Kalter Krieg ist in – das haben wir ja erst kürzlich beim düsteren Tom-Clancy-Thriller „Jack Ryan – Shadow Recruit“ festgestellt. Beziehungsweise stellt man es eigentlich auch jedes Mal fest, wenn man Nachrichten schaut oder liest: Das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen scheint momentan auf eine neue Eiszeit zuzusteuern. Insofern liegt auch die US-TV-Serie „The Americans“ voll im Trend, die nach ihrer deutschen Erstausstrahlung auf ProSieben Maxx Anfang des Jahres nun endlich fürs Heimkino erhältlich ist.
Ungewöhnlich für eine aktuelle Serie: „The Americans“ kommt hierzulande nur als DVD, aber nicht als Blu-ray. Das passt natürlich zum oldschooligen Thema der Serie, die in den 80ern spielt, ist aber trotzdem nicht ganz zeitgemäß. Aber das nur am Rande. Fakt ist: Auch ohne HD ist diese Spionageserie Pflichttermin für alle Freunde von mordsspannenden (Polit)Thriller- und Drama-Serien wie „Boardwalk Empire„, „House Of Cards“ oder „Orphan Black„.
Ende der 60er Jahre werden die beiden jungen russischen Spione Elizabeth (Keri Russell) und Philip Jennings (Matthew Rhys), die sich kaum kennen, in die USA geschleust, wo sie sich mit einer Fake-Identität als Vorzeige-Amerikaner in die Gesellschaft eingliedern sollen – mit Reihenhaus, normalen Jobs und später dann zwei Kindern, die nichts von Mamis und Papis eigentlichem Job wissen.
15 Jahre später sind die beiden fest in ihrem amerikanischen Leben verwurzelt, doch vor allem Elizabeth hegt immer noch großen Hass gegenüber dem Klassenfeind und seinen kapitalistischen Errungenschaften, was zu steigenden Spannungen zwischen ihr und der 14-jährigen Tochter Paige führt, die die westlichen „Werte“ längst verinnerlicht hat. Als eine Spionageaktion schief läuft und Elizabeth und Philip einen Kollegen verlieren, kommt ihnen das FBI bedrohlich nahe. Sogar wortwörtlich: Im Haus gegenüber zieht FBI-Agent Stan Beeman (Noah Emmerich – nach längerem Grübeln kam ich dann drauf: der Dr. Jenner vom Ende der 1. „The Walking Dead„-Staffel!) ein, der für Spionageabwehr zuständig ist. Zufall?
Kurios: Nachdem sie fast 20 Jahre als Schein-Paar zusammengelebt haben, entwickelt sich plötzlich eine Art Romanze zwischen den beiden Spionen aus Mother Russia. Doch anders als seine Frau ist Philip den Vorzügen ihres westlichen Lebens ziemlich zugetan – und hegt mehr und mehr Zweifel an seiner alten Heimat und den Methoden des KGB.
Es ist vor allem der krasse Kontrast zwischen dem heuchlerischen Spießbürger-Leben und den Spionage-Auftragsarbeiten, bei denen die beiden auch vor eiskaltem Mord nicht zurückschrecken, der den Reiz dieser düster und rasant inszenierten Spionage-Serie ausmacht, bei der bei all den aberwitzigen Missionen auch die menschlichen Verflechtungen nicht zu kurz kommen. Zugute kommt der Serie auch, dass sie von jemandem gemacht wird, der weiß, wovon er spricht: Schöpfer Joe Weisberg war früher selbst mal CIA-Agent, schulte dann auf Lehrer um und verdingt sich inzwischen als Autor – kein Wunder, dass dabei so eine packende Serie herausgekommen ist, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet ist und demnächst in ihre dritte Staffel geht.
Letzter Punkt meiner begeisterten Lobpreisung: der fesselnde Score der Serie. Hier hat Nathan Barr, der auch für „True Blood“ die Musik machte, mal wieder ganze Arbeit geleistet.
Also: Checkt „The Americans“ unbedingt mal aus. Ich jedenfalls hing nach zwei Folgen zappelnd am Haken und habe die insgesamt 13 Folgen umfassende erste Season gierig verschlungen.
Hier ein kurzer visueller Anreiz: