken und hier der EMP-exklusive Trailer von „Wacken 3D“:
Pingback: Wacken - Der Film - Festivalfeeling im Heimkino!