Filme über Graf Dracula, den Bram Stoker durch seinen genialen Schauerroman von 1897 zum wohl berühmtesten Vampir der jüngeren Kulturgeschichte gemacht hat, gibt es viele. Doch die meisten davon konzentrieren sich auf den Vampirfürsten Dracula – wie der transsilvanische Woiwode Vlad III. Drăculea zum Vampir wurde, erzählt kaum einer davon. Zeit also für eine Origin-Story, die nun als „Dracula Untold“ im Kino startet.
Mit Durchstarter Luke Evans, der nach seinen Nebenrollen in „Fast & Furios 6“ und „Der Hobbit“ nun endlich mal eine Hauptrolle in einem Hollywood-Blockbuster übernehmen darf, hat man schon mal eine charmante Besetzung für den tragischen Fürsten gefunden, dem das Drehbuch folgende Backstory auf den Leib geschrieben hat: Nachdem er als Kind – wie viele seiner Altersgenossen – von seinem Vater als Obolus an die Türken verschachert wurde, für die er in blutigen Schlachten zum gefürchteten „Pfähler“ aufsteigt, kehrt der adlige Vlad in seine Heimat Transsilvanien zurück und wird zu deren Herrscher.
Nach zehn Jahren des Friedens und Wohlstands, in denen er sich ein hübsches Weib (Sarah Gadon aus „Enemy„) nimmt und einen Buben zeugt, holt ihn die Vergangenheit jedoch wieder ein: Der neue Sultan Mehmed (Dominic Cooper, „Abraham Lincoln Vampirjäger„, „Need for Speed„), mit dem Vlad einst Seite an Seite focht, fordert 1.500 Jungen aus Vlads Fürstentum, die bei der osmanischen Invasion in Europa mitkämpfen sollen – auch Vlads Spross Sohn Ingeras wird angefordert. Soll er das Gleiche tun wie sein eigenen Vater und seinen Buben abgeben? Oder widersetzt er sich dem grausamen und übermächtigen Sultan und bringt somit sein ganzes Volk in Gefahr?
Die Antwort dürfte klar sein, und so marschieren die Osmanen als Erstes gen Transsilvanien. Vlad hat nur eine Chance: Das personifizierte Böse herauszufordern, das der Legende nach in einer alten Berghöhle haust. Um sein Volk und seine Familie zu retten, stellt er sich der gräulichen Kreatur und lässt sich auf einen teuflischen Pakt ein.
100 Millionen Dollar soll die vom Regie-Novizen Gary Shore abgedrehte Dracula-Entstehungsgeschichte gekostet haben – ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass dabei ein nur 90 Minuten langer Film herausgekommen ist. Ein Vampir-Epos ist „Dracula Untold“ also nicht geworden: Statt charakterlichem Tiefgang, den ein Film über die spannende Figur des Dracula ja per se immer hergibt, bekommt man hier gut gemachte, anspruchslose Abenteuer-Action ohne viel Schnickschnack und Überraschungen, die munter bei großen Vorbildern wie „Der Herr der Ringe“ zitiert (z.B. die Belagerung von Helms Klamm). Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Wer auf Fantasy-Action der Marke „Underworld„, „Resident Evil“ oder „I, Frankenstein“ steht, sollte dem transsilvanischen Blutsauger eine Chance geben.
Ich muss aber auch sagen, dass mich der Film ob seiner effektorientierten Oberflächlichkeit persönlich ein wenig enttäuscht hat. Aber ein Dracula-Charakterdrama war hier ja ohnehin nicht zu erwarten – auch wenn Regisseur Shore im Vorfeld eigentlich angekündigt hatte, dass „Dracula Untold“ ein Drama mit Action-Elementen werden würde. Ebenfalls etwas fragwürdig: die klischeehaft bösen und eindimensionalen Türken.
Hier der Trailer: