Wovenwar - oder das Leben nach As I Lay Dying

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Wovenwar – oder das Leben nach As I Lay Dying

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AsILayDying-WithoutTimLambesis

As I Lay Dying sind Geschichte. Nach der Akte „Tim Lambesis“ schauen die verbliebenen Mitglieder einer neuen Zukunft entgegen. Mit Wovenwar gründete man eine neue Band. Mit Shane Blay fand man einen neuen Sänger und mit dem ersten Album „Wovenwar“ setzt man ein Zeichen. Nick Hipa, Gitarren-Virtuose und kreativer Kopf von As I Lay Dying, nimmt auch hier das Zepter in die Hand. In einem ehrlichen und offenen Gespräch spricht er über Lambesis, das Leben danach, aber auch alte Freundschaften und der Tatsache, die Musik nicht aufzugeben. 

Schön euch wieder auf der Spur zu sehen. Um ehrlich zu sein, will ich nicht groß über die Akte „Tim“ sprechen, da ich mir vorstellen kann, dass es euch mittlerweile nervt.

Nein, eigentlich nicht! Es gehört nun mal dazu.

OK, aber es geht ja um eine neue Band und diese soll im Fokus stehen.

Das macht Sinn [lacht].

OK, wo war ich? Ja, es soll um euch gehen. Sicher wird Tim hier und da fallen, was aber eher daran liegt, dass ich die Monate nach der Inhaftierung verstehen will. Denkst Du, wir können anfangen?

Klar, ich warte die ganze Zeit auf die erste Frage.

OK, als Tim inhaftiert wurde, war dies sicherlich ein Schock für euch. Kannst du mir den Moment nennen, als euch als Band klar war, dass sich ein Warten nicht lohnt und ihr letztendlich was Neues machen müsst?

Nun, da liegst du ganz richtig. Es war auf jeden Fall eine Überraschung für uns. Ich weiß nicht ob man von Schock reden kann, denn er hat sein ein paar Jahren einen anderen Weg verfolgt. Wir waren letztendlich nicht verwundert das etwas passierte, sondern eher was passierte. Damit haben wir nicht gerechnet obwohl wir wussten, dass er einen anderen Weg einschlug, der mit unserem nicht mehr auf einer Linie war. Es war irgendwie…[Stille]… abzusehen. [Er überlegt, schluckt laut und sucht nach Worten]…

Nun, wir haben alle unser ganzes Leben in As I Lay Dying gesteckt um Platten zu machen, Shows zu spielen und die Band nach vorne zu bringen. Dies zu gefährden durch diese Umstände, welche komplett außerhalb unserer Kontrolle lagen war wirklich schlecht. Es gab ja auch andere Bands mit ähnlichen Problemen, aber wir wollten As I Lay Dying nicht hinter uns lassen, denn unser ganzes Herzblut steckte in dieser Band, in unsere Band. Auf der anderen Seite waren wir gezwungen was zu machen und auch was anderes zu machen. Mit Rücksicht auf die Leute die diese Band liebten – und Tim liebte sie ebenfalls – konnten wir einfach nicht ohne ihn weiter machen. Diese Band bestand aus dieser stabilen Zusammensetzung aus uns 5 Jungs. Somit hatten wir eigentlich keine Chance was anderes zu machen als eine komplett andere Band zu gründen. Und so kam es ja dann auch!

TimLambesis

Lambesis wurde zu Haft verurteilt, die anderen Jungs machen mit Wovenwar weiter.

Aber habt ihr nie darüber nachgedacht, dass es einfacher wäre ihn vor die Tür zu setzen und nach einem anderen Sänger zu schauen?

