Endlich: Die verrückte Action-Comedy „American Ultra“ kommt ins Heimkino! Wie seinerzeit schon „Project X“ spaltet auch der zweite Spielfilm von Regisseur Nima Nourizadeh die Gemüter: Die einen finden die absurde Jason-Bourne-Persiflage weniger gelungen, die anderen feiern den Streifen aufgrund seiner herrlich anarchistischen Absurdität. Ich gehöre definitiv zur zweiten Kategorie.
Slacker Mike wird zum American Ultra
Der kiffende Taugenichts Mike (Jesse Eisenberg) lebt mit seiner hübschen Freundin Phoebe (Kristen Stewart, „Twilight„) in einem verschlafenen Kaff im US-Nirgendwo. Selbst wenn er wollte, könnte er jedoch gar nicht aus seinem Loser-Leben ausbrechen: Sobald er sich aus Liman entfernt, bekommt er Panikattacken und muss sofort wieder umkehren. Auch ein geplanter Urlaub in Hawaii fällt mal wieder Mikes Anfällen zum Opfer.
Eines Tages jedoch geschieht etwas Seltsames: Eine adrett gekleidete Lady betritt den Tankstellenshop, in dem Mike seine mickrigen Brötchen verdient, und wirft ihm irgendwelche sonderbaren Satzfetzen um die Ohren. Nur kurz darauf wird es dann noch merkwürdiger: Als Mike von ein paar bewaffneten Männern angegriffen wird, die an seinem Auto herumfummeln, wehrt sich der verpeilte Slacker plötzlich instinktiv und pustet die beiden Angreifer mit ein paar lässigen Moves aus dem Leben. Wieso kann er plötzlich kämpfen? Und warum weiß er alles über Panzer und anderen Scheiß, von dem er noch nie zuvor gehört hat? Ist er ein Roboter?! Für eine Panikattacke bleibt ihm diesmal jedoch keine Zeit: Irgendjemand versucht, Mike zu eliminieren – und je mehr er in Bedrängnis gerät, desto brutaler weiß er sich zu wehren. Wer ist hinter ihm her? Und was hat das FBI mit der Sache zu tun?
Knallharte Over-the-Top-Action
Jesse Eisenberg ist die perfekte Besetzung für den simplen Hinterwald-Slacker, der plötzlich in ein Komplott hineingezogen wird, das ihm den Füßen unter den Boden wegzieht. Zwar schafft es Nourizadeh nicht, der Story sonderlich Tiefe zu verleihen, doch es ist auch ziemlich offensichtlich, dass dies überhaupt nicht seine Intention ist – einen vielschichtigen „Bourne“-Thriller sollen andere drehen. Bei „American Ultra“ geht es vielmehr um wilde Over-the-Top-Action mit kuriosen Kills und herrlich absurden Ablachmomenten, für die Eisenberg quasi prädestiniert ist – das hat er ja schon bei „Zombieland“ unter Beweis gestellt.
In diesem blutigen, mitunter an Tarantino erinnernden Action-Spaß schießt er seinen überraschten Gegnern vollfrontal in die Fresse, rammt ihnen einen Löffel in den Hals, schneidet ihnen die Kehle mit einem Kehrblech durch oder erschlägt sie mit einem Beutel gefrorener Hamburger-Patties. Was halt so rumliegt im Supermarkt.
Hauptsache, es macht Spaß!
Vielleicht ist Nourizadeh, der vor seiner Hollywoodkarriere Musikvideos für z. B. Franz Ferdinand, Bat for Lashes oder Santigold gedreht hat, (noch) nicht der allerbeste Spielfilmregisseur auf Erden. Doch seine bisherigen beiden Werke sind so übergeschnappt behämmert, dass man sich ihrer Faszination eigentlich kaum entziehen kann. Man merkt „American Ultra“ deutlich an, dass er von einem Regisseur stammt, der früher mal Musikvideos gedreht hat – nahezu ohne Verschnaufpause hetzen die Figuren in 90 Minuten durch diesen verrückten Plot, der hier und da natürlich ein paar Lücken offenbart.
So what? Dieser Film will nicht ernst genommen werden, dieser Film will Spaß machen – und das macht er definitiv! Wer auf Action-Komödien der Marke „Kingsman“ oder „Codename U.N.C.L.E.“ steht und es auch gern mal noch ein bisschen brutaler und durchgeknallter mag, liegt mit „American Ultra“ goldrichtig. Unbedingt auch den saucoolen Comic-Abspann bis zum Ende gucken!
American Ultra – der Trailer