Was Tim Burton anpackt, wird Kult: Kaum ein anderer Hollywood-Regisseur hat ein derart feines Händchen für Atmosphäre, Witz und das, woran viele seiner Kollegen heutzutage scheitern – eine außergewöhnliche Geschichte. Mit „Frankenweenie“ liefert der schräge Regisseur nun eine Stop-Motion-Langversion seines schwarzweißen Kurzfilms von 1984 ab, den Disney seinerzeit als zu gruselig für Kinder befand, wodurch es zum temporären Bruch mit Burton kam. Kann der Meister des Skurrilen damit an seine Stop-Motion-Hits „The Nightmare Before Christmas“ und „Corpse Bride“ anknüpfen?
Kann er. „Frankenweenie“ ist ein fantastisches Gruselabenteuer für Groß und Klein (ab zwölf), das mit grandioser Optik, liebenswerten Figuren und einer rührenden Geschichte aufwartet: Als sein geliebter Wauwau Sparky durch einen Autounfall vor die Hunde geht, ist Nachwuchswissenschaftler Victor Frankenstein am Boden zerstört. Als jedoch sein Lehrer im Naturkundeunterricht mit Elektroschocks einen toten Frosch zum Zucken bringt, kommt ihm eine zündende Idee: Sparky auf dem Friedhof (der Kuscheltiere) wieder ausgraben, zusammennähen, mit dicken Schrauben fixieren und per Blitzschlag auf dem heimischen Dachboden zu neuem Leben erwecken! Eine entsprechende Apparatur baut sich der junge Wissenschaftler einfach mit Mamis Küchengerätschaften zusammen. Praktischerweise wird sein Heimatkaff New Holland regelmäßig von finsteren Gewittern geplagt, sodass Jung-Frankenstein seinen geflickten vierbeinigen Gefährten schon bald wieder in die Arme schließen kann. Fast wie neu, der Gute – mal abgesehen von den abfallenden Ohren und der Tatsache, dass er regelmäßig in die Wiederaufladestation muss. Doch lange kann Victor seine „Kreatur“ nicht geheim halten, und als ihm ein paar neidische Mitschüler nacheifern wollen, nimmt das untote Chaos seinen Lauf.
Klar: Wer noch nie etwas mit Burtons Filmen anfangen konnte – ob nun besagte Stop-Motion-Werke oder Realfilme wie „Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“, „Sweeney Todd„, „Alice im Wunderland“ oder „Dark Shadows“ -, wird vermutlich auch zu „Frankenweenie“ keinen Zugang finden. Doch wer den düsteren Geist seiner Filme schon seit seinem Regie-Durchbruch mit „Beetlejuice“ verehrt, wird auch dieses minutiös inszenierte Stop-Motion-Meisterwerk von der ersten bis zur letzten Minute verschlingen und die zahlreichen Anspielungen auf die Horrorfilmgeschichte feiern.
Im Kern ist „Frankenweenie“ jedoch trotz der offensichtlichen Frankenstein-Thematik und der daraus erwachsenden Implikationen einfach nur ein (zu großen Teilen selbstreflexiver) Film über die unbändige Liebe eines kleinen (Außenseiter-)Jungen zu seinem Hund. Wie sagte schon Jaime Lannister: „The things we do for love…“
Wenn man denn unbedingt etwas kritisieren wollte (weil man das ja immer so gerne macht), könnte man das Ende des Films anführen, das dann irgendwie doch ein bisschen zu sehr nach Disney schmeckt. Geschenkt! Ein ganz großer „Grusel“-Spaß mit tollem Charakter-Design und einem Fünkchen Shelley’schem Flair.
Noch nicht überzeugt? Mal den Trailer anchecken:
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