So einen miesen Typen kennen wir doch alle: Ein chauvinistisches Opportunistenschwein, das sich saufend und koksend durch die Gegend tankt und ohne Rücksicht auf Verluste alles wegvögelt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Ein hinterfotziges Berufsarschloch, ein manipulatives Kollegenschwein, Schmutz in Menschengestalt, eine Drecksau eben! Aber dieser Typ, den wir alle kennen, ist noch gar nichts gegen diesen hier: gestatten – Bruce Robertson!
Bruce Robertson (James McAvoy) ist ein Detective Sergeant in Edinburgh und brennt darauf, endlich befördert zu werden. Auch seine Kollegen sind heiß auf die Stelle, aber kein Problem für Bruce: einfach vor dem Chef kompromittieren und verleumden und gegeneinander ausspielen, die blöden Wichser! Dass mit Amanda (Imogen Poots) ausgerechnet eine Frau seine größte Konkurrentin ist, treibt den sexistischen Macho allerdings erst recht zur Weißglut. Eine Frau – echt jetzt!?
Als ein japanischer Austauschstudent totgeprügelt wird, scheint Bruces Stunde endlich zu schlagen: Wenn er seinem Chef schnell den Täter präsentiert, macht er das Rennen. Allerdings ermittelt es sich nicht so einfach, wenn man den Dienst mit Drogen und Alkohol vollgepumpt antritt, mal kurz für einen Sextrip nach St. Pauli düst, sich zwischendurch von minderjährigen Delinquentinnen einen blasen lässt oder Kollegenfrauen bumst. Ein weiteres Hobby von Bruce: Obszöne Anrufe bei der Frau seines besten und einzigen „Kumpels“ Clifford (Eddie Marsan) – aber was ist der auch für ein jämmerlicher Waschlappen, der es seiner Alten nicht mal richtig besorgen kann?! Aber keine Sorge, Bruce macht das schon.
Je tiefer der wohl abgefuckteste Cop der Filmgeschichte in den Schlund aus Drogen, Sex und Intrigen hineingleitet, desto mehr verliert er den Bezug zur Realität, trifft immer häufiger auf einen mysteriösen Psychiater (Jim Broadbent) und wird in seinen zunehmenden Halluzinationen von abstrusen Monstern verfolgt. Aber die Beförderung, die muss sein! Und Koks! Und Nutten! Und… aaaaaarghhhh!
Klingt krass? Ist krass! Und sensible Gemüter (die bei Wörtern wie „vögeln“ oder „blasen“ pikiert den Kopf schütteln) sollten sich das Kinoticket für „Drecksau“ tunlichst sparen. Wer jedoch ein wenig „Filth“ (so der englische Original-Titel) vertragen kann, bekommt hier einen der besten Filme dieses Kinojahres zu sehn, der absolutes Kultpotenzial besitzt und es tatsächlich mit dem legendären „Trainspotting“ aufnehmen kann. Wieso gerade „Trainspotting“? Bücherwürmer wissen natürlich längst: Wie „Trainspotting“ basiert auch „Drecksau“ auf einem Roman von Irvine Welsh, der mit seinem abgedrehten, experimentellen Schreibstil stets dafür Sorge trägt, dass Verfilmungen seiner Werke nur ganz, ganz selten funktionieren. Umso kurioser, dass es bei „Drecksau“ mit Regisseur Jon S. Baird ausgerechnet einem ziemlich unbeschriebenen Blatt gelingt.
Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich Welshs Roman(e) nicht gelesen habe und somit letztlich gar nicht befugt bin zu sagen, ob der Film der Vorlage gerecht wird. Aber: Welsh selbst war an der Produktion beteiligt und hat ihr somit seinen Segen erteilt. Und dass „Drecksau“ ein absolut grandioser Film ist, den jeder Freund tiefstschwarzer Krimikomödien gesehen haben muss, steht völlig außer Frage – Roman hin oder her.
Also: „Drecksau“ startet jetzt im Kino – geht da rein, ihr Drecksäue J!
Ach ja: Ich habe anlässlich des Films einen kleinen Plausch mit James McAvoy geführt, den ihr bei Interesse auf meinem Blog, benrocks.de, lesen könnt.
Und hier der Trailer als kleines Appetithäppchen dafür, was euch erwartet. Ich habe mal das englische Original mit deutschen Untertiteln gewählt, weil der schottische Akzent einfach zu köstlich ist:
Na gut, hier auch noch mal in Deutsch:
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