Okay, ihr „Expendables„-Fans da draußen – ihr müsst jetzt ganz stark sein. Oder, wenn das Kinoticket für den 3. Streich von Stallones ausgedienten Action-Recken eh schon gebucht ist und euch absolut gar nichts von einem Besuch abhalten wird, besser nicht weiterlesen. Aber ich kann ja auch nichts dafür und stehe mit dieser Einschätzung auch nicht allein da: „Expendables 3“ ist nur noch ein Schatten der beiden ersten Teile.
Bevor hier gleich ein Sturm der Entrüstung losbricht und die Haubitzen vor meinem Bürofenster vorgefahren werden: Die ersten beiden „Expendables„-Streifen von 2010 und 2012 fand ich klasse. Nicht okay, nicht gut, sondern klasse! Weil sie einfach von vorne bis hinten storytechnisch funktioniert haben und das Prinzip „wir sind alt und nehmen uns selbst auf die Schippe (während wir den Bodycount des Jahrhunderts abliefern)“ diesen wunderbaren Oldschool-Charme verströmte, den man im heutigen Action-Kino oft vergebens sucht.
Der Film beginnt eigentlich wie jeder seiner Vorgänger: Die Expendables ziehen gerade eine Mission durch, die diesmal darin besteht, einen lange verschollenen Ur-Expendable aus einem Gefangenentransport zu befreien. Hier funktioniert die Selbstironie noch ganz gut, denn es ist kein Geringerer als Wesley Snipes, der befreit wird und wie ein Rohrspatz über seine Gefangenschaft flucht („Da macht man mal EINEN Fehler…“). Allerdings fällt schon in dieser Eingangssequenz auf, dass die Action inzwischen so over-the-top unglaubwürdig geworden ist, dass man sie kaum noch genießen kann. Die wirren Schnittgewitter tragen zudem auch nicht dazu bei, dass man – wie noch bei den ersten beiden Teilen – mit offenem Mund im Kinosessel sitzt.
Was schon im Vorfeld des Filmstarts für „Entsetzen“ sorgte, war die Tatsache, dass er hierzulande – anders als seine ab 18 freigegebenen Vorgänger – eine FSK12-Einstufung bekommt und auch genau dafür produziert wurde. Und so sieht man tatsächlich im ganzen Film gefühlt nicht einen Spritzer Blut. Nicht, dass ein guter Actioner unbedingt Blut bräuchte, aber genau davon doch die ersten beiden Teile gelebt, verdammte Streitaxt nochmal! Es ist genau diese verharmlosende weil realitätsferne Form der Gewaltdarstellung, die letztlich viel schlimmer ist als blutende Wunden. Kannst ruhig schießen, 12-jähriger Bub, blutet ja nichts! WTF?!
Das allein wäre vielleicht noch verkraftbar, doch auch die Story ist nur noch eine Aneinanderreihung von belanglosen Szenen – ein Schelm, wer den Grund dafür in der Tatsache sieht, dass sich diesmal zum ersten Mal Stallone höchstpersönlich die Geschichte ausgedacht hat. Die geht übrigens folgendermaßen: Bei einem Einsatz in Somalia sollen Barney Ross (Stallone), Christmas (Jason Statham), Gunnar (Dolph Lundgren), Toll Road (Randy Couture), Caesar (Terry Crews) und der frisch befreite Doctor Death (Snipes) eine gefährliche Waffenlieferung unterbinden und finden dabei heraus, dass der Waffenhändler kein Geringerer als Conrad Stonebanks (Mel Gibson, der wie in „Machete Kills“ einen starken Bösewicht gibt) ist – ein Gründungsmitglied der Expendables, das Barney eigentlich schon vor langer Zeit ins Jenseits befördert hatte. Dachte er zumindest.
Der Einsatz geht schief, einer der ihren landet auf der Intensivstation und Barney löst auf Empfehlung des neuen Expendables-Beauftragten Drummer (Harrison Ford – die Ablösung für Bruce Willis) die altersschwache Truppe auf – trotz wilder Proteste der verdienten Haudegen. Da er Stonebanks aber unbedingt zur Strecke bringen will, sucht er sich einfach (in einer unglaublich öden und albernen „ich fahr wild von einem Ort zum anderen und caste irgendwelche Leute, die mir ein alter Kumpel aus welchen Gründen auch immer ausgesucht hat“-Sequenz) ein paar Jungspunde zusammen und begibt sich mit der unerfahrenen Crew nach Rumänien, wo Barneys alter Rivale Trench Mauser (Arnold Schwarzenegger, der viel zu kurz dabei ist) den mächtigen Waffendealer aufgespürt hat. Leider verströmen die „frischen“ Expendables (u. a. Kellan Lutz aus „The Legend Of Hercules„, Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Ronda Rousey und Boxer Victor Ortiz) mit Ausnahme von Quasselstrippe Galgo (Antonio Banderas) null Charisma. Im halbstündigen Finale, das mit den furiosen Action-Massakern der Vorgänger ebenfalls nicht mithalten kann, wirken die unkaputtbaren Veteranen dann aber immerhin wieder mit.
Ich will nicht endlos auf „Expendables 3“ rumhacken, muss aber ehrlich sein: Ich wollte nach einer Dreiviertelstunde einfach nur noch, dass es vorbei ist. Daher meine Empfehlung: Wenn ihr den unbedingt Film sehen wollt, aber auch noch ein paar Monate aushalten könnt, dann wartet auf den Heimkinostart. Und bis dahin: Zieht euch einfach noch mal die saucoolen ersten beiden Teile rein, die dem enttäuschenden dritten um Längen voraus sind.
Sorry für den Verriss. Aber mir tat’s einfach weh, diese Selbstmontage einer an sich geilen Reihe zu sehen.
Hier der Trailer:
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