Es gibt Trailer, die verraten den kompletten Film inkl. Twist wie bei Terminator Genisys, es gibt Trailer, da bleibt die Haupthandlung ein komplettes Mysterium, siehe Star Wars – Das Erwachen der Macht und es gibt Trailer, die einen völlig falschen Eindruck vom Film vermitteln, wie im Fall von Ich seh Ich seh. In den sozialen Medien teilte man die Vorschau als „gruseligsten Trailer aller Zeiten“, inkl. Anspielungen an Geister und Dämonen, dabei ist der Streifen ein feiner Vertreter des Psycho-Thrillers aus Österreich mit Kammerspiel-Anleihen.
Einfach mal die Sau rauslassen
Was machen Geschwister, die ohne Aufsicht und alleine zu Hause sind? Genau, sie lassen so richtig die Sau raus und pfeifen auf elterliche Vorschriften. So auch die Zwillinge Lukas und Elias, die draußen Friedhöfe und Gruften unsicher machen, Rülps-Wettbewerbe veranstalten und wie wild im strömenden Regen auf ihrem Trampolin hüpfen.
Der Spaß endet schlagartig, als die Mutter nach einer Gesichtsoperation nach Hause kommt. Das Gesicht in Mull verhüllt, verordnet sie harte Strafen, für jeden, der ihre Regeln bricht. Dabei war sie vor ihrer OP doch immer die liebe und vorsorgliche Mutter, die für alle Scherze stets offen war. Den Zwillingen kommt das unheimlich vor. Ihnen fallen Unstimmigkeiten auf, denen auf den Grund gegangen werden muss – notfalls auch mit Gewalt.
Willkommen im Nirgendwo
Ich seh Ich seh ist ein ruhiger Film. Es gibt kaum Musik, es gibt lange Einstellungen, in denen kaum gesprochen wird, Jumpscares a la Hollywood sucht man vergebens. Stattdessen dominiert eine bedrückende Grundstimmung. Neben der sehr schicken Villa, die mitten in der Natur steht und wo auch nahezu die komplette Handlung stattfindet, herrscht Tristes. Das nahegelegene Dorf wirkt ausgestorben.
Darstellerin Susanne Wuest leistet sehr solide Arbeit, herausstechend sind aber die Zwillinge Elias und Lukas Schwarz. Das Schauspiel des Bruderpaares wirkt nie gekünstelt, stattdessen authentisch und später erschreckend abgeklärt.
Friede, Freude, Eierkuchen wird in Ich seh Ich seh nicht geboten. Stattdessen bleibt einem in diesem Psycho-Thriller das ein oder andere Mal der Atem stocken. Und wer das schockierende Ende mit einem Schulterzucken hinnimmt, hat wirklich Eier aus Stahl.
Der Trailer: