SLAYÖÖÖR. Eine Band. Ein Statement. Entweder liebt man Slayer. Oder man hasst Slayer. Etwas dazwischen gibt es nicht. Und ich glaube behaupten zu können, dass der größte Teil der ehrwürdigen Metalgemeinde diese eine Band liebt. Ich gehöre dazu. Slayer. Kult. Geschichten. Meine Mama, soviel kann ich sagen, hasst Slayer. Und manchmal, wenn ich mit meinem ramponierten Kastenwagen auf den elterlichen Hof gebrettert komme, Angel of Death auf Anschlag, fragt sie sich, was während meiner Erziehung nur falsch gelaufen sein könnte. Ich hingegen finde, meine Mama hat alles richtig gemacht. SLAYÖÖÖR. Bald ist ja wieder Muttertag. Da bekommt meine Mama ihr erstes Slayer-Album geschenkt. Sie wird sich freuen. Bestimmt.
Wacken. 2010. Slayer. Klar, ich war da. Ich wollte Slayer sehen. Nur leider – und ich weiß nicht, ob es so klug ist, dass hier öffentlich zu schreiben – habe ich es verkackt. Kurze Vorgeschichte. Im gleichen Jahr fand die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Deutschland besiegte England im Viertelfinale. 4:1. Und ich? Keine Ahnung von Fußball. Aber ne große Fresse. Kurz vor dem Slayer-Gig beim Wacken 2010 lernte ich einen Engländer kennen. Riesentyp. Breit wie der Amazonas. Nicht nur die Statur. Achsenvoll. Und ich mit meinem Gesicht daneben. Natürlich musste ich ihm erzählen, wie scheiße England Fußball spielt. Natürlich musste ich ihm sagen, dass es klar war, dass die deutsche Nationalmannschaft die Engländer wegputzt. Keine Ahnung, aber große Fresse… ich erwähnte es bereits. Nicht mehr lange bis zum Slayer-Auftritt. Er packte mich am Kragen. Fest. Schaute mich finster an. Seine Augen drangen durch mich durch. Böse Zungen behaupten, ich hätte mich vor Angst eingenässt, was allerdings nur Gerüchte sind. „And now my little German friend is war. You little stupid asshole.” Vielleicht hatte ich doch eingenässt.
Er zog mich fort. An den Rand des Festival-Geländes. Jede Entschuldigung meinerseits blieb ungehört. Irgendwann, vor einer Theke stoppte er. „Heidewitzka,“ dachte ich. „Vor den vielen Leuten wird er mich schon nicht töten. Verprügeln? Vielleicht. Töten? Nein.“ Ich sah schon Raining Blood vom Himmel fallen. Er ließ los. Ging zum Tresen. Sprach mit der Frau. Sollte ich flüchten? Abhauen? Feige sein? Nee. Die Frau am Tresen stellte zehn Becher auf die dafür vorgesehene Abstellfläche. Er, der Engländer, der Hüne, der Riese, blickte zu mir rüber. Ich ging hin. Er nahm den ersten Becher. Stürzte ihn in einem Zug hinunter, blickte zu mir runter und wies mich an, ich sollte es ihm gleich tun. Ich tat es. Ein Energy-Alkohol-Gemisch. Damals meinte ich, es wäre Wodka gewesen. Heute bin ich mir nicht mehr sicher.
5 Becher später war alles vorbei. Alles. Und würde ich nun sagen, ich könnte mich erinnern, wäre ich nicht dabei gewesen. Slayer spielten auf einer der Hauptbühnen. Meine Freunde und Kumpels waren da. Ich hingegen muss wohl über das Gelände gestolpert sein. Das Einzige, an das ich mich erinnern kann, war die plötzlich auftretende Kälte. Der Merch-Stand des W:O:A lag vor mir. Dem Mann an der Kasse rief ich zu: „Hol mir den hässlichsten Pullover den du finden kannst. Scheißegal.“ Zwei Stunden später und 50 Euro ärmer, kam ich an unserem Zeltplatz auf. An Schlaf war nicht zu denken. Hunger. Ich lief zurück zum Festival-Gelände und aß mich erst einmal satt. Slayer? Hatte ich nicht gesehen.
Wenn ich das nächste mal friere, ziehe ich die Black-Eagle Kapuzenjacke von Slayer an.
Geschichte wiederholt sich. Sagt man. In diesem Jahr, 2014, findet die WM erneut statt. Slayer haut auf dem Wacken wieder einen raus. Ich habe keine Ahnung von Fußball. Ich weiß nicht, ob Deutschland wieder gegen England spielen wird. Wenn dem der Fall sein sollte, werde ich dieses Jahr meine Fresse halten. Ich will Slayer sehen. SLAYÖÖÖR. Und sollte ich frieren, dann ziehe ich einfach meine Slayer-Jacke an. Diese hier, die ihr auf den Fotos sehen könnt. Die ist einfach genial. Eben ganz SLAYÖÖÖR.
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