Mal ehrlich: Wenn man schon von einem Profikiller aus dem Leben gepustet werden muss – dann doch bitte am liebsten von einem wie Brad Pitt, oder? Einem Gentle- und Ehrenmann, der zu seinem Wort steht. Einem einfühlsamen Vollstrecker, der dir ein paar freundliche Worte mit auf den Weg gibt, bevor er dich mit der Shotgun ins Jenseits ballert. Aber ganz soft, aus der Entfernung, weil es ihm sonst persönlich zu nahe gehen würde. Einem Killer mit Stil eben.
Zwar ist das Hitman-Gewerbe nach wie vor lukrativ, doch auch diese Zunft bekommt in „Killing Them Softly“, der Verfilmung von George V. Higgins Roman „Cogan’s Trade“ von 1974, die Auswirkungen der US-amerikanischen Wirtschaftskrise zu spüren. Killer Jackie Cogan (Pitt) erfährt es am eigenen Leibe, als er hart mit einem Mittelsmann der Mafia über das Salär seines neuen Auftrags verhandeln muss. Dieser sieht folgendermaßen aus: Jene zwei Gelegenheitsgangster ausfindig machen, die die illegale Poker-Runde von Markie Trattman (Ray Liotta) ausgenommen haben. Geht schließlich nicht an, dass seither der Glücksspielbetrieb ruht und kein Geld im Umlauf ist.
Die Unterwelt Bostons ist sich sicher: Trattman selbst hat die zwei Amateure beauftragt, um seine eigenen Kunden zu schröpfen – schließlich hat er genau die gleiche Nummer vor ein paar Jahren schon einmal durchgezogen und leichtsinnigerweise später damit geprahlt. Doch Cogan findet heraus, dass ein anderer Trattman die Schuld in die Schuhe schieben will, um selber groß abzusahnen. Und um nicht alle alleine ausknipsen zu müssen, lässt er den Kollegen Mickey (James Gandolfini) aus New York einfliegen. Doch der hat seine besten Tage hinter sich und lässt lieber im Hotel mit Nutten und Alkohol die Korken knallen anstatt den Auftrag auszuführen. Am Ende bleibt für Cogan nur die alte Erkenntnis: Wenn du willst, dass etwas richtig gemacht wird – mach es selbst!
Die zahlreichen langen und kuriosen Dialoge des Gangster-Thrillers von Andrew Dominik (der Pitt schon in „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ eine Knarre in die Hand drückte) haben Tarantino-Niveau, seine dreckig-düstere Inszenierung erinnert mitunter an Guy Ritchie, und die permanent über Fernseh-Bildschirm oder Radioton eingebauten Reden und Gedanken zur (Wirtschafts-)Lage der Nation verorten das Gangster-Milieu auf kuriose Weise in den ökonomischen Rahmenbedingungen und Gesetzmäßigkeiten der „normalen“ Arbeitswelt.
Auch die Besetzung dieses rohen Killer-Thriller-Juwels ist erstklassig: Brad Pitt ist als sympathischer Auftragsmörder mal wieder eine Wucht (großartig: sein erster Auftritt zu Johnny Cashs „The Man Comes Around“), „Sopranos“-Pate James Gandolfini gibt herrlich abgeranzt den Problem-Killer, Richard Jenkins ist der stoisch kalkulierende Businessman und Scoot McNairy („Monsters“) und der großartig abgefuckte Ben Mendelsohn mimen das verpeilte Räuber-Duo des Wahnsinns.
Wer auf clevere, dreckige Thrillerkost mit plötzlichen Gewalteruptionen und lässigen Dialogen steht, die mehr auf düstere Atmosphäre denn auf tumbe Actionszenen setzt, der ist bei Killing Them Softly goldrichtig. Und am Ende ertappt man sich dann dabei, wie man auf sonderbare Weise mit einem gnadenlosen Profikiller sympathisiert, der doch bitte – Rezession hin oder her – für seine Arbeit anständig bezahlt werden soll!
Hier zur Einstimmung der Trailer: