Slipknot erklimmen das Treppchen. Auf Platz 3 hinsichtlich der Jahrescharts kommt die Band aus Iowa. Mit „We Are Not Your Kind“ meldet man sich zurück. Meisterhaft umgesetzt, eine Mischung aus allen Phasen der Band und doch jede Menge innovativer Neuerungen. Slipknot wissen, wie sie die Maggots bei Laune halten!
Wie verstörend was die Sache mit Slipknot doch damals. 9 maskierte Typen, die sich geradezu auf der Bühne austobten und kurzerhand alles kurz und klein schlugen. OK, wenn sich nicht einer der Protagonisten der angedeuteten Selbstbefriedigung hingab. Das selbstbetitelte Debüt wurde ungläubig im Freundeskreis herumgereicht und die meisten Hörer standen sprachlos vor ihrer heimischen Stereoanlage. „Was um alles in der Welt ist dies?“ ging einem „aber das ist unfassbar fett“ voraus. Der Nu Metal grassierte, stockte aber irgendwie bereits wieder. Zu ähnlich klangen diese Bands und zu banal war das Songwriting. Bis eben Slipknot kamen und kurzerhand die Axt schwangen. Auch das Album „Iowa“ war ein brutales und wüstes Album. Songtitel wie „People = Shit“ wurden gefeiert und sind heute noch mehr als präsent auf Shirts. Slipknot haben den Nerv der Zeit getroffen und dies war auch notwendig. Wer weiß schon, wie es dem Nu Metal sonst ergangen wäre.
Slipknot werden aber dem dritten Album zugänglicher
Das dritte Werk „Vol. 3: (The Subliminal Verses)“ liebäugelte mit dem Kommerz. Man fand einen breiteren Soundteppich und agierte bedachter. Selbstredend war die Kernaussage immer noch die alte, aber eben massenkompatibler. Eine logische und sicher nicht mal bewusst eingeläutete Neuausrichtung der Band. Corey Taylor zeigte sich auch stimmgewaltiger und man konnte erahnen, was in dieser Kehle schlummert. „Duality“ schaffte es hierzulande sogar weit nach oben in den hiesigen Charts. Doch was nun mehr Menschen freute, war so mach anderem Fan ein Dorn im Auge. Das Öffnen für die breite Masse bedeutete für viele Fans im Umkehrschluss, dass eine gewisse Aggressivität verloren ging. Und dies wurde der Band negativ ausgelegt. Schließlich hatte Taylor mit seiner Band Stone Sour schon eine Rock-Band, der er sich stimmlich verwirklichen konnte. „All Hope Is Gone“ änderte nichts an der Sichtweise der alten Fans. Leider!
„We Are Not Your Kind“ ist härter als der Vorgänger
Bedingt durch den Tod von Paul Gray stand es nach „All Hope Is Gone“ eh nicht sonderlich gut um Slipknot. Die Band aus Iowa hatte einen derben Tiefschlag erlitten, sah sich mit Kritik am Sound konfrontiert und schien etwas ratlos, was die Zukunft der Band betraf. Doch mit „.5: The Gray Chapter“ zeigten sich Slipknot so gut wie noch nie. Zumindest ist dies meine Meinung. Die Band verstand es ihre Trademarks einzubauen, jedoch ein Album zu veröffentlichen, welches das Andenken von Paul Gray ehrte. Slipknot nutzten die Umstände und erfanden sich wieder neu. Und die Kritik blieb weitgehend aus, was sicherlich auch am Grund dieses Albums lag. Nun erschien dieses Jahr das sechste Album von Slipknot. Personelle Umstrukturierungen gab es wieder, welche „We Are Not Your Kind“ begleiteten. Doch der Ausstieg von Chris Fehn sollte sich nicht stark auf den Sound des Albums auswirken.
Eine bunte Mischung aus allen Phasen der Band wird serviert
Bereits die Vorab-Single „Unsainted“ machte klar, dass Slipknot wieder „back on track“ sind. Mit mehr Wahnsinn und aggressiver zu Gange, mauserten sich Slipknot direkt wieder zum Gesprächsthema Nummer 1 im Netz. Nach dem choralen Intro stampft die Truppe unbarmherzig durch die Spielzeit. Taylor zeigt sich bissig und wütend, um dann kurzerhand sein anderes Gesicht zu zeigen. Engelsgleich agiert der Mann und verdeutlicht, dass er wirklich eine begnadete Stimme hat. Repetitive Gitarrenarbeit, die den Groove untermauert und mit Hooks ausgestattet, gibt es direkt Slipknot satt. „Birth Of The Cruel“ ist ein famoses Percussion-Feuerwerk, welches das Können der Drummer herrlich in den Vordergrund stellt. Corey Taylor selbst brüllt sich bei „Solway Firth“ die Seele aus dem Leib, während „Red Flag“ derart treibend daher kommt, dass man von einer Treibjagd sprechen muss. Corey flucht und schimpft, keift und shoutet. Herrlich! Genauso hat man es sich erhofft.
Mit 14 Songs aufs Treppchen in diesem Jahr
„Not Long For This World“ zeigt sich Hymnen-artig, während „My Pain“ dem Titel entsprechend sich eindringlich und zeigt. Mit Synthesizer hier und Samples da, wird dem Hörer ein durchweg starkes und abwechslungsreiches Album geboten. Der Sound ist sauber und weniger aufpoliert, wie man es schon bei Slipknot erleben musste. Vielmehr zeigt sich dieser satt, rund und detailliert. Von einer warmen und ausgeglichen Produktion darf man sprechen, welche die 14 Songs ins richtige Licht setzen. Kurzum „We Are Not Your Kind“ ist ein phänomenales Album und unser Platz 3 in den Jahrescharts!