Brad Pitt geht immer, oder? Und Zombies gehen erst recht immer, oder?? Und da gut mal gut gleich gut² ist, kann „World War Z“ doch nur ein geiler Film sein, korrekt? Tatsächlich geht die Rechnung auf: Mit knapp 200 Millionen Dollar Zombieförderung hat Schnitt-Gewitter-Meister Mark Forster („Ein Quantum Trost“) einen düsteren, atemlosen und mordsspannenden Zombie-Actioner abgeliefert – der allerdings auch ein „kleines“ Problem hat.
Kommen wir gleich zur Crux: Der Film hat in den Staaten eine PG13- und hierzulande eine FSK16-Freigabe erhalten. Die logische Konsequenz: Entweidungen, Hirnfressorgien, Blutfontänen und eklige Zombiehackfressen sind bei „World War Z“ leider Fehlanzeige. Gerade der nach Massaker lechzende Zombiefan dürfte hier also die übliche Portion Menschengeschnetzeltes vermissen. Nicht dass wir uns falsch verstehen – es muss ja nicht immer nur die stumpfe Blutwurst sein. Auch mit fieser Atmo und gut inszenierten Schockmomenten (von denen der Film durchaus eine Menge bereit hält) kann man einen guten Zombiefilm inszenieren. Doch wenn ich jemandem in einem Film die Hand abhacke, dann ist es schlichtweg gewaltverharmlosend, wenn der olle Stumpen partout nicht bluten will! Das Problem ist offensichtlich: Einen Film mit Brad Pitt zu drehen, kostet viel Geld. Viel Geld kann man nur wieder einspielen, wenn den Film möglichst viele Menschen sehen. Eine derbe Splatter-Orgie ab 18 abzufackeln wäre also schlichtweg finanzieller Selbstmord gewesen. Kann man ja verstehen – die „armen“ Hollywood-Studios haben es schließlich schwer genug und müssen so wenig Risiko fahren wie möglich (hier bitte eine Schweigeminute für die armen Multimillionäre einlegen). Aber dass bei einem Zombiefilm so gar kein Blut spritzt, ist echt schade.
Genug gemeckert – ich habe mich schließlich nicht eine Minute in „World War Z“ gelangweilt, und das will schon viel heißen. „World War Z“ (das „Z“ steht übrigens für „Zombies“ – falls das noch jemandem außer meinem Kumpel Kaizy nicht klar war) basiert auf dem Roman „Operation Zombie“ des Amerikaners Max Brooks von 2006, der mit seinem „Der Zombie Survival Guide“ schon 2003 ein Faible für die Untoten bewies und in TV-Serien („Deadliest Warrior“, „Lost Tapes“) sogar höchstselbst als Zombiejäger auftrat. Aus zunächst unklaren Gründen bricht plötzlich eine Zombie-Epidemie aus, die die Welt schnell in völliges Chaos stürzt. Ex-UN-Agent Gerry Lane (le Pitt) steckt gerade mit seiner Family im Berufsverkehr fest, als die untoten Horden über Philadelphia hereinbrechen und die Frischfleischfraktion anknabbern. Gerry tankt sich mit Frauchen und den beiden Töchtern durch das Chaos und wird schließlich von seinem Ex-Arbeitgeber in letzter Sekunde auf einen Flugzeugträger evakuiert. Dort darf seine Familie vorerst unterkriechen – aber nur, wenn sich Gerry bereit erklärt, mit einem kleinen Team nach Korea zu fliegen, wo man den Ursprung der Seuche vermutet. Der Beginn einer atemlosen Zombieweltreise.
Bis auf ein paar unlogische und absurde Momente (die angesprochenen blutleeren Stumpen / wie landet man eine viermotorige Maschine auf einem Flugzeugträger? / haben ein paar Wüstlinge tatsächlich nichts Besseres zu tun, als inmitten des Zombie-Outbreaks Brad Pitts Filmfrauchen vergewaltigen zu wollen?) macht Forsters Untotenparade also tatsächlich mächtig Laune und entwickelt sich vom Hochhaus-Guerilla-Zombiemassaker à la „Die Horde“ über die rasante Survivalodyssee à la „Resident Evil“ oder „28 Days Later“ zum packenden Viren-Thriller der Marke „Contagion“. Einen merkwürdigen Beigeschmack hinterlässt allerdings die Tatsache, dass als einziges Land der Welt nur Israel rechtzeitig eine gigantische Mauer hochgezogen und die Pandemie so vorerst ausgesperrt hat. Und die Begründung dafür ist sogar noch kurioser. Ein anderes heikles Politikum des Films umging man bei der Story übrigens: Eigentlich sollte der Pandemie-Ursprung in China liegen – doch auf entsprechenden Protest wurde der Virus-Outbreak einfach nach Südkorea verlegt. Auch hier gilt: Bloß keine potenzielle Kinogänger-Macht vergraulen!
Erkenntnis: Mehr Outbreak-Thriller als Zombie-Schocker, ist „World War Z“ dennoch einer der Must-See-Blockbuster dieses Sommers, den man auch mit dem Teenie-Bruder oder dem zartbesaiteten Date gucken kann. Ein Hollywood-„Zombiefilm“ eben. Wer sich ein paar fiese Zombiehackwolfgelage erhofft hat, könnte eventuell ein wenig enttäuscht sein. Aber hey, nichts was ein paar Folgen „The Walking Dead“ nicht schnell kurieren könnten!
Und zum Schluss noch ein paar Alternativ-Tipps für den gepflegten Zombieheimkinoabend: „A Little Bit Zombie„, „Portrait Of A Zombie„, „Zombie City„, „Zombie Massacre„, „Zombie Dead/Undead„, „Cockneys Vs. Zombies“ und natürlich die unsterblichen Untotenparaden bzw. -parodien „Zombieland“ und „Shaun Of The Dead„. Frohes Aasen und Verfaulen!
Kinostart WORLD WAR Z: 27. Juni
Hier der Trailer:
Und hier ein cooles Video von unserem Comic-Zeichner Emanuel zum Thema:
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