Liebe Starks, Lannisters, Targaryens, Greyjoys und wie ihr sonst noch so heißen möget: Die dritte Staffel „Game Of Thrones“ steht vor der Heimkinotür! Am 31. März geht das Ränkespiel um den Thron von Westeros auf Blu-ray und DVD in die nächste Runde – seid ihr auch schon heiß? Wir nehmen die Veröffentlichung der dritten Season zum Anlass, um hier im Filmblog ein wenig „Game Of Thrones“-Alarm zu machen. Nach Michelle Fairley aka Catelyn Stark und Theon Graufreud alias Alfie Allen kommt im letzten Teil unserer Interview-Reihe der inzestöse Kingslayer Jaime Lannister zu Wort, der vom dänischen Schauspieler Nikolaj Coster-Waldau („Oblivion„) gespielt wird. So vernehmet, was der Zwillingsschwester-Besteiger zu seiner Verteidigung zu sagen hat:
(Spoiler-Info: Wer die erste Staffel kennt, erlebt keine Überraschungen.)
„In dieser Show geht es darum, was Macht aus Menschen macht. Und wie ungesund es ist, wenn die ganze Macht bei nur einer Person liegt.“
Nikolaj, wie bist du bei „Game Of Thrones“ an Bord gekommen?
Das war im Juni 2010, da war ich in Los Angeles und hatte ein Meeting mit den Produzenten Dan Weiss und David Benioff, die mir von diesem Pilotfilm erzählten. Ich wusste nichts über die Bücher von George Martin, aber sie haben mir diese Figur und die Welt beschrieben und ich dachte mir, dass sich das richtig interessant anhört. Danach habe ich das Skript zum Pilotfilm gelesen, und als ich zu der Szene kam, als Brendan Jaime mit Cersei erwischt, Jaime ihn aus dem Fenster schubst und sagt „The things we do for love“, da dacht ich „Wow, das ist fantastisch!“ Das ist so ein genialer Ausgangspunkt für einen Charakter, weil es so düster und pervers ist. Dann habe ich dafür vorgesprochen und sie haben mir die Rolle angeboten.
Hast du die Bücher danach gelesen?
Jawohl, aber immer erst nach den Skripts für die Serie. Das fand ich besser, weil ich so das Gefühl hatte, dass mir das Buch Zusatzinformationen zu dem gibt, was ich aus dem Skript kannte. So mache ich das heute immer noch: Erst das Skript lesen, denn das ist mein Hauptfokus. Die erste Season war ja noch sehr nah am Buch, aber danach musste man sehr viel harte Entscheidungen treffen, weil die Bücher einfach zu groß sind, um alles daraus in der Serie zu bringen. Ich konzentriere mich aber immer auf den TV-Jaime.
Warum bist du deiner Meinung nach perfekt für diese Rolle?
Das solltest du wohl besser die Produzenten fragen, die mich ausgewählt haben. Ich vermute aber, dass derjenige, den sie eigentlich haben wollten, nicht verfügbar war (lacht). Ich denke, ich kann mich gut in Jaime hineinversetzen. Ein Grund, warum die Show so erfolgreich ist, ist ja, dass die meisten Charaktere sehr menschlich sind. Eine große Sache bei Jaime ist die Inzucht. Normalerweise denkt man beim Wort „Inzucht“ ja sofort daran, dass Kinder missbraucht werden oder so etwas. Aber hier ist es anders – hier geht es um jemanden, der eine andere Person liebt, die er nicht lieben dürfte. Ich denke, dass viele Menschen in ihrem Leben schon mal auf jemanden standen, auf den sie nicht stehen durften. Wie zum Beispiel die Freundin eines Freundes – und das muss man sich dann nur noch etwas extremer vorstellen. Und in seinem Fall kann ich das, ich verstehe, was im Grunde seines Herzen vor sich geht: Er muss ständig mit den vorgefertigten Meinungen anderer leben, die zu wissen glauben, wer er ist, sobald er nur den Raum betritt. Bei Jaime ist das besonders extrem, denn seine größte Stunde war ja im Prinzip, als er den irren König tötete und zum Kingslayer wurde – und anstatt ihm Anerkennung zu zollen, kritisierten ihn die Leute dafür. Wie gesagt, ich kann ihn verstehen. Ich denke nicht, dass ich ihm auf irgendeine Art ähnele – aber ich kann mich in ihn hineinversetzen.
Vor allem in Amerika haben viele Leute ein wenig pikiert auf die Inzest-Szenen reagiert.
Die meisten denken vermutlich nur „Äh, das ist schräg – ich will doch keinen Sex mit meiner Schwester haben, bäh! Okay, es sei denn, sie sieht aus wie Lena Headey…“ (lacht). Die meisten finden das widerlich, ich ja auch. Allein die Vorstellung! Doch es ist noch gar nicht so lange her, da war es vor allem in königlichen Familien normal, dass man Kusinen heiratete um die Blutlinie der Familie unter sich zu behalten. Auch bei „Game Of Thrones“ gibt es das ja: Die Targaryans haben auch Bruder und Schwester verheiratet. Es ist ja letztlich nur eine Geschichte. Und in dieser Welt ergibt es vermutlich auch einen Sinn.
Wie würdest du den Unterschied zwischen den ersten Seasons beschreiben?
Das ist ja das Interessante an dieser Show: Die erste Season handelte hauptsächlich davon, dass die Starks die Heldenfamilie sind, die Opfer in einer brutalen Welt. Doch danach erfährt man immer mehr über diese Welt – zum Beispiel, dass es nur eine Möglichkeit gibt, den Thron zu bekommen: indem man ihn sich gewaltsam nimmt. Und es war Ned, der Robert Baratheon damals zur Macht verhalf, wobei ganze Familien von den Starks abgemurkst wurden. Es ist nicht alles nur Schwarz und Weiß – du findest von Folge zu Folge mehr über diese Welt heraus. Und letzten Endes geht es doch nur um eines: Was Macht aus Menschen macht. Und wie ungesund es ist, wenn die ganze Macht bei nur einer Person liegt.
Ist „Game Of Thrones“ in puncto Produktion das Größte im Filmbereich, bei dem du je dabei warst?
Ich denke schon. Vor gut zehn Jahren habe ich mal in einem Film namens „Black Hawk Down“ mitgespielt, der auch schon ziemlich groß war. Aber das hier ist größer. Bei dieser Season hatten wir zwei komplette Crews, die gleichzeitig in unterschiedlichen Ländern gearbeitet haben. Das ist schon enorm. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie sie das machen. Es gibt so viele Charaktere, die alle angezogen werden wollen – allein das mit den Kostümen ist schon der helle Wahnsinn!
Du hast für mehrere Jahre bei „Game Of Thrones“ unterschrieben – kann man da als Schauspieler überhaupt noch andere Sachen „nebenbei“ machen?
Bei anderen TV-Shows arbeitest du neun Monate im Jahr, und da kannst du natürlich nicht mehr viel anderes nebenher machen. Während der ersten beiden „Game Of Thrones“-Staffeln konnte ich aber einen skandinavischen Film namens „Headhunters“ und auch noch den Horrorfilm „Mama“ drehen – es ist also möglich, nebenbei noch andere Sachen zu machen. Denn selbst wenn du jeden Tag bei „Game Of Thrones“ arbeiten musst, hast du danach noch vier oder fünf Monate, in denen du was anderes machen kannst. Wenn man das überhaupt will – schließlich macht mir diese Show unheimlich viel Spaß.
Ist es dann schwierig, aus einer Show wie „Game Of Thrones“ zu einem „normalen“ Film zu wechseln?
Ich weiß nicht, wie es bei den anderen ist, aber für mich nicht, nein. Ich denke, ich habe noch all meine grauen Zellen beisammen und bleibe nicht in der Figur drin (lacht). Es ist ein großartiger Job, aber ich trage Jaime Lannister nicht ständig mit mir herum.
Soviel zu unseren Interviews mit dem „Game Of Thrones“-Cast. Pünktlich zum Blu-ray und DVD-Start der 3. Staffel am 31. März werden wir übrigens noch mal die neue Season vorstellen und dabei auch ein fesches Gewinnspiel am Start haben. Bleiben Sie dran, wie man so schön sagt.
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