Einmal Wikinger, immer Wikinger! Im Abenteuerfilm „Northmen – A Viking Saga“, der am 23. Oktober im Kino startet, gibt Johan Hegg von Amon Amarth sein standesgemäßes Schauspieldebüt: Der sympathische Sänger spielt den nordischen Krieger Valli, der mit einem Wikingertrupp in Schottland strandet und durch feindliches Territorium fliehen muss. Wir trafen den gut gelaunten Johan bei einem Videodreh in einer alten Klosterruine in Brandenburg, wo er mit dem Rest von Amon Amarth den Song „Deceiver Of The Gods“ für ein Musikvideo zu „Northmen“ aufnahm. Lest hier, was König Johan über den Film, den Dreh und die nächsten Pläne von Amon Amarth zu sagen hat.
„Nervös? Nein, ich hatte doch nichts zu verlieren!“
Johan, wie ist es dazu gekommen, dass du in einem Wikingerfilm mitspielst?
Einer der Schreiber, Bastian Zach, ist zufällig ein Fan von Amon Amarth. Und als er den Charakter, den ich spiele, schrieb, hatte er wohl mich als Vorbild im Kopf. Als er ihn den Casting-Leute vorstellte und ihnen ein Bild von mir zeigte, meinten die „okay, dann caste den doch“ – und dann hat er mich gefragt, ob ich es machen will. Zuerst glaubte ich, das wäre ein Scherz (lacht). Aber es schien ihnen ziemlich ernst damit zu sein und ich dachte mir „warum nicht?“. Es schien mir ziemlich spannend, so was mal zu versuchen.
Kannst du uns eine kurze Zusammenfassung der Handlung geben?
Im Prinzip geht es um eine Truppe Wikinger, die auf der Flucht von zu Hause sind. Sie versuchen, ins Kloster Lindisfarne auf dieser Insel vor England zu kommen, um es zu plündern und sich dann mit dem erbeuteten Geld in ihrer Heimat ihre Freiheit zurückzukaufen. Auf der Fahrt kentert jedoch ihr Schiff und sie stranden in feindlichem Territorium in Schottland. Da geht der Film dann richtig los und entwickelt sich zu einer fiesen Menschenjagd.
Was kannst du uns über deine Figur sagen? Was für eine Typ ist Valli?
Als ich das Skript las, war er eigentlich ziemlich offen. Also musste ich meine eigenen Ideen und Gedanken einbringen. Sie haben ihn als einen erfahrenen und routinierten Kämpfer gesehen, der schon seit geraumer Zeit unterwegs ist und weiß, was er tut. Ich finde, dass er meiner Bühnen-Persona ziemlich ähnlich ist: eine Mischung aus einer gewissen Ernsthaftigkeit mit viel schwarzem Humor. Wenn man die alten Wikinger-Sagas liest, dann gibt es darin ja auch jede Menge Galgenhumor. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass man als gereifter Krieger irgendwann zwangsläufig einen ziemlich kranken Sinn von Humor entwickeln muss – und so habe ich ihn dann auch gespielt.
Hast du dich vorher schon mal irgendwann an der Schauspielerei versucht?
Höchstens im Schultheater (lacht).
Warst du nervös vor dem Drehbeginn oder wird der Sänger einer erfolgreichen Metalband, die regelmäßig vor tausenden von Menschen spielt, nicht mehr nervös?
Nein, nervös war ich eigentlich nicht – weil ich ja nichts zu verlieren hatte, oder? Es ist doch eine tolle Gelegenheit, an so etwas wie diesem Film teilzuhaben, und ich habe das auch als große Chance begriffen. Außerdem hat das gesamte Team – die Leute von der Produktion, der Regisseur Claudio und all die anderen Schauspieler – dafür gesorgt, dass ich mich wohlfühle. Wenn ich mit irgendetwas Probleme hatte, hat mir immer jemand geholfen. Also hatte ich nie das Gefühl, dass ich wegen irgendetwas nervös sein müsste.
Du sagst, dass du nichts zu verlieren hattest. Ich wüsste da aber was: deine Credibility als Sänger von Amon Amarth! Hättest du auch in einem anderen Actionfilm ohne Wikinger-Background mitgespielt oder war es dir wichtig, dass deine Bühnen-Persona mit deiner ersten Filmrolle verbunden ist?
Nein, ich denke nicht, dass es unbedingt wichtig war, dass es ein Wikinger-Film ist. Ich hätte es auch gemacht, wenn es ein anderer Film gewesen wäre.
Für diesen musstest du wenigstens nicht zum Friseur.
Das stimmt allerdings (lacht)!
Wie waren die Kampfszenen? War das anstrengender, als eine Live-Show mit Amon Amarth zu spielen?
Es hat schon geschlaucht, aber es waren kürzere Takes, kürzere Ausbrüche. So was wie das Stunt-Training und die Schwertkämpfe und all dieses Zeug hatte ich ja noch nie in meinem Leben gemacht – das hat so viel Laune gemacht, dass ich gar nicht mehr damit aufhören wollte (lacht). Die mussten mir schon sagen „Okay, jetzt musst du aber wirklich aufhören – du wirst das morgen spüren!“ Aber ich meinte nur: „Nein, ich will noch mal!“ Das war ein großer Spaß.
Bist du ein Naturtalent am Schwert?
Das müssen die Leute schon selbst bewerten. Da alle mit meinem Job zufrieden schienen, habe ich mich für einen Anfänger wohl ziemlich gut geschlagen.
Wie kaum eine andere Band assoziiert man Amon Amarth mit nordischer Mythologie, von daher seid ihr Experten in diesem Gebiet: Zeichnet der Film ein realistisches Bild von Wikingern im 9. Jahrhundert?
Ich denke schon, dass er ziemlich realistisch ist. Man muss aber bedenken, dass es sich hierbei um ein fiktionales Werk und nicht um eine Dokumentation handelt. Sie haben natürlich versucht, den Wikinger-Geist einzufangen und die Story so aufzubauen, wie sie sich hätte zutragen können. Andererseits gibt es sicher auch ein paar Sachen, die wir vielleicht etwas spektakulärer umgesetzt haben, als sie damals geschehen wären. Das finde ich aber nicht so schlimm, es verleiht dem Film mehr Spannung. Wie gesagt: Es ist keine Doku, es ist Entertainment. Ich weiß, dass viele Leute so was sagen werden wie „ahhh, diese Kleidung ist nicht akkurat!“, aber für mich ist das nicht so schlimm. Es muss nicht immer super-realistisch sein – solange es ein guter Film ist.
Spielt Mythologie eine Rolle im Film?
Ein bisschen, ja. Aber sie steht nicht so im Vordergrund wie zum Beispiel in der TV-Serie „Vikings“, wo sie das Mythologische viel stärker einbinden.
Welche anderen Wikinger-Filme kannst du empfehlen? Mein persönlicher Favorit ist Nicholas Winding Refns „Walhalla Rising“.
Den finde ich tatsächlich auch ziemlich gut. Obwohl ich sagen muss, dass ich sehr enttäuscht war, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe – ich glaube, ich habe einfach etwas völlig anderes erwartet. Da ihn aber alle so abgefeiert haben, habe ich ihn mir noch ein zweites Mal angeguckt und dabei versucht, offener an die Sache ranzugehen. Und wenn man ihm eine Chance gibt, ist er tatsächlich ein ziemlich guter Film.
„Northmen“ ist vermutlich ein bisschen… direkter?
Ja, der hat eine viel höhere Geschwindigkeit. Ansonsten sind meine Lieblings-Wikinger-Filme die von Hrafn Gunnlaugsson: Der erste heißt „Das versunkene Imperium“ und der Nachfolger „Im Schatten des Raben“ – das sind zwei richtig gute und authentische Wikinger-Filme.
„Northmen“ wurde in Südafrika gedreht – ein Ort, den man normalerweise nicht mit Schottland oder Wikingern assoziieren würde. Die ersten Bilder aus dem Trailer sehen aber ziemlich realistisch aus – warst du überrascht, dass die Küste Südafrikas tatsächlich als eine nordische durchgeht?
Ja, ich war absolut überrascht: Dort gibt es Kiefernwälder, hohe Berge, weite grüne Hügel und all diese Sachen, die man von Schottland zur Wikingerzeit erwarten würde. Das hätte ich nicht gedacht, da ich vorher auch noch nie dort gewesen bin. Südafrika ist ein wunderschönes Land.
Was waren die anstrengendsten Momente während des Drehs? Gab es Momente, in denen du dachtest „Was mache ich hier eigentlich?!“
Ja, der Moment, als wir ein Kliff hochklettern sollten (lacht). Ich habe da so ein kleines Problem mit Höhen. Aber überraschenderweise ging das dann doch ziemlich gut über die Bühne – mein Kopf war so voll mit all den anderen Sachen, die ich machen musste, dass ich keine Zeit hatte, mir über die Höhe Gedanken zu machen. Im Vorfeld hat mir das aber schon bisschen Kopfschmerzen bereitet. Ansonsten lief aber alles ziemlich problemlos ab, was auch an der Teamleistung lag, da jeder dem anderen geholfen hat.
Inwieweit sind Amon Amarth in den Score zum Film involviert? Gibt es neues Material oder handelt es sich nur um bereits existierende Songs?
Wir haben viel darüber gesprochen mit dem Produktionsteam und wollten etwas Neues machen, doch leider war dafür schlicht und ergreifend zu wenig Zeit. Also haben wir uns dazu entschlossen, einen Song von unserem letzten Album „Deceiver Of The Gods“ zu nehmen: „Warriors Of The North“, der für mich musikalisch und inhaltlich ganz gut zum Film passt. Das war eine gute Wahl, denke ich.
Im Moment dreht ihr aber gerade ein Musikvideo zum Titeltrack von „Deceiver Of The Gods“ – inwieweit passt auch der gut zum Film?
Wir mussten bei der Auswahl mehrere Dinge bedenken. Zuallererst ist „Warriors Of The North“ acht Minuten lang – dazu ein Musikvideo zu machen, wäre wohl etwas zu lang gewesen. Außerdem ist „Deceiver Of The Gods“ einer der beliebtesten und besten Songs des Albums und wir wollten eh ein Video dafür haben. Das hat dann die Tatsache ein wenig aufgewogen, dass im Film „Warriors Of The North“ vorkommt. Aber ich denke, dass das kein Problem darstellt – es wird ein tolles Video, das die Leute sicher mögen werden.
Irgendwas Neues bei Amon Amarth? Neue Songs im Kasten?
Wir haben immer noch ein paar Touren vor uns, auf die wir uns konzentrieren müssen. Erst kommen die Sommerfestivals, danach im September und Oktober eine Nordamerikatour und dann schauen wir mal, was die Zukunft bringt. Ich weiß nicht, ob die anderen schon neue Songs geschrieben haben – bestimmt haben sie ein paar Ideen, aber gemeinsam werden wir erst nach der Tour-Saison an neuem Material arbeiten.
Warum sollte man sich „Northmen“ im Kino anschauen?
Na weil ich euch sonst holen komme!
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