Nein, nicht wirklich. Das kam uns nicht in den Sinn. Trotz seiner Inhaftierung und der letztendlichen Verurteilung, seinen privaten Umständen und Problemen, war er der Frontmann den alle Fans kannten und letztendlich auch das Gesicht. Er war so ein unfassbar großer Teil dieser Band. Obwohl wir auch die Musik geschrieben haben, war er eben das Aushängeschild und die Fans verehrten ihn auf ihre Art und Weise. Und wenn du genau diese Fans nun nimmst, kann ich mir vorstellen, dass es ungemein schwer ist, diese Band mit einem neuen Sänger zu erleben. Es wäre komisch, wenn ein neuer Kerl seine Songs singt. Und ganz ehrlich, für uns wäre es ebenfalls komisch gewesen. Wir sahen dies einfach nicht als eine gute Lösung an, standen nicht dahinter und wollten es somit nicht. Zusätzlich kommt noch hinzu, dass durch die Texte Tim sich durch sein Handeln selbst ruiniert hat und wir natürlich auch nicht einfach da weiter machen konnten und wollten. Es musste quasi ein sauberer Schnitt gemacht werden. Wir wollten es hinter uns lassen und mit neuen Dingen was Neues schaffen.

Nun haben sich ja alle Mitglieder wieder bei Wovenwar eingefunden. Gab es jemals Diskussion darüber, dass der ein oder andere eventuell nicht mitmacht und sich ganz anderen Aufgaben widmet? Oder gab es Parteien, die eher den Plan verfolgten, As I Lay Dying weiter zu verfolgen? Egal in welcher Konstellation.

Nein, nicht wirklich. Es gab nur zwei Dinge die feststanden, als wir uns nach der Sache wieder getroffen haben. Das erste war, dass As I Lay Dying beendet wurde durch Taten, die wir nicht getan hatten. Es war alles nicht unter unserer Kontrolle, wir konnten nichts dran ändern und mussten quasi die Band so zurücklassen, wie sie Tim in Missgunst gebracht hat. Das andere war, dass wir alle musikalisch sehr harmonieren und wir ein eingespieltes Team sind. Wir verstehen uns und sind mehr als nur eine Band. Diese Beziehung wollten wir aufrecht erhalten und genau in der Konstellation wie zuvor. Wir haben gesagt, dass wir weitermachen wollen. Und daraus resultierte die Tatsache, dass dies nur machbar ist mit einer neuen Band und mit neuem Namen.

NickHipa-Serious

Nick Hipa nahm sich Zeit Rede und Antwort zu stehen.

OK, aber wann habt ihr dann Wovenwar genau gegründet? Die Frage hast du mir vorhin nicht genau beantwortet?

Echt? Bin ich abgedriftet?

Ein bisschen, was aber auch voll OK ist und meine Frage vielleicht unglücklich war.

Nein, sicher nicht. Aber ich denke, dass ich da einfach manchmal abschweife. Es haben sich so viele Dinge ereignet und dies dann gebündelt zu erzählen ist schwer.

Was ich vollkommen verstehe. Wir haben aber Zeit…

Das freut mich, dass du dir die Zeit nimmst. OK, wo waren wir?

Bei der Frage wann genau ihr euch gegründet habt

Ich denke es war im Juni 2013. Direkt zu Beginn des Monats. Da haben wir angefangen und Demos zuzuschicken.

Aber ohne Sänger, oder?

Genau, es waren nur wir vier und wir haben an Songs und Ideen gearbeitet. Wobei es eher ein Austausch war. Das lief eigentlich so ab wie es immer ablief. Wir schreiben Musik, tauschen uns aus und sprachen hier und da über Details. Shane kam erst später dazu.

Wie habt ihr Shane denn gefunden? Er singt ja bei Oh, Sleeper, die ich sehr schätze und liebe.

Für uns war es vielleicht eine sehr logische und leichte Sache. Shane und ich sind seit mehr als 15 Jahren befreundet. Shane und ich wohnten unweit von einander entfernt. Wir kannten uns von Konzerten und solchen Dingen. Wir haben immer in unterschiedlichen Bands gespielt, die zusammen Konzerte gegeben haben, aber dann auch in einer gemeinsamen Band gespielt. Er und ich waren die Gitarristen in der Band. In unserer ersten Band, die es sogar zu einer kleinen Tour gebracht hat. Als Evelyn damals sich trennten ging Shane zu Between The Buried And Me und ich zu As I Lay Dying im Jahre 2003 oder so. Somit haben Shane und ich eine gemeinsame musikalische Vergangenheit als Gitarristen und dies hat uns zu sehr guten Freunden gemacht. Auch als jeder von uns seine neue Band hatte sind wir stets in Kontakt geblieben und haben gemeinsam Musik geschrieben. Einfach zum Spaß und weil wir Musik lieben. Somit hatten wir ein paar Ideen an denen wir gearbeitet haben. Als das mit As I Lay Dying passierte hatten wir immer noch sehr intensiven Kontakt. Ich wäre niemals drauf gekommen, aber im Juli oder so, meinte Josh sowas wie ‚weißt du was? Shane ist ein sehr talentierter Gitarrist und begnadeter Sänger. Wieso bauen wir nicht unsere Songs um, dass sie zu ihm passen?‘. Das war zu einem Zeitpunkt als wir nur Musik geschrieben haben und letztendlich hatten wir keine Idee, wie wir das mit dem Gesang machen wollten. So haben wir die Idee den anderen Jungs vorgestellt und sie waren völlig aus dem Häuschen. Sie kannten alle Shane über mich, wussten was er kann und fanden den Gedanken großartig. Also haben wir Shane angerufen, er fand die Idee auch super und wollte es mal probieren und zum Schluss waren alle zufrieden. So fing das mit Shane an.

Aber wie ist Shane dann letztendlich zur Band gestoßen?

Im Juni kamen die Ideen. Aber wir hatten noch keine Richtung und auch keinen Bandnamen. Shane war im Juli und August überwiegend auf der Warped Tour unterwegs. Also haben wir zuerst nur Demos geschickt und er zurück. Ende August kam er dann zu uns und wir haben dann zum ersten Mal Demos zusammen aufgenommen. Da konnte er dann mit Josh zusammen am Gesang schrauben. Es war schnell klar, dass wir was Neues hatten, was gleichzeitig vertraut klang.

Habt ihr dann mit Shane zusammen wieder von vorne begonnen, was das Songwriting angeht. Oder wurden diese Demos noch umgebaut?

Als Shane dann kam, hatten wir 6 oder 7 Songs aus denen er wählen konnte. Wir haben ihn auch direkt gefragt, was ihn davon anspricht. Mit was er sich identifizieren konnte. Wir haben ihn gefragt, ob es Elemente gibt, die er weglassen würde oder welche die ihr gut findet. Manche Sachen wurden dann umgeschrieben, denn er ist ein genialer Songwriter. An diesen Songs haben wir uns zu den anderen Songs hin entwickelt. Wir hatten ein Grundgerüst, welches allen gefiel und wussten, in welche Richtung es laufen sollte. Uns war eben wichtig, dass wir nicht einen Sänger anstellen, der unsere Musik singt. Nein, wir wollen ihn einbeziehen und fanden es wichtig, dass er aktiv an der Sache beteiligt ist. Es sollte uns allen gefallen und nicht unsere Band sein, die er als Sänger begleitet. So haben wir es auf die alte Tour gemacht im Proberaum. Wir haben was gespielt und dann darüber nachgedacht und diskutiert, wie man es verbessern könnte. Und das Spiel ging so lange bis es allen gefiel. Erst dann war ein Song fertig. So stellte sich auch das Gefühl ein, dass wir eine richtige und traditionelle Band sind.

Wovenwar-Band

Wovenwar wagen den Sprung in Richtung epischer Musik.

Nun habt ihr im Vergleich zu As I Lay Dying doch einen anderen Sound. Wovenwar ist episch und dramatisch. Versteh mich nicht falsch, ich mag die As I Lay Dying Sachen, aber ich finde Wovenwar noch besser,

Wow

Wie?

Ich habe ‘Wow’ gesagt

Wieso?

Ich finde es sehr schmeichelhaft was du gesagt hast. Es kommt nun das ein oder andere Feedback, aber so eins hatten wir noch nicht.

Nun, das liegt sicherlich auch daran, dass ich ein großer Oh, Sleeper Fan bin und diesen Kontrast aus hart und soft da ja schon schätze.

OK, das mag sein, aber du hast auch gesagt, dass du es besser als As I Lay Dying findest und das fasse ich als ein großes Kompliment auf. Schliesslich war das die Band hinter der ich so viele Jahr stand und immer nach vorne bringen wollte. Das bedeutet mir sehr viel. Danke!

Gerne. Wie schon gesagt, ich finde es toll da es so facettenreich und nicht immer voll auf die Zwölf ist. Gab es keine Diskussionen hinsichtlich des Sounds? Man könnte doch annehmen, dass es für den ein oder anderen zu fern von dem ist, was ihr seither gemacht habt.

Ich denke, wenn eine Band ihren Sound verbessert, konzentriert sie sich auf die Stärken der einzelnen Mitglieder. Bei AILD war es so, dass wir die Musik gemacht haben, die die Stärken von allen ausgespielt hat. Hinsichtlich des Gesangs gab es nur gewisse Sachen, die wir umsetzen konnten. Daraus resultierte dann letztendlich auch, dass die Musik schnell und hart sein musste. Eben aggressiv um direkt nach vorne forciert zu sein. Wir waren alle damit zufrieden, den jeder konnte seine Stärken dennoch ausleben. Shane ist so ein unfassbares Multitalent. Er ist ein talentierter Gitarrist, ein guter Songwriter und er hat eine großartige Stimme. Er singt einfach gut, obwohl er auch schreien kann. Aber meiner Meinung nach ist sein wahres Talent der Gesang. Durch seine Talente ist es uns aber möglich, viel mehr zu machen. Sowohl rhythmisch, als auch hinsichtlich der Dynamik. Ich denke, dass ein Song viel mehr Potential hat, wenn man ihn auch singen kann. Uns fiel immer wieder auf, dass wir durch ihn mit viel mehr Elementen arbeiten konnten als vorher. Wir haben zwar immer versucht uns zu verbessern und neue Wege zu gehen, aber durch Shane haben wir als Musiker nun einen ganz anderen Ausgangspunkt. Wir konnten somit unsere bisherigen Stärken wie schnelle Drums und Riffs ausleben, Songs dann aber auch wieder runterfahren und mit melodischen Elementen bereichern. Zu Beginn haben wir viel experimentiert um zu schauen, was für jeden von uns spielbar ist. Dies war einfach ein sehr spannender Prozess, der darüber hinaus noch Spaß gemacht hat. Und ich denke, dass dies letztendlich zu diesem Album geführt hat, welches wir mit As I Lay Dying niemals hätten machen können.

Bedeutet dies dann im Umkehrschluss, dass As I Lay Dying durch den Gesang limitiert war? An den Musikern lag es ja dann anscheinend nicht?

Ich würde nicht… [zögert]…Ich würde nicht….[Pause]…Ich würde nicht sagen… limitiert, denn das lässt es so aussehen als ob…. [Stille] Nun, auf eine gewisse Art hast du recht. Aber das war eben das, was wir gemacht haben. Das war unser Sound und das war auch OK für uns. Wir waren die Band und wir haben immer versucht das Beste aus der Band herauszuholen. Ich denke, dass wir uns im Klaren darüber waren, dass wir gewisse Bereiche nicht abdecken konnten, aber das war eben das, was wir gemacht haben und da standen wir auch dahinter. Wir haben mit As I Lay Dying immer 100% gegeben und waren stolz darauf, obwohl wir hinsichtlich der Stimme unsere Grenzen hatten. Mit der Sache jetzt sind wir geradezu wie ein Segelschiff, welches auf den offenen Ozean fährt und gerade erst den Hafen hinter sich gelassen hat. Offensichtliche Grenzen gibt es nicht und das wirkt sich natürlich auch auf uns als Musiker aus. Als Musiker hatten wir nun die Chance dies zu machen, was uns bis an unsere Grenzen bringt. Aber hier sind wir zu Hause.

Lass uns mal über das letzte Jahr reden. Anscheinend habt ihr innerhalb von einem Jahr die Band gegründet, die Sachen geschrieben und aufgenommen. Schließlich habe ich das Album nun. Die Frage die sich mir stellt: Wie geht das? Andere Bands brauchen alleine Jahre um ein paar Songs zu schreiben?

Ich denke, dass dies letztendlich nur darauf zurück zu führen ist, dass die Sachen eben funktioniert haben und das ganze irgendwie von selbst gewachsen ist. Natürlich gab es noch glückliche Sachen wie die Verfügbarkeit unseres Produzenten oder die Tatsache, dass Shane sehr schnell bei den Aufnahmen war. Aber die Tatsache, dass wir unser ganzes Leben schon Musik geschrieben haben und darin natürlich auch eine Routine entwickelt haben, ist ein Faktor. Natürlich brannten wir regelrecht darauf wieder Musik zu machen, denn letztendlich ist Musik auch eine Art sich auszudrücken und mit gewissen Dingen umzugehen. Man kann da so viel reinstecken. Manchmal ist es sogar so, dass du nicht die Worte findest etwas zu beschreiben, aber mit Musik ist es machbar. Also haben wir geschrieben, geschrieben und nochmals geschrieben. Wir hatten so viele Ideen. Als dann Shane kam, nahmen wir diese Ideen, bauten sie quasi um ihn herum und entwickelten dann die Sachen weiter. Das Schreiben war somit nicht der schwierige Teil der Sache. Der komplizierte Teil war auszuwählen, welche Songs wir nehmen, welche wir weiterentwickeln als Band und wie wir manche Songs einfach umsetzen. Wir haben eben auch Riffs geschrieben, die perfekt zu As I Lay Dying gepasst hätten, aber nicht zu Wovenwar. Wir mussten differenzieren was wir als Wovenwar wollen und was auch zu Shane passt. Und ja, er musste natürlich auch damit zufrieden sein. So haben wir immer Songs aufgebaut, um sie letztendlich wieder umzubauen. Und das ging ein paar Monate so. Als dann der Produzent Bill Stevenson noch kam und meinte, dass er im Dezember nur für ein paar Wochen Zeit hat, wurde der Zeitplan dingfest gemacht. Wir mussten es also dann machen, was dazu führte, dass wir noch mehr Energie in die Sache gesteckt haben. Und das hat natürlich nur deshalb geklappt, dass wir schon mehrere Alben gemacht haben und letztendlich wussten, wie wir zu arbeiten haben, dass Alles noch klappt.

Somit landeten die 15 Songs auf dem Album. Gibt es eigentlich noch mehr?

Alles was wir aufgenommen haben, ist auf das Album gekommen. Es gibt also keine B-Seiten oder solche Sachen. Geschrieben haben wir ungefähr 30 Songs. Manchen wurden aber schon in der Vorproduktion fallen gelassen, andere noch früher, weil wir wussten, dass sie nicht so ins Konzept passten, welches wir ja komischerweise noch gar nicht hatten.

Nun sprechen wir von ganz neuen Songs, oder sprechen wir von Songs, die vielleicht für ein nächstes As I Lay Dying Album vorgesehen waren? Bei manchen Songs erkennt man eure Herkunft ja doch schon sehr.

Ich würde sagen, dass 90, nein 95, ach, das reicht nicht! Also ich würde sagen, dass 98% der Songs ganz neu sind. Da ist ein Riff bei „Matter Of Time“ was Phil vor geraumer Zeit schon geschrieben hat und mir sagte, dass ich es mal checken soll. Ich fand des gut und sagte ihm, dass er es unbedingt abspeichern soll. Aber es gibt auch Songs wie „Father Son“, der auf einem Gitarren-Riff basiert, welches ich Shane gezeigt habe mit meiner Akustikgitarre. Das Riff ist sicher schon 8 oder 9 Jahre alt. Ich habe es ihm gezeigt in seinem Haus und er war von den Socken. Als wir nun an Wovenwar gearbeitet haben, meinte er, ob ich mich noch an Riff von damals erinnern könnte. Er fand es immer noch gut und es passte einfach. Bei beiden Beispielen waren es alte Ideen, die wir dann zu Songs ausgearbeitet haben.

Ihr seid wieder bei Metal Blade gelandet. Liegt es daran, dass Brian Slagel so ein unfassbar netter Typ ist und gab es noch alte Verträge, die man erfüllen musste?

Nein, es gab nichts dergleichen. Das ist wirklich aus Liebe und Respekt zu diesem Label. Wir sind sehr stolz, dass wir ein Teil von ihnen sein können. Was ich bei den Jungs schätze ist die Tatsache, dass alle absolute Musikliebhaber sind. Du kannst mit Brian über alte Musik sprechen, von der er ein Teil ist. Aber genauso kannst du dich mit ihm über Bands unterhalten, die er einfach nur spannend findet. Und so funktioniert jeder bei Metal Blade. Als wir nun das Ding hier gestartet haben, war Brian direkt begeistert. Shane hat sich dann sehr dafür eingesetzt, dass wir dort unterschreiben, denn unsere langjährige Beziehung wollten wir beibehalten, Shane aber auch bei der Entscheidung einbeziehen. Und er war hierbei die treibende Kraft.

Wenn ich nun den Bogen zu den Texten bekommen will, wäre das möglich? Manchmal wollen und können Gitarristen nichts dazu sagen, da sie denken, dass sie den Sänger arbeitslos machen. Also konkret: Um was geht es denn in den Texten?

Der Großteil der Texte handelt von Hindernissen in unseren Leben. Sowohl in der Vergangenheit von Shane, als auch in unserer. Shane wurde durch unsere Probleme berührt, aber er hatte selbst einige Probleme, Herausforderungen und Umstände, die ihn getroffen haben. Sei es mit privater Natur, aber auch mit Oh, Sleeper. Obwohl wir verschiedene Leben hatten würde ich sagen, dass wir jeweils in einer Parallelwelt gelebt haben. Wir sind einfach gute Freunde und als es an das Schreiben der Texte ging, konnten wir viele Situationen festmachen, in denen beide Seiten Probleme und Hindernisse in ihrem Leben vorgefunden haben. Es gab so viele Situationen in denen der eine zum anderen sagte ‚kannst du dich daran noch erinnern als das passierte‘. So haben wir uns nochmals geschildert, wie es dazu kam, wie man sich fühlte und wie man sich aus diesen Situationen gekämpft hat. Manchmal haben wir aber auch über unterschiedliche Umstände geschrieben, die letztendlich die gleichen Effekte hatten. Das ist toll an den Texten, denn du kannst sie so unterschiedlich deuten. Sie wurden ja letztendlich von mehreren Personen geschrieben. Ein durchgängiges Thema ist aber der Optimismus und das Positive, denn das repräsentiert uns am besten wie ich denke. Denn durch diese ganzen Umstände haben wir gelernt auch das Positive aus Dingen zu ziehen, die uns zuerst aussichtslos erschienen und wir nicht in diesen Situationen versacken wollten.

Oh-Sleeper

Shane – in der Mitte zu sehen – ist auch noch bei Oh, Sleeper an Bord. Das bleibt auch so!

Sind Oh, Sleeper groß in Amerika, weil du eben von Oh, Sleeper im Zusammenhang mit Problemen von Shane gesprochen hast?

Nun, ich würde sagen, dass sie viel erreicht haben. Sie hatten es nicht immer leicht. Es gab viele Umstrukturierungen. Shane und Micah sind die einzigen Konstanten. Shane steht aber zu 100% hinter der Sache und somit war es für ihn nicht einfach. Er musste sich viel mit Line-Up Veränderungen auseinander setzen, was natürlich den Fokus für eine Weiterentwicklung erschwert.

Also gibt es auch keinen Ausstieg seitens Shane bei Oh, Sleeper? Es gibt ja immer wieder Fälle, in denen ein Sänger sich zwischen Bands entscheiden muss. Alissa für Arch Enemy, Eddie für Suicide Silence und so weiter.

Nein, diese Diskussion hatten wir bevor die Sache richtig ins Rollen kam. Wir haben sehr lange darüber gesprochen und Wovenwar ist unsere Hauptaufgabe. Sicherlich wird er wieder was mit Oh, Sleeper machen, aber die Jungs haben neben der Band auch immer was anderes gemacht. Und letztendlich sprechen wir nur von Micah und Shane. Und wir sind nun so lange schon im Geschäft, dass wir zu 100% hinter der Sache stehen. Das gibt Shane auch einen Rückhalt und er ist sehr froh darüber. Und im Moment liegen Oh, Sleeper eh auf Eis. Er wird sich aber nicht gegen Oh, Sleeper entscheiden müssen und weiter sein Ding machen können.

TimLambesis-Live

Wenn man der Sache glauben kann, dann ist Tim im Moment alleine As I Lay Dying.

Aber AILD als Band sind Geschichte?

Es ist komisch wie alles kam und wie Tim gehandelt hat. Es gab niemals ein Gespräch darüber, wie man die Sache beendet oder ein Gespräch, wie nun wer genau aussteigt. Gegen Ende seines Hausarrestes war klar, dass es keinen Sinn macht auf etwas zu warten, denn er ging ja ins Gefängnis. Es ging auch nie um die Band, sondern um die Menschen in der Band. Diese machen sie aus. Und wir wollten auch nicht der Sache einen Namen geben, sondern sie so hinter uns lassen, wie sie nun war. Ich denke, dass gewisse Dinge keine großen Worte benötigen, sondern durch die Taten schon klar und deutlich sind. Manchmal muss man einfach loslassen und sollte sich nicht umdrehen. Sicherlich geht das bei uns nicht, aber wir schauen nach vorne.

Nach vorne schauen bedeutet in deinem Falle aber auch ganz von vorne anfangen zu müssen. Ihr müsst euch einen Namen erspielen und Auftritte finden eventuell in kleineren Schuppen statt als bisher. Ist es für dich nicht schwieriger wieder bei Null anzufangen mit einer Band, wenn man sich über all die Jahre so einen Namen erspielt hat?

Auf jeden Fall. Wir sind nun älter. Wir haben unser ganzen Leben mit dieser Band verbracht und es war harte Arbeit sie zu dem zu machen, was sie war. Und das war somit noch viel härter mit ansehen zu müssen, wie sich die Sachen dann entwickelten. Auf der anderen Seite war uns klar, was wir im Leben lieben und das ist nun mal Musik. Wir lieben es Musik zu schreiben und all das ganze Zeug, was zu einer Band noch so gehört. Wenn dies aber nun bedeutet, dass erneut 10 harte Jahre vor uns liegen, dann sind wir glücklich, dass wir das noch machen können. Solange ich Musik machen kann, die dich und mich bewegt, so lange werde ich Musik machen. Es ist eine große Ehre dies machen zu können und zu dürfen.

Und es gab nie Gedanken den ganzen Kram hinzuwerfen? Also so komplett aus der Musikbranche zu verschwinden oder sich hinter ein Produzentenpult zu setzen?

Nein, noch nicht. Wenn manche Bands sich auflösen, haben sie oft nicht mehr die Liebe um das mit einer Band zu machen. Wir sind aber noch immer aufgeregt und finden es spannend Musik zu machen. Dieser wichtige Teil in uns ist auch nach den ganzen Vorkommnissen nicht gestorben. Aber wenn sich Niemand für diese Band interessiert und wir normale Jobs machen müssen, selbst dann werden wir noch Musik machen und Alben aufnehmen. Solange ich lebe, werde ich Musik machen. Die letzten 10 Jahre hatte ich den Beruf Musiker, was total geil ist. Wenn ich es aber nicht mehr als Beruf ausüben kann, suche ich mir einen Job und werde dennoch Musik machen, nur weil ich sie liebe. Und im Moment bin ich ja erst 31.

OK, also weiter mit einer neuen Band. Nun, das könnte aber auch bedeuten, dass Wovenwar sich an As I Lay Dying messen lassen müssten und dies nicht immer positiv ausfallen wird, was die Leute dann von sich geben. Respekt oder sogar Angst davor?

Ach, wir erwarten das. Sicherlich müssen wir erst kleine Shows spielen und einiges aufbauen. Ich denke, dass Menschen immer das schützen wollen, was ihnen etwas bedeutet. Sicherlich wird es Leute geben die uns nicht mögen, weil sie auf die ganz schnellen Parts stehen und headbangen wollen. Und das ist auch OK. Wenn jemand aber unsere musikalische Reise mitmachen will, der ist herzlich willkommen und wird mit offenen Armen empfangen. Die, die uns kritisieren wollen können das auch tun. Denn, wenn sie Wovenwar nicht mögen und As I Lay Dying gut fanden, dann muss ich diesem Menschen auch sehr dankbar sein. Wir haben eine solche Loyalität erfahren und insbesondere in Deutschland, dass es für mich auch immer wieder ein riesiger Spaß ist in Deutschland zu spielen. Egal ob es auf einem großen Festival ist oder nun auf einer kleinen Clubshow. Und wenn diese Kritiker weiterhin As I Lay Dying unterstützen, dann bin ich ihnen sehr dankbar, da sie etwas schätzen, was ich mit erschaffen konnte. Sie sind ein Teil meines Lebens und dafür bin ich sehr dankbar. Somit: Wer uns nicht mag, muss uns auch nicht mögen. Ich werde das auch so akzeptieren.

NickHipa-Live

Hipa wird auch bei Wovenwar auf der Bühne Alles geben.

Was kann ich denn auf einer Show von euch erwarten? 15 Songs, aber wie kommen diese komplexen Sachen auf den punkt?

Es wird sehr in die Richtung des Albums gehen und das auch eine sehr natürliche Art und Weise. Musikalisch besteht das Album aus geschichteten Gitarren. Durch die Tatsache, dass Shane ein guter Gitarrist ist, kommen wir letztendlich mit 3 Gitarren auf die Bühne. Neben dem Gesang spielt er fast immer auch noch eine Gitarre mit. So können wir die Gitarrenarbeit auch anders aufstellen, denn nun haben wir eine mehr auf der Bühne. Das Zweite, was die Band so interessant machen dürfe ist Josh. Er hat eine unfassbar gute Stimme und diese harmoniert super mit der von Shane. Josh singt auch ungefähr 80% der Sachen zusammen mit Shane. Wenn du denkst, dass du auf dem Album nur Shane hört, dann kannst du dir sicher sein, dass Josh ebenfalls singt. Du wirst dann zwei Sänger sehen und 3 Gitarren und das macht eine Show sicher aus.

Die neuen Pläne?

Wir versuchen nun erst mal das Ding zu veröffentlichen. Aber wir freuen uns schon auf das neue Songwriting. Letztendlich haben wir aber noch nicht darüber gesprochen, da nun auch Konzerte anstehen. Ich denke aber, dass das neue Album dann auch etwas härter ausfallen könnte, denn Shane steht auch auf harte Parts und er kann es ja. Aber das sind Gedanken, die mir eben durch den Kopf schiessen und wir noch nicht darüber gesprochen haben. Wir werden sehen.

Autor: Peter

Ich schreibe seit 2009 für EMP, von Produkttexten über Reviews bis hin zu Beiträgen im Blog. Meine größte Passion ist meine Familie und die Fotografie sight-of-sound.de!. Ich lebe in Hamburg, liebe Platten, Filme, Konzerte und gute Bücher. Musikalisch bin ich weniger engstirnig, denn letztendlich muss Musik gut gemacht sein und mich packen!

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