Vor zehn Jahren erschien der erste Band von Robert Kirkmans Comicbuch-Reihe „The Walking Dead„, die seither monatlich erweitert wird und inzwischen auch als fantastische TV-Serie das Herz jedes Zombie-Maniacs höher schlägen lässt. Anlässlich des Heimkino-Starts der dritten Staffel sprachen wir mit dem 34-jährigen Schöpfer über den runden Geburtstag seiner postapokalyptischen Überlebensschlacht und sein ausgeprägtes Zombie-Faible.
„Ich habe überall meine Hände in dieser Pastete.“
Robert, der erste Band von „The Walking Dead“ wurde 2003 veröffentlicht – ein runder Geburtstag also…
Yeah, im Oktober hatten wir unser Zehnjähriges – ganz schön beängstigend, dass ich das jetzt schon seit zehn Jahren mache. Irgendwie überwältigend, wenn ich darüber nachdenke.
Hättest du je gedacht, dass „The Walking Dead“ so ein großer Erfolg werden könnte?
Nein, das hat mich völlig überrascht. Ich wollte eigentlich immer nur genug Erfolg haben, um die Geschichte noch ein bisschen weitererzählen zu können. Doch das Ganze hat meine Erwartungen inzwischen bei weitem übertroffen.
Zehn Jahre sind eine lange Zeit – gehst du immer noch mit genau soviel Enthusiasmus an „The Walking Dead“ wie früher?
Absolut, ich würde fast sagen, dass ich enthusiastischer bin denn je. Für mich wird die Story immer spannender: Je tiefer ich in diese Welt eintauche und je weiter wir uns vom Niedergang der Zivilisation wegbewegen und in neue Bereiche mit intensiveren Überlebensgeschichten vordringen, desto interessanter werden die Bücher. Auch mit der Serie dringen wir inzwischen in immer coolere und interessantere Bereiche vor.
Das Ganze ist für dich nach zehn Jahren also noch nicht zur Routine geworden?
Routine würde ich es nicht nennen, aber es ist so ähnlich, als zöge man ein eingetragenes Paar Schuhe an. „The Walking Dead“ ist einfacher für mich als andere Projekte, eben weil ich schon so lange daran arbeite und weiß, was ich tun muss. Mein Vergnügen daran mindert das aber auf keinen Fall.
Ist es wichtig für dich, zwischendurch auch mal andere Projekte anzugehen, um ein wenig Abstand zu „The Walking Dead“ zu bekommen?
Ja, ich sehe immer zu, dass ich an mehreren Projekten gleichzeitig arbeite, denn wenn ich an so etwas Intensivem wie „The Walking Dead“ arbeite, zieht mich das auf Dauer schon ein wenig runter. Daher macht es mir Spaß, simultan an mehreren Dingen mit unterschiedlichen Themen gleichzeitig zu schreiben, zum Beispiel etwas fröhlichere oder Action-lastigere Sachen. Das hält einen frisch.
Was hat dich vor über zehn Jahren überhaupt dazu getrieben, eine postapokalyptische Zombie-Graphic-Novel zu schreiben?
Ich wollte eine Überlebens-Story kreieren, die ausführlich den Niedergang der Zivilisation beschreibt. Wie die Menschen sich wieder zusammenraufen, ums Überleben kämpfen und versuchen, jenes Leben wiederherzustellen, das sie einmal kannten. Das Zombiegenre erschien mir dafür eine gute Kulisse, die die Spannung hochhalten würde.
Dein Protagonist erwacht im Krankenhaus – genau wie der in Danny Boyles „28 Days Later“.
Das war tatsächlich nur ein unglücklicher Zufall: Als Boyles Film in den USA rauskam, hatte ich den ersten Band schon gezeichnet. Ich sage ja immer, dass große Geister gleich denken – im Scherz natürlich. Dieses Szenario ist einfach nur ein gemeinsamer Einstiegspunkt in eine neue Welt.
Hast du „The Road“ gesehen oder gelesen? Auch dort herrscht auch eine ähnliche Atmosphäre wie bei „The Walking Dead“.
Das stimmt. Ich denke, ich habe eine ähnlich pessimistische Lebenseinstellung wie Cormac McCarthy. Wir beide haben das Gefühl, dass es ziemlich übel werden würde, wenn die Zivilisation um uns herum zusammenbräche. Daher gibt es tatsächlich ein paar Ähnlichkeiten bei uns.
Welche Zombiefilme haben dich früher konkret inspiriert?
Ich war schon immer großer Fan der Romero-Filme „Night Of The Living Dead„, „Dawn Of The Dead“ und „Day Of The Dead“ – das waren Meilensteine und fantastische Geschichten mit tollen Charakteren. Aber auch Lucio Fulcis „Zombie“ und andere italienische Horrorfilme haben gezeigt, wozu dieses Genre fähig ist. Es gibt viele tolle Werke, in denen Zombies umherschlurfen.
Die dritte Staffel von „The Walking Dead“ erscheint nun endlich fürs Heimkino. Kannst du einen kurzen Umriss geben, wo wir uns am Anfang der Staffel befinden?
„The Walking Dead“ ist eine Show, die vom Überleben der menschlichen Rasse nach dem Niedergang der Zivilisation handelt, der durch den Anbruch der Zombies eingeläutet wurde. Die Zombies sind in den Vordergrund getreten und ruinieren die Erde, wie ich es gerne umschreibe. Am Anfang der dritten Season haben unsere Figuren viele lebensbedrohliche Szenarien durchgestanden und wissen, wie sie in dieser Welt überleben und wie sie mit den Zombies umgehen müssen. Doch die Dinge ändern sich auf drastische Weise, als sie an einem Ort namens Woodbury auf einen anderen Teil verbliebener Zivilisation treffen, der von einem gewissen Governor angeführt wird. Wie Rick und seine Gruppe hat auch er sich an die neue Welt angepasst, ist aber als menschliches Wesen mit Gedanken und Emotionen letztlich sehr viel gefährlicher und tödlicher als es ein Zombie je sein könnte. In der dritten Staffel rückt also das „Mensch gegen Zombie“-Thema ein wenig in den Hintergrund – obwohl es ständig präsent bleibt –, während der „Mensch gegen Mensch“-Part wichtiger wird und die Serie auf eine interessante Art und Weise verändert.
„The Walking Dead“ ist ein Paradebeispiel für den Erfolgszug hochwertig produzierter TV-Shows in den vergangenen Jahren. Würdest du zustimmen, dass auf eine gewisse Weise das Fernsehen das neue Kino ist, weil man im Laufe einer Serie die Charaktere viel besser aufbauen und somit letztlich viel intensivere Geschichten erzählen kann?
Ich denke, da ist was dran. Die Leute nehmen Fernsehen inzwischen als ein Medium wahr, das viel tiefgreifendere Stories erzählen kann, die reicher und komplexer sind und deren Charaktere man viel besser kennen lernen kann. Viele der derzeitigen TV-Shows da draußen sind eine Art Mini-Movies, die wir uns jede Woche ansehen. Auch die Produktionswerte haben inzwischen zum Film aufgeschlossen, und im Bereich Special Effects gehen Dinge ab, die man auf diesem Level im Fernsehen bis dato noch nicht gesehen hat. Ich finde das cool.
Inwieweit bist du als Executive Producer in die TV-Serie eingebunden? Hattest du zum Beispiel auch Einfluss aufs Casting?
Ja, ich bin zusammen mit den anderen Produzenten stark involviert und auch die ganze Zeit im Schreiber-Raum anwesend, um dabei zu helfen, die Story auszufeilen, Episoden zu schreiben und solche Dinge. Ich habe überall meine Hände in dieser Pastete.
Eine der genialen und gleichzeitig auch grausamen Sachen bei „The Walking Dead“ ist, dass wichtige Charaktere beziehungsweise Charaktere, die man lieb gewonnen hat, gerne mal abgekillt werden. Wie schwer ist das für dich als ihr Erschaffer?
Das ist schon ziemlich hart. Ich versuche, nicht zuviel darüber nachzudenken, weil es mir sicher leicht fallen würde, mir das auszureden. Wenn ich mich also einmal dafür entscheide, dass eine Figur stirbt, dann ziehe ich das knallhart durch. Wenn es die Story verlangt, passiert es einfach. Ich versuche dann, nicht mehr drüber nachzudenken, denn mir liegen all diese Charaktere natürlich sehr am Herzen, und die Vorstellung, dass ich sie verliere, macht mich traurig. Es ist aber aus meiner Sicht absolut notwendig in der Welt von „The Walking Dead„, denn ohne das würde sie niemals so gefährlich wirken, wie sie wirken muss.
Na, heiß geworden? Die dritte Staffel von „The Walking Dead“ erscheint am 11. November und schaut so aus:
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