Na, scharrt ihr auch schon ungeduldig mit den Hufen und könnt es gar nicht mehr abwarten, bis in knapp zwei Wochen zum 25. Mal der heilige Wacken-Acker eröffnet wird? Dachten wir uns – wir nämlich auch nicht! Ein Glück, dass es in diesem Jubiläumsjahr etwas gibt, das uns die Wartezeit auf den Beginn des W:O:A versüßt: Die fantastische Doku „Wacken 3D“ (Kinostart: 24. Juli), die unter Federführung von Regisseur Norbert Heitker entstanden ist und das Kunststück fertig bringt, den einmaligen Geist des legendären Metal-Mekkas im friedlichen Schleswig-Holstein auf die Leinwand zu bannen.
Von der ersten Sekunde des Films, der musikalisch mit Machine Heads „Darkness Within“ vom „Unto The Locust“-Album eingeleitet wird, ist klar: Das hier ist ein anderes Kaliber als die vielen reißerischen Dokus, die während und nachdem Festival im Fernsehen zu sehen sind und ein Klischee nach dem anderen bedienen. Bei „Wacken 3D“ haben sich Menschen mit dem Geist und der zugrundeliegenden Kultur des Wacken auseinandergesetzt und dadurch ein einmaliges Filmdokument erschaffen, das sich jeder Metalhead sicher nicht nur einmal angucken wird.
Doch „Wacken 3D“ ist keineswegs NUR ein Film für Metalheads – Regisseur Norbert Heitker hat hier eine Dokumentation geschaffen, die auch für jene sehenswert ist, die das Wacken bislang nur durch die Medien kennen und die mit Metal womöglich überhaupt nichts am Hut haben (diese armen Menschen…). Wenn ein Film dem unnachahmlichen Gefühl, das sich Jahr für Jahr auf dem Wacken-Acker einstellt, nahe kommt, dann wohl dieser. Auch wenn es dabei bleibt: Wacken, das muss man am eigenen Leib erlebt haben.
„Wacken 3D“ folgt größtenteils chronologisch den Geschehnissen vom letztjährigen Festival, das mit 18 3D-Kameras und sechs Kamera-Units eingefangen wurde, wechselt aber immer wieder die Perspektive: Zum einen sind natürlich die größten Acts live auf den Hauptbühnen zu sehen: Ausschnitte aus dem grandiosen Rammstein-Auftritt (Heitker hab übrigens 1998 das Musikvideo für deren Durchbruchs-Single „Engel“ gemacht) und Live-Material von Motörhead, Anthrax, Deep Purple und Alice Cooper sind zu sehen, aber auch neue Helden wie Sabaton oder Trivium haben ihren Platz, was eindrucksvoll die generationenübergreifende Vielseitigkeit dieses Festivals zeigt.
Auf der anderen Seite zeigt „Wacken 3D“ aber auch eine Seite vom W:O:A, die bei all den bekannten und erfolgreichen Bands, die sich hier Jahr für Jahr tummeln, manchmal ein wenig in den Hintergrund gerät: Dass die Macher des Wacken seit jeher darauf bedacht sind, auch Nachwuchsbands zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu geben. So folgt die Kamera auch einigen vielversprechenden Bands, die als Sieger ihrer Landesausscheide beim Metal Battle auftreten und aus allen Winkeln der Welt angereist sind. Wacken ist eben nicht nur Motörhead und Rammstein, Wacken ist – trotz allen Eventcharakters – nach wie vor auch immer noch ein wenig Underground, was viele der „Kommerz!“-Schreier gerne mal ignorieren.
Die dritte tragende und für mich stärkste Säule des Films ist die, ohne die dieses einzigartige Festival gar nicht möglich wäre: Heitker folgt hier zu einem Großteil auch den Fans – und zwar nicht (wie so viele TV-Dokus) denen, die als erste besoffen „Wackööööön!“ in die Kamera grölen und die Pommesgabel machen, sondern jenen, die etwas zu sagen haben und zum Teil aus fernen Ländern angereist sind: Die Koreanerin, die kein Bier trinkt und ihrer Mutter gesagt hat, dass sie auf einem Businessmeeting ist. Der Vater, der froh ist, etwas Gemeinsames mit seinem Teenager-Sohnemann zu haben. Und vor allen Dingen einer: Micha, dessen Begeisterung und Begegnungen auf dem Festival genau das zeigen, was an Wacken und seiner Pilgergemeinde so besonders ist.
Dazwischen gibt es gehaltvolle kurze Interview-Sequenzen mit zum Beispiel Mikkey Dee von Motörhead, Scott Ian von Anthrax oder Metal-Philosoph Henry Rollins, Ausflüge ins Freibad, Schlamm-Arien, Party mit den Wacken Firefighters, interessante Begegnungen wie der zwischen Anvil und den mongolischen Metal-Battle-Vertretern und vieles, vieles mehr – eben alles, was Wacken zu Wacken macht.
Genug schwadroniert: Es gibt keinen einzigen Grund, warum ihr euch „Wacken 3D“ nicht im Kino anschauen solltet. Zumal der 3D-Look klasse und der Wacken Sound unglaublich fett ist. Also: Rein in die Lichtspielhäuser – und eine Woche später sehen wir uns dann auf dem Acker!
Hier der Trailer:
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