Ist schon ein bisschen ungerecht: Lois Lowrys Science-Fiction-Roman „Hüter der Erinnerung“ stammt aus dem Jahr 1993 und ist somit 15 Jahre älter als zum Beispiel die „Panem„-Romane von Suzanne Collins. Und doch erscheint einem die jetzige Verfilmung der über 20 Jahre alten Vorlage irgendwie… altbacken. Hat man doch alles irgendwie schon mal gesehn in den letzten Jahren! Obwohl… hat man?!
Die Ausgangslage von „Hüter der Erinnerung“ kommt einem natürlich bekannt vor: Im Jahr 2048 ist die Gesellschaft nach strengen Regeln gegliedert, die von den „Chefältesten“ vorgegeben werden: Man ist lieb und nett zueinander, es gibt weder Kriege noch Armut, das Wetter ist reguliert, jedes Mitglied der Gesellschaft wird bei Eintritt der Volljährigkeit mit einer bestimmten Aufgabe betraut, und die Fortpflanzung wird im Labor geregelt. Brave New World Dystopia.
Alles gut in Pleasantville.
Als der Jahrgang von Jonas (Brenton Thwaites aus „Maleficent“ und „Oculus“) ins Erwachsensein entlassen, werden alle außer ihm für bestimmte Berufe auserwählt – nur er bleibt übrig. Das Missverständnis klär sich schnell auf: Da Jonas so ein außergewöhnlicher Junge ist, soll er der nächste „Hüter der Erinnerung“ werden und vom jetzigen Statthalter (Jeff Bridges) alle Geheimnisse der Vergangenheit lernen.
Wie sich herausstellt, wissen die Menschen in ihrer perfekten Welt nicht mehr, wie es früher war – schließlich werden ihre Emotionen und Empfindungen Tag für Tag durch ein Medikament unterdrückt. Dadurch gibt es zwar keine Aggression und Rivalität in der Gemeinschaft, doch auch die schönen Dinge wie Kunst, Freude und Liebe wurden abgetötet – sogar die Farbe wurde aus dem Leben der Menschen verbannt. Soll ja keine farblichen Unterschiede zwischen den Menschen geben.
Als Jonas vom amtierenden Hüter der Erinnerung davon erfährt, hört er auf, seine tägliche Medikamentation zu nehmen und fängt an, Farben zu sehen, Dinge zu fühlen und sich in seine Kindheitsfreundin Fiona zu verlieben. Das alles soll der Menschheit vorenthalten werden? Der kommende Hüter begehrt auf… wovon die Chefälteste (Meryl Streep) ganz und gar nicht begeistert ist.
Ihr merkt schon: Hier steckt viel Sci-Fi-Kult-Literatur wie „Brave New World“, „1984“, „Fahrenheit 451“ oder „Flucht ins 23. Jahrhundert“ drin, aber auch filmischen Vorlagen wie „Equilibrium“ mit Christian Bale, „Gattaca“ mit Ethan Hawke oder die bereits erwähnten jüngeren Romanverfilmungen „The Divergent“ und „Tribute von Panem“ findet man hier dann und wann wieder. Der Schwarz-Weiß-Effekt (keine Sorge, euer Fernseher ist nicht kaputt) erinnert an den wunderbaren „Pleasantville“, falls den noch jemand kennt. Mit den Gefühlen kommt auch bei „Hüter der Erinnerung“ die Farbe in den Film – kein neues Motiv, aber ein nach wie vor schönes.
Doch obwohl „Hüter der Erinnerung“ viele andere populäre Science-Fiction-Filme zitiert (wie gesagt – der Romanstoff ist eigentlich schon 20 Jahre alt), schafft er es doch, diesem ganz speziellen Setting eine ganz besonderen Charme zu verleihen. Was zum einen sicher an der renommierten Nebenrollen-Besetzung und dem talentierten Brenton Thwaites in der Hauptrolle, zum anderen aber auch an den angesprochenen Themen liegt. Wäre ein Leben ohne Gefühle denn lebenswert?
Mal drüber nachdenken!
Für Fans von spannenden Science-Fiction-Visionen ist „Hüter der Erinnerung“ allemal eine gute Wahl.
Guckst du:
Und so schauts aus: