Die Hochzeits-Crasher sind zurück! Das Erfolgsduo Vince Vaughn und Owen Wilson liefert unter der Ägide von Shawn Levy („Nachts im Museum“) eine neue Comedy ab, die trotz eines kleinen Schönheitsfehlers richtig gut gelungen ist.
Fallen wir gleich mit der Panzertür ins Haus: „Prakti.com“ ist im Prinzip ein kunterbuntes, unkritisches Werbevideo für den Online-Giganten Google. Bei Google ist alles so herrlich und bunt, die Mitarbeiter sind das größte, wichtigste Gut und müssen noch nicht mal ihre leckeren Pausensnacks bezahlen. Aber: Wenn man diese Schönmalerei ausblenden kann bzw. wenn einen das gar nicht stört, bekommt man hier eine ziemlich ulkige Comedy geboten, deren zwei Hauptdarsteller wieder hervorragend miteinander harmonieren.
Die Ausgangslage: Billy McMahon (Vaughn) und Nick Campbell (Wilson) sind beste Buddys und arbeiten gemeinsam als unwiderstehliches Herrenarmbanduhrenvertreterteam (ein super Kandidat fürs nächste Galgenraten!) zusammen. Doch plötzlich erklärt ihr Boss Sammy (Mini-Nebenrolle für John Goodman), dass er den Laden dicht machen muss. In Zeiten es Internethandels gehört das Vertreter-Geschäft zum Auslaufmodell. Die Verkaufsdinos stehen mit leeren Händen da und sehen sich mit einer unschönen beruflichen Zukunft aus Billigjobs konfrontiert. Schließlich sind sie ja alles andere als die Jüngsten.
Doch Billy hat eine Idee: Neue Wege gehen, den Sprung in die Zukunft wagen! Und die heißt nun mal Internet bzw. Google. Also bewerben sich die alten Haudegen (im Rahmen eines ziemlich kuriosen Hangouts) auf ein Praktikum beim kalifornischen Megakonzern und dürfen tatsächlich – trotz Mangels aller für einen derartigen Job nötigen Qualifikation wie z.B. Jugendlichkeit und Internetaffinität – den Sommer über in der Googleplex-Firmenzentrale bei San Jose ihre „Googliness“ unter Beweis stellen, unter anderem bei einer schrägen Zu-Land-Version des Harry Potter’schen Quidditch-Games. Nach anfänglichen Akklimatisierungsschwierigkeiten stellt sich sogar heraus: Auch solche vermeintlich rostigen Opas können wertvoll für ein modernes Unternehmen sein. Doch um einen der begehrten Jobs zu bekommen, müssen sie mit ihrem Team den Praktikantenwettbewerb gewinnen – was ziemlich schwierig werden dürfte, schließlich sind sie in der absoluten Losergruppe gelandet.
Ein letztes Wort noch zur „Googliness“ von „Prakti.com„: Dass hier kein Geld in Form eines Produktionszuschusses oder Ähnlichem geflossen sein soll, kann man ja kaum glauben. Oder bestand die Bezuschussung nur darin, dass Regisseur Shawn Levy überhaupt im Google-Headquarter drehen durfte und somit viel Geld für ein selbstgebautes Set gespart hat? So oder so: Man hätte das Ganze auch bei einem fiktiven Internetkonzern spielen lassen und sich damit einiges an Kritik ersparen können. Dass nämlich ausgerechnet Google hier ein hippie-eskes Heileweltimage propagiert, darf zumindest ein paar Zweifel aufwerfen. Spätestens seit der NSA-Affäre steht ja auch der Konzernriese verstärkt in der Kritik.
Davon unabhängig, ist „Prakti.com“ allerdings eine erstaunlich lustige Comedy über zwei berufliche Auslaufmodelle, die aufgrund ihrer sozialen Kompetenzen auch in einem modernen weblastigen Arbeitsumfeld ihre Berechtigung haben. Jugendwahn und Sozialnetzwerkkompetenz schön und gut, doch wenn man in der digitalen Welt den Bezug zu den realen Menschen verliert, bringen einem auch die besten Internet-Geek-Fähigkeiten nichts – so eine der charmant analogen Botschaften des Films. Eine andere ist: Den eigenen Horizont zu erweitern hat noch niemandem geschadet.
Besetzungstechnisch ist hier natürlich alles auf das Zuggespann Wilson/Vaughn zugeschnitten, die sich die erfreulich unaufdringlichen Gags nur so um die Ohren hauen dürfen. In einer Nebenrolle gefällt Rose Byrne („Insidious“ und „Insidious 2„) als Nicks Love Interest, und auch Comedy-Star Will Ferrell hat einen (leider viel zu kurzen) Gastauftritt.
Summa summarum: „Prakti.com“ macht Spaß!
Hier der Trailer: