Immer nur schepperndes Blockbuster-Kino? Wir können auch anders! Deswegen empfehle ich heute für den nächsten Kinobesuch die charmante Abenteuer-Comedy „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ mit dem wunderbaren Simon Pegg in der Hauptrolle.
Vielleicht kennt die ein oder der andere noch François Lelords Bestseller-Roman „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ von 2002, der auch hierzulande ziemlich erfolgreich war. Dieses Buches hat sich nun Regisser Peter Chelsom angenommen, was zunächst natürlich erst mal Skepsis hervorruft – schließlich hieß dessen letzter Film von 2009… „Hannah Montana: The Movie“! Ach du dickes Ei!
Doch keine Sorge, man muss „Hectors Reise“ nicht mit der Abrissbirne niedermachen, im Gegenteil: Dank Simon Pegg („Shaun Of The Dead„, „Star Trek„) ist der Film ein großer Spaß geworden, der so ganz nebenbei die Frage aufgreift, was denn eigentlich Glück bedeutet.
Als der Londoner Psychiater Hector feststellt, dass seine Patienten durch die Bank unglücklich sind und er ihnen nicht wirklich weiterhelfen kann, weil er sich selbst nicht wirklich darüber im Klaren ist, was Glück überhaupt bedeutet, fasst er einen verrückten Plan: Er will durch die Welt reisen und das Glück suchen. Seine Freundin Clara (Rosamunde Pike, auf die Pegg kürzlich ja schon in „The World’s End“ scharf war), mit der er eine ziemlich eingefahrene und -tönige Beziehung führt, ist natürlich gar nicht davon begeistert, doch Hector lässt sich nicht beirren.
Als Erstes reist er nach China, wo er die Bekanntschaft des Bankers Edward (Stellan Skarsgård, den wir u. a. aus den beiden „Thor„-Filmen und „Nymphomaniac“ kennen) macht, der zwar schwerreich, deswegen aber auch nicht glücklicher ist. Drum merke: „Vergleiche anzustellen ist ein gutes Mittel, sich sein Glück zu vermiesen.“ Oder: „Unglück zu vermeiden, ist nicht der Weg zum Glück.“
Immer wieder schreibt Hector Erkenntnisse wie diese in seinem Tagebuch nieder, dessen Seiten sich auf seiner Reise mehr und mehr füllen. Doch irgendwie findet er weder in Shanghais Party-Szene, noch in einem buddhistischen Bergkloster das Glück. Also geht’s weiter nach Afrika, wo ein alter Freund Entwicklungshilfe betreibt, Hector mit dem miesen Drogenbaron Diego (Jean Reno) aneinander gerät und schließlich im Kerker brutaler Warlords landet.
Gerade in dieser erstaunlich ernsthaften Gefangenschafts-Szene spielt der Film seine Stärken aus, als Hector im Angesicht des Todes Wertvolles über das Leben lernt. Plötzlich ist seine Glückssuche gar nicht mehr so funny und droht im tragischen Desaster zu enden. Eine überraschende Episode auf seiner Reise, die dem Film eine spannende Dynamik verleiht.
Zwar wird „Hectors Reise“ mitunter arg pathetisch (vor allem kurz vor Ende gibt’s die volle Pathos-Keule) und erschöpft sich ein wenig in seinen etwas naiven Küchenkalenderweisheiten („Zuhören heißt lieben“, „Wer den Tod fürchtet, fürchtet auch das Leben“ etc.), doch dank Peggs perfektem Spiel kriegt der Film stets die Kurve und entlässt einen mit einem wohligen Gefühl zurück ins reale Leben, in dem das Glück – zumindest theoretisch – an jeder Straßenecke lauert. Man muss es nur finden wollen.
Das war jetzt auch etwas schmalzig, ne? Egal!
Wer auf beschwingte Selbstfindungskomödien mit ein wenig emotionalem Tiefgang und natürlich Pegg als Schauspieler steht, sollte sich „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ unbedingt im Kino ansehen – zumal die britische Komödie auch mit ein paar wirklich schönen Bildern aufwartet.
In diesem Sinne: „Glück ist ein schöner Kinofilm.“ (Eigenkreation)
Hier der Trailer: