Ich habe schon immer gesagt: Kevin Costner wäre ein genialer James Bond gewesen (dito für George Clooney übrigens). Doch auch wenn er einen perfekten Geheimagenten abgäbe, hat der mittlerweile 59-Jährige eine Filmvita vorzuweisen, die eher durch Western bzw. Abenteuer („Der mit dem Wolf tanzt“, „Robin Hood“), Postapokalyptisches („Waterworld“, „Postman“) oder Schnulziges („Bodyguard“) denn durch Agententhriller gekennzeichnet ist. In „Jack Ryan“ drang er kürzlich zwar endlich mal wieder in dieses Genre vor, doch auch das nur in einer Nebenrolle. In „3 Days To Kill“ darf der sexy Altstar nun endlich als Agent Ethan Renner in Aktion treten. Hat er ihn drauf, den Bond?
Moment mal, Ethan Renner – echt jetzt? Soll das eine Hommage an „Mission Impossible“-Charakter Ethan Hunt und Neu-Bourne Jeremy Renner aus „Der Bourne Vermächtnis“ sein? Ach, egal, wahrscheinlich hab ich inzwischen einfach zu viele Filme gesehen. Auffällig ist es freilich schon.
Als Renner nach einem missglückten Einsatz in Ungarn erfährt, dass er einen unheilbaren Tumor in sich trägt und nur noch ein paar Monate zu leben hat, will der erfahrene CIA-Agent seine Angelegenheiten ins Reine bringen – was sich zuallererst auf die Beziehung zu seiner entfremdeten Teenager-Tochter Zooey (Hailee Steinfeld aus „Ender’s Game“ und „True Grit“) bezieht, die er in den vergangenen Jahren allenfalls einmal im Jahr zum Geburtstag angerufen hat. Also begibt sich der Todkranke nach Paris, wo Zooey mit ihrer Mutter und Renners Exfrau Christine (Connie Nielsen, die von 2004 bis 2012 mit Metallica-Trommler Lars Ulrich zusammen war und ein Kind mit ihm hat) lebt.
Einzige Bedingung von Christine für die Kontaktwiederaufnahme: Renner darf nicht mehr für die CIA arbeiten. Neinnein, kein Thema, sagt er – die Agentenlaufbahn sei beendet. Dachte er zumindest, denn plötzlich steht die attraktive Vivi (Amber Heard aus „Machete Kills„) auf der Matte, die ihn für einen neuen Auftrag einspannen will: Nur Renner weiß nämlich, wie der Wolf, Zielperson der missglückten Ungarn-Mission, aussieht. Ein Druckmittel hat (die übrigens absurd überzeichnete) Vivi ebenfalls parat: Wenn Renner mitmacht, bekommt er eine experimentelle Droge gespritzt, die seinen Krebstod verlangsamen soll.
Wohl oder übel lässt er sich auf die neue Mission ein und muss fortan sein Multitasking-Talent beweisen: Als Christina drei Tage für einen Job nach London fliegt, soll Renner auf das gemeinsame Töchterchen aufpassen – und gleichzeitig für Vivi Leute umnieten, um den Wolf zu finden. Der zufällig auch gerade in Paris ist. Na so ein Zufall.
Prinzipiell erinnert „3 Days To Kill“ an eine Mischung aus „Léon – Der Profi“ und „96 Hours“ – was nicht von ungefähr kommt, denn die Story stammt von keinem Geringeren als Luc Besson, dessen Firma EuropaCorp den Film produziert hat. Amerikanische Actionfilme, die in Frankreich spielen, laufen inzwischen zu 90% durch Bessons Griffel.
Apropos Action: Die ist tatsächlich – neben Kevin Costner – das Beste an „3 Days To Kill“: In rasanten Verfolgungsjagden durch Paris und bleihaltigen Shootouts stellt Costner eindrucksvoll unter Beweis, dass er auch mit knapp 60 noch nicht zum alten (Schieß-)Eisen gehört. Deutliche Abstriche muss man bei Story und Inszenierung machen: Dass Renner der mysteriösen Sexbombe blindlings vertraut und auf Kommando irgendwelche Typen umnietet, ist hochgradig absurd; dito für die vielen Zufälle in der stückhaft aneinandergereihten Handlung. Zudem wirkt der Protagonist mit seiner „Ich folter und dresch alle kaputt“-Methode – zumindest im Beruflichen – alles andere als sympathisch. Es tut mir leid, aber Regisseur McG („Terminator: Salvation“, „Das gibt Ärger“) hat einfach keine Ahnung, wie man Handlung stimmig und nachvollziehbar mit Action verwebt.
Solange man nicht zuviel davon erwartet, kann man sich den Film aber bedenkenlos reinziehen – allein wegen Costner, der rasant inszenierten Actionszenen und des Pariser Flairs, das hier vor den stimmungsvollen Kulissen auflebt. Auch die schwierige Beziehung zu seiner bockigen Tochter ist gut dargestellt und bekommt in einigen Szenen charmanten Witz (wenn sie ihn zum Beispiel mal wieder ausgerechnet beim Foltern und Liquidieren anruft).
Fazit: Abstruse Story, cooler Costner und flotte Action. Solide Agenten-Thriller-Unterhaltung.
Hier der Trailer: